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Sommerabenteuer Nichts als Käse in Vahldorf

Was man aus Käse so alles machen kann, hat 20 Volksstimme-Leser bei der Ferienaktion "Sommerabenteuer" erstaunt. In Vahldorf wird veredelt.

Von Thomas Junk 21.07.2016, 01:01

Vahldorf l „Käse essen hält jung!“ Dieser festen Überzeugung ist Börde-Käse-Geschäftsführer Hans-Peter Dietrich. Und er muss es wissen. Seit 30 Jahren geht der 74-Jährige jeden Morgen um 5 Uhr in seinen Betrieb. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Viel mehr daran, wie er in seinen neuen Kreationen noch mehr den Geschmack seiner Kunden treffen kann.

Die Vielfalt, die es bei Käse gibt, spiegelt sich auch in den Produkten von Börde Käse wider. 120 Sorten umfasst das Sortiment. Angeführt von der bekannten Räucherkäse-Spezialität Börde-Speck über zahlreiche Schmelzkäsevariationen bis hin zu Käsesalat. Aber auch veredelter Ziegenkäse und seit neuestem veganer Käse verlassen tagtäglich das Werk in der Vahldorfer Bahnhofstraße. Wobei Börde Käse ein reiner Käseveredler ist. Der Käse – egal ob Gouda, Butterkäse, Tilsiter oder Maasdammer – wird in großen 16-Kilo-Blöcken angeliefert. In Vahldorf werden daraus dann die Spezialitäten kreiert – in der Räucherkammer oder im Schmelztiegel.

Der Hauskäse ist der sogenannte Börde-Speck, eine Räucherspezialität, die Dietrich erfunden hat. Der Käse wird zwei Tage lang über Buchenspänen bei nur 20 bis 25 Grad geräuchert. Danach muss er noch lange in einem ausgeklügelten Kühlsystem gelagert werden. Diese aufwendige Methode rechnet sich allerdings. Nicht nur, dass der Börde-Speck in unserer Region ein Verkaufsschlager ist, er hat Börde Käse vor einigen Jahren auch den renommierten „World Cheese Award“ eingebracht.

Schon seit dem Jahr 1879 gibt es Käse aus Vahldorf. Innerhalb von drei Generationen der Familien Appel und Hoppe entwickelte sich das Unternehmen von einer kleinen Sauermilchkäserei zum zweitgrößten Käseveredler der DDR. Nach der Wende wurde das Unternehmen durch die Treuhand reprivatisiert und an die vierte Generation der Familie rückübertragen. Seitdem leiten Rosemarie Appel und Hans-Peter Dietrich die Börde Käse GmbH. Inzwischen ist mit Sohn Mike Sören Dietrich auch die fünfte Generation mit von der Partie.

Aber die Zeiten sind für einen mittelständischen Familienbetrieb schwer. „Alles wird teurer“, stellt Hans-Peter Dietrich fest. Egal, ob es die Energiekosten, die Zertifizierungskosten oder die Maschinen sind. Auf der anderen Seite verhandeln die Einkäufer der großen Supermarkt-Ketten immer härter und die Preise werden gedrückt. Der niedrige Milchpreis derzeit tut sein Übriges dazu. „Dazu kommen immer mehr Verordnungen aus Brüssel, denen wir nachkommen müssen“, sagt auch Junior-Chef Mike Sören Dietrich. Der Markt ist hart umkämpft und für Börde Käse sind einige Bereiche nicht zu erschließen, gibt Geschäftsführerin Rosemarie Appel zu. „Wir werden leider auch weiterhin in erster Linie ein Regionallieferant bleiben. Außerhalb der neuen Bundesländer ist es sehr schwer für uns, Fuß zu fassen“, sagt sie.

Allerdings findet der Käse aus Vahldorf auch immer wieder den Weg in ferne Länder. Es wird viel nach Osteuropa geliefert, aber auch in Dubai und Japan standen Spezialitäten wie der Börde-Speck schon mal auf dem Tisch. Wichtigstes Exportland ist aber Großbritannien. „30 Tonnen liefern wir jeden Monat nach England“, weiß Dietrich. Angesichts des drohenden EU-Austritts der Briten besteht in Zukunft aber auch hier die Gefahr, dass dieser wichtige Handelspartner wegfällt. Nach Russland darf Börde Käse aufgrund des Handelembargos bereits seit zwei Jahren nicht mehr liefern.

Rund 100 Tonnen Käse verlassen Monat für Monat das Betriebsgelände. Mehr als 4,5 Millionen Euro Umsatz macht Börde Käse im Jahr. Angesichts der steigenden Kosten bleibt am Ende jedoch immer weniger übrig. Den 30 Frauen und Männern, die hier arbeiten, können Appel und Dietrich nicht mehr als den Mindestlohn zahlen. Deswegen und auch angesichts der harten Arbeit, fällt es Appel und Dietrich schwer, Nachwuchskräfte zu finden. „Unser Personal altert mit uns mit“, sagt Dietrich augenzwinkernd.

In der kommenden Woche führt das Volksstimme-Sommerabenteuer ins Polizeirevier Börde in Haldensleben. Am Mittwoch, 27. Juli, bekommen zehn Leser von 10 bis 12 Uhr einen exklusiven Einblick in die Polizeiarbeit. Die Teilnehmer können unter anderem einen Blick in ein Einsatzfahrzeug werfen und bekommen die Kriminaltechnik vorgestellt. Um sich anzumelden, muss der unten stehende Coupon ausgefüllt werden. Das Losglück entscheidet dann darüber, wer mitkommen darf. Die Gewinner werden dann am Montag, 25. Juli, telefonisch benachrichtigt.

Die letzte Station des diesjährigen Volksstimme-Sommerabenteuers ist dann am Mittwoch, 3. August, das DHL-Paketzentrum in Osterweddingen.