1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Calvörder Gemeinderat befürchtet Gestank

Städtebau Calvörder Gemeinderat befürchtet Gestank

Eine Kompostierungsanlage in Wegenstedt sorgt für Kritik von der Gemeinde Calvörde. Die Mitglieder des Rates befürchten Gestank.

Von Anett Roisch 10.12.2017, 04:00

Calvörde l Die Kompostierungsanlage soll auf einer Fläche an der Straße von Wegenstedt nach Mannhausen betrieben werden. Früher diente das Gelände als Silo. „Der neue Eigentümer ist der Betreiber von mehreren Biokompostieranlagen – analog einer Anlage bei Flechtingen. Wir sind aufgefordert, in einer Frist von zwei Monaten Stellung zu nehmen“, erklärte Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU).

„Es geht um die Geruchsbelästigung – im Besonderen für den Ortsteil Velsdorf. Es ist davon auszugehen, dass dort eine Immissionsbelastung stattfinden wird. Mit der Hauptwindrichtung West oder Südwest kriegt Velsdorf vermutlich einiges davon ab“, sagte Schliephake. Der Bürgermeister schilderte aus eigener Erfahrung: „Als Bewohner von Grauingen empfangen wir bei Südwind die Dämpfe sehr gut. Der Gestank ist penetrant. Die Entfernung von der Anlage bei Flechtingen zu uns nach Grauingen ist mindestens so weit, wie bei dem jetzt geplanten Objekt.“

Außerdem ist nach den Ausführungen Schliephakes die Verkehrssicherheit eine nicht loszulösende Komponente. „Es wird dort eine große Anzahl von Biotonnenmengen antransportiert. Abfälle aus Biotonnen kommen oft in Kunststofftüten und werden so angefahren“, beschrieb Schliephake und zeigte Fotos von Plastiktüten in der Feldmark bei Flechtingen. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Tüten, wenn sie auf die Straße fliegen, auch für folgenreiche Schreckmomente bei Autofahrern sorgen“, sagte der Gemeindechef.

Thomas Lange (FUWG) wies auf die negativen Auswirkungen der Anlage auf den Tourismus hin. Er legte eine Radwanderkarte auf den Tisch und zeigte, dass die Tour vom Bahnhof in Wegenstedt direkt an der Kompostierungsanlage vorbeiführen würde. „Wir stehen in einer Verantwortung. Wir versuchen durch Aktivitäten, etwas für den Drömling zu tun. Diese Anlage wäre für den Tourismus eine Katastrophe. Das darf nicht genehmigt werden. Wir würden uns mit dieser Anlage selbst verleugnen“, sagte Gerhard Reinecke (CDU), Vorsitzender des Wirtschafts- und Umweltausschusses.

Auf Nachfrage erklärte Martin Politz, Projektleiter vom Kommunalservice Hans Vornkahl: „Wir haben als Betreiber einen bundesimmissionsschutzrechtlichen Antrag beim Fachdienst Immissionsschutz des Umweltamtes im Landkreis Börde gestellt. Da gibt es gewisse Vorgaben, die das Gesetz dafür vorsieht. Die Anlage ist nach den Bundesimmissionsschutzgesetz zu genehmigen. Wir müssen also die Nachweise erbringen, dass die Grenzwerte, zum Beispiel für Lärm, Staub und Geruch, eingehalten werden.“ Der Antrag hat - nach den Ausführungen des Projektleiters – 148 Seiten.

Bioabfälle und Klärschlamm sollen am neuen Standort gelagert werden. „Das davon etwas ins Grundwasser geht, kann ausgeschlossen werden, weil die Anlage unter das Wasserhaushaltsgesetz fällt“, betonte Politz. Ausgeschlossen werden könne nicht, dass sich bei den Bioabfällen auch Plastiktüten, in denen Privatleute ihre Abfälle entsorgen, befinden. „Das passiert, wenn die Biotonnen nicht richtig befüllt werden. Da gibt es Fangnetze und spezielle Sortiertechniken, mit denen zum größten Teil die Störstoffe rausgefiltert werden. Das da mal eine Plastiktüte rüberfliegt, kann niemand ausschließen“, sagte der Projektleiter.