1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Lord Cedric vom Suppenberg

Theater Lord Cedric vom Suppenberg

Zum Schmunzeln waren die Allerlaien in Ostingersleben mit „Der kleine Lord oder Wie der Schierker Feuerstein nach Schottland kam“.

Von Carina Bosse 14.12.2016, 00:01

Ostingersleben l Was haben der reiche, griesgrämige Lord of Albany (gespielt von Manfred Brandt) im schottischen Hochland und die ärmliche Familie Errol vom Haldensleber Suppenberg gemeinsam? Scheinbar nichts, doch beim näheren Hinschauen sind es tatsächlich familiäre Bande. Cedric (Annika Paulin), Sohn von Mrs. Errol, ist Erbe des riesigen Anwesens der Albanys. Darum soll Cedie ab sofort bei seinem Großvater, dem Earl, aufwachsen und erzogen werden. Mr. Hawisham (Annette Kniep), Anwalt des Lords, überbringt die Nachricht in die Plattenbausiedlung, und Cedric, Mrs. Errol und ihre beste Freundin Mary (Kerstin Otto) machen sich umgehend auf den Weg nach Schottland, natürlich mit einer Flasche Schierker Feuerstein im Gepäck.

Die Geschichte „Der kleine Lord oder Wie der Schierker Feuerstein nach Schottland kam“ bot den Allerlaien reichlich Stoff zum Schauspielern. Für zwei Vorstellungen hatten die Mimen um Drehbuchchefin Katrin Kaiser (die unter anderem auch die Rolle der Mrs. Errol spielte) monatelang geübt, manchmal unter sehr schwierigen Bedingungen und nie in vollständiger Besetzung. Trotzdem (oder gerade deshalb) hatte das Publikum in Willis Saal jede Menge Grund zu lachen, vor allem, weil nicht nur die Geschichte, die in Schottland und der DDR spielte, urkomisch war, sondern weil auch allerhand andere phantastische Filmhelden wie Asterix (Marcus Basilius) und Obelix (Gerd Homann), Cleopatra (Manuela Basilius), Heino (Winfried Otto), Maja (Dörthe Krause), Willi (Steffi Homann) und Thekla (Kerstin Otto) sowie irische Kobolde (Annika Kaiser, Anne Müller, Anne Cornelsen) in die Story eingeflochten worden waren.

Der Earl, umsorgt von Mrs. Dawson (Regina Krause) taut dank seines lebenslustigen Enkels gerade auf, wird freundlicher und offener, als Cleopatra mit Heino, Asterix und Obelix im Schlepptau auf der Bildfläche erscheint und ihre älteren Rechte als Erbin einfordern will. Wie gut, dass es Biene Maja und ihren Freund Willi gibt, die wie auch die Kobolde ein wachsames Auge auf Cedie haben. Und gut, dass es die Aktuelle Kamera im Fernsehen gibt. Sprecher Klaus Feldmann (Annika Kaiser) nämlich trug die Hiobsbotschaft von Cleopatra über den Ärmelkanal in die DDR.

Mr. Hobbs (Patrizia Frank) und Dick der Schuhputzer (Maren Kruse), die besten Freunde von Cedie aus der DDR, können Cleopatras Schwindel jedoch entlarven und dem Jungen so sein Erbe bewahren. Denn nicht Cleopatra, sondern Bettina aus Hannover steckt hinter der scheinbar adligen Maskerade, entlarvt von Inspector Barnaby.

Was macht es da schon, dass das etwas trollige Dienstmädchen Valery (Stephanie Intrau), ohnehin nur angestellt über eine Zeitarbeitsfirma, entlassen werden muss, oder dass Spinne Thekla, übrigens in einem erstklassigen Kostüm, auf der Suche nach Maja und Willi nicht fündig wird? Die beiden wuseligen Bienen sorgten nicht nur mit ihren kugelrunden Kostümen für reichlich Lacher, sondern auch mit ihren frech-spritzigen Texten, die Katrin Kaiser den beiden auf den Leib geschrieben zu haben schien. „Kinder, wenn sie denn überhaupt mal in der Natur gesichtet werden, halten ein Handy in der Hand und halten uns für Pokemons“ oder „Frauen sind so was von sensibel, das geht mir voll auf den Stachel“ waren da nur zwei der reihenweise lustigen Aussagen des Duos.

Mit einer tollen, abwechslungsreichen Tanzeinlage sorgten die drei Kobolde dafür, dass der ganze Saal vor Begeisterung erbebte.

Nach fast zwei Stunden bester Bühnenunterhaltung wollte der Applaus gar nicht mehr enden. „Das war eine schwere Geburt, die Pannen waren live“, sagte Katrin Kaiser. Doch das machte dem Publikum gar nichts aus, es unterhielt sich köstlich.

Einen kollektiven Gesang gab es für Annette Kniep, die ihren Geburtstag auf der Bühne zubrachte. Aus den Spinnenarmen von Thekla erhielt Katrin Kaiser den Spinnenorden, für ein ausgesprochen kreatives Drehbuch voller „Spinnerei“, das sich am Ende doch als schlüssiges Theaterstück hervorragend auf der Bühne machte.

Ihren Dank richtete Katrin Kaiser nicht nur an ihre Schauspieler, sondern auch an Sebastian Moissl und Stefan Herrmann von der Technik, an Kostümbildnerin Doreen Träger, Erzählerin Helga Frank sowie an den Westernclub Ostingersleben und die Zumba-Frauengruppe für die Übernahme der Versorgung.