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Silvesterdienst Sie arbeiten, wenn andere feiern

Immer im Dienst: Wirte, Sanitäter oder Pflegedienst. Auch in Flechtingen mussten viele arbeiten, wenn andere gefeiert haben.

Von Anett Roisch 02.01.2018, 00:01

Grauingen/Calvörde l Wenn die Frauen in ihr schönstes Abendkleid schlüpfen und die Männer die Plastiktüte mit Feuerwerkskörper füllen, stecken viele Menschen, die in der Gastronomie arbeiten, wie Köche, Kellner und Barkeeper, schon im Stress. Auch im Gasthaus in Grauingen laufen die Vorbereitungen für die Silvesterparty auf Hochtouren. „An den Feiertagen im Dienst sein – das gehört einfach zum Job dazu“, erklärt Gastwirt Günter Schönborn, während er den Eisbecher mit Sahne und Kiwis krönt. Seit seinem 17. Lebensjahr ist der Wegenstedter in der Gastronomie tätig. Der 61-Jährige blickt zurück und sagt: „Einen schöneren Beruf kann ich mir nicht vorstellen. Ich würde es wieder tun.“ Nach seiner Ausbildung war Schönborn zehn Jahre in Dresden tätig. „Dann habe ich meine Frau kennengelernt. Wir haben zwei Kinder“, erzählt der Wirt.

Durch Zufall seien seine Frau und er dann als Wirtsleute in Grauingen gelandet. „Der Heiligabend, der ist uns heilig, da wird nicht gearbeitet. Weihnachten machen wir für unsere Gäste den Mittagstisch. Aber unser Kaffeetrinken findet immer mit der Familie statt. Abends haben wir die Beine hochgelegt“, verrät der Gastwirt. Die Silvesternacht wird durchgearbeitet. „Silvester – das ist eine Mischung aus Dienst und Spaß“, beschreiben Kerstin und Marlis Petschulat, während sie ihre Tabletts mit Kräuterschnaps und Liköre bestücken. „Früher war es so, dass ich nach der Party – also wenn der letzte Gast nach Hause gegangen ist – nur eine oder maximal zwei Stunden geruht habe und dann ging es weiter. Jetzt – wo ich nicht mehr der jüngste bin – rührt sich Neujahr nichts. Nachmittags wird aufgeräumt und auf der Straße die Reste der Knallerei beseitigt“, beschreibt der Herr des Gasthauses.

An Silvester im Dienst ist auch Haus- und Pflegedienstleiterin Sabine Brauns. Sie leitet den Hagenhof in Haldensleben, der – wie auch das Seniorenwohnhaus „Haus der Begegnung“ – zur Seniorenhilfe Haldensleben gehört. „Ich sichere die Fachlichkeit ab, also ich unterstütze die Pflegekräfte zum Beispiel bei den Blutzuckerkontrollen, beim Insulinspritzen und beim Wechseln der Verbände“, schildert Sabine Brauns. „Wir haben viele Senioren, die ihr Zuhause aufgegeben haben, da wollen wir ihnen die Feiertage besonders schön gestalten“, beschreibt die Pflegedienstleiterin und erklärt, dass am Silvesterabend meist alle Bewohner in Feierlaune sind. In den Wohngruppen werden kleine Büfetts mit Lachs und Salate aufgebaut und Tischfeuerwerke gezündet. In Calvörde verbringen viele Bewohner der Seniorenhilfe den Jahreswechsel bei ihren Familien. Trotzdem sind über den ambulanten Dienst Mitarbeiter unterwegs und für den Notfall in Bereitschaft. In jeder Wohnung im Haus der Begegnung befindet sich ein Notrufsystem, mit dem die älteren Herrschaften Hilfe holen können.

Ihren 24-Stunden-Dienst absolvieren Rettungssanitäter Tobias Kühn und Notfallsanitäter Daniel Hasenkrug in der Rettungsstelle in Calvörde. Obwohl die Männer auch an Feiertagen arbeiten müssen, üben sie ihren Beruf mit Leidenschaft aus.

Dem Jahreswechsel entgegen fiebern die Bewohner der Häuser der Evangelischen Stiftung Neinstedt in Calvörde. Kathrin Fricke, Betreuerin im Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung, beschreibt: „Ich übernehme gern den Silvesterdienst. Es ist Pflicht, aber auch Freude. Es ist schön zu sehen, wie die Bewohner Spaß beim Jahreswechsel haben.“ Sie bereitet mit ihren zwei Kollegen im Dachgeschoss vom Haus Bonin die Bowle und das Büffet vor und verrät: „Wir werden mit etwa 30 Bewohnern tanzen. Und natürlich wird um Mitternacht auch geknallt.“