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Sperrung Wenn plötzlich nichts mehr geht

Die "Otto-Kreuzung" am Haldensleber Stadteingang ist gesperrt. Autofahrer und Anlieger brauchen Geduld und gute Nerven.

Von Theo Weisenburger 13.06.2019, 01:01

Haldensleben l Das Projekt ist lange bekannt, die Planungen laufen seit Jahren im Hintergrund. Doch was es bedeutet, plötzlich an einer Hauptverkehrsader zu arbeiten, das weiß Helmut Klinzmann erst seit Dienstagmittag so richtig. Normalerweise braucht der Geschäftsführer von „Hopert & Klinzmann Holzbearbeitungsmaschinen“ keine Minute, um über die Althaldensleber Straße auf sein Werksgelände an der Gerikestraße zu kommen, am Dienstag war es eine Viertelstunde. Sein Problem: Er war nicht der einzige, der da lang wollte. Seitdem die „Otto-Kreuzung“ wegen Bauarbeiten dicht ist, ist die Gerikestraße Teil der offiziellen Umleitungsstrecke. Darüber wird nicht nur der Durchgangsverkehr geleitet. Wer in die Innenstadt möchte, fährt am Friedhof entlang zur Magdeburger Straße, oder in umgekehrter Richtung.

Andrea Schneider, die im Blumengeschäft an der Kreuzung Magdeburger- und Althaldensleber Straße arbeitet, hat einen Fensterplatz. Chaotisch sei es gewesen, berichtet sie über den Dienstagnachmittag. Gerade zum Schichtwechsel der großen Unternehmen, etwa Hermes, habe es längere Staus in beiden Richtungen gegeben.

Davon sind nicht nur die vielen Mitarbeiter betroffen, auch Lkw stehen zu den Hauptverkehrszeiten im Stau, teilt Thomas Hein, Leiter Betriebssteuerung von Hermes Fulfilment in Haldensleben, mit. Dennoch seien „die innerbetrieblichen Abläufe im Versandzentrum durch die Baustelle bislang nicht beeinträchtigt. Behinderungen registrieren wir allerdings bei der Warenanlieferung und bei den Auslieferungen, wenn Lkw mit der von den Endkunden bestellten Ware das Versandzentrum verlassen.“

Am Mittwochvormittag ist von Stau allerdings nichts mehr zu bemerken. Der Verkehr fließt ruhig, auch an der „Otto-Kreuzung“ selbst macht sich die Sperrung zu diesem Zeitpunkt kaum bemerkbar.

Die Bauarbeiter haben damit begonnen, mit ihren schweren Maschinen den Straßenbelag abzufräsen und auf Lkw zu laden. In Richtung Stadt fahrende Autos haben kaum Wartezeiten, nur an der nächsten Ampel auf der Gerikestraße dauert es etwas länger.

Doch die Situation kann sich schnell wieder ändern. Und diese Unberechenbarkeit ist das Problem von Helmut Klinzmann. Zweimal im Monat kommen Lkw mit großen Maschinen auf sein Werksgelände. Die müssen auf der Straße rangieren, benötigen Zeit dafür. Wie das gehen soll? Klinzmann hat noch keine Ahnung. Ebenso, ob seine für Herbst geplante Hausmesse stattfinden kann. An diesen Tagen ist die ganze Straße zugeparkt, aktuell undenkbar.

„Ich habe nichts gegen kleinere Beeinträchtigungen“, meint er. Doch das, was sich derzeit vor seinem Unternehmen abspielt, bereite ihm schon Sorgen. Das könnte durchaus finanzielle Auswirkungen haben, sagt Klinzmann. Auch deshalb habe er sich an den Kreis gewandt und hoffe auf einen Vor-Ort-Termin. Vielleicht lasse sich so eine Lösung finden.

Jürgen Till, der Leiter des Straßenverkehrsamtes im Landratsamt, ist immer gesprächsbereit. Kleinere Probleme, wie Halteverbote an engen Stellen, ließen sich schnell umsetzen. Doch an den Umleitungen selbst lasse sich wenig ändern. Der Straßenbau, die Umleitungsstrecke seien mit den Beteiligten abgesprochen. Ohnehin tage regelmäßig die Sperrkommission, die bei Bedarf Änderungen festlegen kann.

In der Stadtverwaltung sei bislang eine Beschwerde angekommen, sagte Rathaussprecher Lutz Zimmermann. Ihm sei vor allem die prekäre Lage am Friedhof aufgefallen. Der werde von Radfahrern aufgesucht, das könnte zu gefährlichen Situationen führen.

Die Polizei beobachtet die Lage ebenfalls, sagt deren Sprecher Matthias Lütkemüller, und das manchmal sehr intensiv: „Wir stehen ja auch im Stau.“ Besonders gefährliche Situationen seien dabei noch nicht aufgefallen, aus polizeilicher Sicht hielten sich die Auswirkungen in Grenzen. Auch Beschwerden seien bei den Ordnungshütern noch nicht angekommen, doch das könnte sich ändern. Vor allem dann, wenn Autofahrer Schleichwege ausfindig machen und die Anwohner dann mit ungewohnt hohem Verkehrsaufkommen leben müssen.

Zeit genug haben sie dafür, erst Ende Oktober wird der Verkehr wieder ungehindert über die Kreuzung rollen können. Bislang geht alles planmäßig über die Bühne, sagte am Mittwoch Mario Genth von der Landesstraßenbaubehörde. Er kündigte für Freitag einen Vor-Ort-Termin mit Behördenvertretern für eine erste Auswertung der Lage an.