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Sekundarschule Austausch nach englischem Vorbild

Die evangelische Sekundarschule in Haldensleben geht mit Schulversammlungen einen besonderen Weg. Das soll die Gemeinschaft fördern.

Von Alexander Rekow 22.03.2017, 00:01

Haldensleben l Als Pia Kampelmann die Tür zur rappelvoll gefüllten Aula der evangelischen Sekundarschule öffnet, warten bereits 267 Schüler, Lehrkräfte, Sekretärin und Hausmeister mucksmäuschenstill auf ihre Schulleiterin. Es ist wieder Zeit für die Schulversammlung der Einrichtung auf dem Süplinger Berg in Haldensleben – ein Austausch zwischen den Schülern aller Jahrgangsstufen und ihren Lehrkräften.

Wie Pia Kampelmann erklärt, dienen die wöchentlichen Schulversammlungen an jedem Freitag den Schülern und Lehrkräften unter anderem zur Ideenfindung, Aufgaben und Zuständigkeiten werden besprochen oder auch kleine Geburtstagsgrüße übermittelt. „Das stärkt das Demokratieverständnis der Schüler und gibt jedem Einzelnen Wertschätzung“, weiß die Schulleiterin. Sie brachte die Idee aus England mit nach Haldensleben. „Ich habe in England studiert und unterrichtet – dass ist da gang und gäbe“, sagt Kampelmann. Die Versammlungen der evangelischen Sekundarschule sind allerdings nicht so streng ausgelegt wie bei den Briten. In Haldensleben sollen sie primär dem Gemeinschaftsgefühl dienen – aber auch jeder Einzelne sei wichtig.

Pia Kampelmann nutzt die Schulversammlung an diesem Tag auch als Gelegenheit, um drei angehenden Lehrern, die derzeit ihren einmonatigen Praxisteil zum Lehramtsstudium in der Sekundarschule absolvieren, die Chance zu geben, vor allen Schülern zu sprechen. Die Studenten bestätigen, dass eine Gemeinschaft wie die der Haldensleber Einrichtung nicht der Normalfall sei. Die angehenden Lehrer erhalten unter Beifall der Schüler T-Shirts als Erinnerung an die Schule. Für so etwas ist die Schulversammlung da. Auch für einen Hinweis auf ein bevorstehendes Konzert, das den Schülern von einer Lehrerin angekündigt wird. Die Schulversammlung, so Pia Kampelmann, sei aber nicht nur für Positives offen, sondern auch für Kritik.

So nutzen Lehrkräfte die Versammlung beispielsweise, um auf Versäumnisse einzelner Schüler zu verweisen, auf schmutzige Ecken, die nach einer Reinigung rufen, oder, um Termine zum Nachsitzen bekanntzugeben.

Selbst die weltpolitische Lage findet in der Haldensleber Schule Erwähnung. „Wenn ein globales Thema wie Terroranschläge die Schüler beschäftigt, wird auch das angesprochen“, sagt Pia Kampelmann.

Nachdem schließlich die Lehrkräfte ihre Punkte bei der Versammlung an- und besprochen haben, sind die Schüler dran. Damit nicht alle durcheinander sprechen, übernehmen die jeweiligen Klassensprecher am Mikrofon das Wort. So informiert unter anderem der zwölfjährige Jacob Heinz im Namen seiner Klasse 6b, dass ein Schloss zu einem Zimmer defekt sei. So wie Jacob Heinz bekommen alle Klassensprecher die Möglichkeit, Dank, Lob, Kritik oder Anregungen loszuwerden – ohne dass Lehrkräfte das Wort ergreifen. „Nichts fördert die Schulgemeinschaft wie diese Versammlungen“, freut sich Kampelmann über die Teilhabe aller.

Zum Ende der Schulversammlung singen Lehrer und Schüler noch gemeinsam mit dem Schulchor, ebenfalls um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Hier konnte sich Student André Pfafenrot noch einmal beweisen, als er die singenden Schüler am elektronischen Schlagzeug begleitete, während sein Kollege Hardy Schulze auf der Klampfe spielte.