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Templer Mit der Hellebarde in die Geschichte

Im 30-jährigen Krieg hat Haldensleben eine schwere Zeit erlebt. Anlässlich des Museumstages luden die Tempelritter zur Zeitreise ein.

Von André Ziegenmeyer 15.05.2018, 01:01

Haldensleben l „Zum Ende des Krieges hatte Haldensleben noch rund 1300 Einwohner. Und das, obwohl viele Menschen aus Magdeburg hierher geflüchtet sind“, berichtete Fokko Seeger. Gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern empfing er am Sonntag Besucher im Stendaler Torturm, dem Refugium der Haldensleber Templer.

Doch im Zentrum standen dieses Mal nicht der Orden und das Mittelalter. Auch die Tempelritter selbst begaben sich auf Zeitreise. Sie trafen sich mit ihren Besuchern quasi in der Mitte: in der frühen Neuzeit. Anlass dafür war ein Jubiläum. „Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg“, so Fokko Seeger. Für ihre Veranstaltung hatten sich die Templer eigens als Landsknechte neu eingekleidet. „Man sollte ruhig mal über den Tellerrand schauen“, fügte Detlef Zechelt von den Templern an. Immerhin bestehe das Ziel des Vereins darin, das Interesse für Geschichte als Ganzes zu wecken. Zusätzlich zur Besichtigung des Turms standen zwei Rundgänge um die Stadtmauer auf dem Programm. Dabei erläuterten die Templer Funktion und Geschichte der Befestigung.

Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) war die zentrale Auseinandersetzung im Europa des 17. Jahrhunderts. Er begann als Streit zwischen Protestanten und Katholiken innerhalb des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Nach und nach griffen jedoch immer mehr Länder ein. Am Ende waren weite Teile des Landes zerstört und entvölkert.

Haldensleben blieb in den ersten Jahren größtenteils verschont. „Die Gebrüder Alstein haben als Bürgermeister 1622 dafür gesorgt, dass die Bürger unter Waffen gestellt wurden“, so Fokko Seeger. Unter anderem hätten sie das alte Rottensystem wieder eingeführt, an das heute noch die Rottmeisterstraße erinnere. Abhängig von seinem Wohnort innerhalb der Stadt sei jeder Bürger einer von vier Rotten zugeteilt worden. Diese hätten die Aufgabe gehabt, „ihren“ Abschnitt der Stadtmauer zu verteidigen. Die Masche habe zu dieser Zeit als Schießplatz für den Drill gedient. „Haldensleben hatte zu dieser Zeit keine Burg, Haldensleben war eine Burg“, fasste Fokko Seeger zusammen.

Im Unterschied zu Magdeburg sei Haldensleben auch nicht zerstört worden. Zwar hätten katholische Truppen unter General Gottfried Heinrich zu Pappenheim die Stadt 1630 belagert und drei Tage lang beschossen. Um Schlimmeres abzuwenden, hätten die Gebrüder Alstein die Stadt jedoch übergeben. Später sei auch ein schwedisches, protestantisches Heer einquartiert worden. „Das Problem für Haldensleben waren die Seuchen“, fasste Fokko Seeger zusammen. „Allein für 1624 wurden 583 Pesttote in den Kirchenbüchern verzeichnet. Man vermutet aber, dass es noch wesentlich mehr waren, weil sich nicht alle ein kirchliches Begräbnis leisten können“, führte Detlef Zechelt aus.

Führungen dieser Art sollen künftig zweimal pro Jahr stattfinden: Einmal zum internationalen Museumstag und zum Tag des offenen Denkmals im September. Mit der Premiere zeigten sich die Templer zufrieden. „Es schön, dass die Leute, die hierher kommen, auch sehr interessiert sind“, betonte Detlef Zechelt. Einige hätten sich im Vorfeld eigens mit dem Thema beschäftigt, um ganz gezielt Fragen zu stellen.