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Stadtspaziergang Ollner brauchen einen langen Atem

Der Stadtteilspaziergang in Althaldensleben zeigte, wie sich der Stadtteil entwickelt hat und wo es noch Probleme gibt.

Von Jens Kusian 16.06.2016, 01:01

Haldensleben l Vor gut drei Jahren ist Althaldensleben in das Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ aufgenommen worden, seit dem vergangenen Jahr kümmert sich Sebastian Lopitz im Stadtteilbüro um die Belange der Ollner. Einiges ist seitdem im Haldensleber Stadtteil erreicht worden, doch der Stadtteilspaziergang am Dienstag hat deutlich gemacht, dass es noch viel zu tun gibt.

Schon der Weg, den Vertreter der Stadtverwaltung und der Polizei gemeinsam mit gut 20 Althaldenslebern unter Führung von Lopitz zum evangelischen Friedhof einschlagen, zeigt ein großes Problem: Die Gehwege in den Nebenstraßen sind nur selten befestigt oder das Pflaster ist so alt und ausgetreten, dass eine Stolpergefahr besteht. An der Hinzenbergstraße, direkt an der Friedhofsmauer, wird die Situation noch verschärft: Der schmale Gehweg zwingt die Teilnehmer des Rundgangs zum Gänsemarsch.

Sorgen um die Friedhofsmauer macht sich Pfarrer Jens Schmiedchen. Immer wieder würden auf der Straßenseite Bruchsteine herausfallen. Doch für eine Komplettsanierung fehle der Kirchengemeinde das Geld, eine Reparatur würde die Situation nur kurzzeitig entschärfen und für einen Abriss sei die Mauer einfach zu schade, macht er deutlich. Der Pfarrer bittet Lopitz daher, die Sanierung in das Förderprogramm für 2017 mit aufzunehmen.

Überhaupt sind die Althaldensleber nicht gut auf den Zustand der Hinzenbergstraße zu sprechen. Sie kritisieren, dass diese enge Straße, bei der schon zwei Pkw im Begegnungsverkehr Probleme haben, reibungslos aneinander vorbeizukommen, auch von vielen Lkw befahren werde. Zudem werde die Straße von vielen Radfahrern genutzt, um nach Haldensleben zu kommen.

„Das ist sehr gefährlich, weil ein Radweg und eine Straßenbeleuchtung fehlen, auch ist der Fahrbahnrand nicht befestigt. Hermes wurde am Südhafen angesiedelt, viele Leute fahren mit dem Rad zur Arbeit dahin“, beschreibt Doreen Schmidt die Situation. Doch vielleicht könne ja Hermes mit ins Boot geholt werden, um hier Abhilfe zu schaffen, schlägt sie vor.

Der amtierende Stadtbauamtsleiter Holger Waldmann sieht jedoch kaum Chancen, den Zustand der Straße noch vor dem Bau der geplanten Ortsumgehung B 245 n, die diesen Bereich tangieren wird, zu verbessern. „Der Stadt gehört gerade einmal die Fläche für den Straßenkörper, alles was daneben ist, nicht“, erklärt er.

Weiter geht es zum Lindenplatz – und damit zur nächsten Baustelle in Althaldensleben. „Ende Juli werden die Arbeiten hier beginnen“, sichert Waldmann den Anwesenden zu. Jahrelang hatten die Stadt-oberen gekämpft, um Fördermittel zur Neugestaltung des Platzes im Zentrum von Althaldensleben zu bekommen, im Oktober vergangenen Jahres ist das Geld bewilligt worden. Dabei haben die Planungen bereits 2010 begonnen. Der „neue“ Lindenplatz soll insgesamt mehr als 1,16 Millionen Euro kosten. Gut 630 000 Euro davon sind Fördermittel, knapp 250 000 Euro plant die Stadt an Straßenausbaubeiträgen einzunehmen.

Im Februar sind als bauvorbereitende Maßnahmen die Linden auf dem Platz gefällt worden. Dabei ist ein weiteres Ärgerniss zum Vorschein gekommen – eine Ruine dominiert nun das Bild des Platzes. Das macht die Ollner sauer. Doch eine Handhabe dagegen habe die Stadt nicht, macht Holger Waldmann deutlich. Es handele sich hierbei um Privatbesitz. Allerdings sei das Bauordnungsamt des Landkreises als zuständige Behörde bereits über die Situation informiert worden, so der Bauamtsleiter.

Alles andere als glücklich sind die Althaldensleber auch über den Zustand des Dammühlenwegs. „Die Verlängerung in Richtung Kanal ist eine Katastrophe“, monieren sie. Kurzfristige Abhilfe jedoch ist nicht in Sicht. „Das haben wir in der Haushaltsplanung noch nicht drin“, gesteht Waldmann.

Für einen kleinen Lichtblick haben zumindest die Stadtteildetektive gesorgt. Auf ihr Bestreben hin sei der Dammühlenweg vor der katholischen Grundschule St. Hildegard zur Tempo-30-Zone geworden, berichtet Sebastian Lopitz.

Wie groß die Verkehrsprobleme in Althaldensleben sind, zeigt sich am Penny-Markt an der Neuhaldensleber Straße. „Hier fehlt ein Fußgängerüberweg“, ist Günther Dorow überzeugt. „Wir haben in Olln zwei Kitas, eine Grundschule und einige Altenheime. Die Kinder und Senioren müssen alle hier die Straße lang. Doch das ist gefährlich, die Lkw brausen hier nur so durch“, ergänzt Doreen Schmidt.

Auch wenn die Stadt Haldensleben für die Landesstraße nicht zuständig ist, das Problem hat sie im Blick. „Wir haben immer wieder bei der Straßenbaubehörde nachgehakt, aber bislang nur Absagen bekommen“, meint Petra Albrecht, Abteilungsleiterin für Stadtplanung und Umwelt. „Aber wir versuchen es immer wieder“, versichert die stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Wendler.

Das Umfeld des Supermarkts könnte sich bald verändern, teilt Lopitz mit. „Penny plant eine Umgestaltung des Marktes. Wir als Stadt hoffen, dass dabei auch das Umfeld verändert wird. Wir stehen im Gespräch“, sagt der Stadtteilbüroleiter. „Es wäre schön, wenn dann auch eine öffentliche Toilette gebaut werden könnte. Die gibt es nämlich in ganz Olln nicht“, bemängelt Hartmut Neumann.

Kritik am Spaziergang hat es schon vor dem eigentlichen Start gegeben. „Wieder führt die Tour nur durch das Unterdorf. Althaldensleben hat aber auch ein Oberdorf, dort gibt es ebenfalls Probleme“, macht Güther Dorow deutlich – und spricht einige davon gleich an. Zum Beispiel den mit Unkraut überwucherten Fußweg in der Sternstraße. „Da kommt keiner mehr durch“, beschwert er sich. Doch auch hier gebe es Probleme mit den Grundstückseigentümern, macht Petra Albrecht deutlich. Die hätten auf die entsprechenden Aufforderungen der Stadt bislang nicht reagiert. „Trotzdem muss etwas unternommen werden“, fordert Dorow.

Der letzte Stadtteilspaziergang findet heute statt und führt durch das Rolandviertel. Treffpunkt ist um 17 Uhr am Neubau in der Rottmeisterstraße.