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Tourismus Die "Spinne" vom Weltkulturerbe

Die Megalithgräber um Haldensleben sind riesengroß, doch kaum bekannt. Sie könnten touristisch besser vermarktet werden.

Von Jens Kusian 01.11.2018, 00:01

Haldensleben l Das Gebiet rund um die Kreisstadt ist reich an Großsteingräbern, im Volksmund Hünengräber, von Experten Megalithgräber genannt. Sie gelten als älteste Grabbauten der Menschheitsgeschichte und sind etwa 3500 Jahre vor Beginn der Zeitrechnung entstanden. Und sie sind ein Pfund, mit dem in Zukunft touristisch gewuchert werden könnte.

Das zumindest wünscht sich Haldenslebens Museumsleiterin Judith Vater. Sie hält die Großsteingräber für unterrepräsentiert. Mit einer Ausstellung zur Ur- und Frühgeschichte nimmt sich das Museum zwar des Themas an. „Aber es ist dort nur visuell erlebbar und nicht vor Ort in der Natur“, bedauert die Museumsleiterin. Zwar gibt es an den Grabstätten Hinweistafeln, aber es fehle beispielsweise eine konkreten Ausschilderung, meint Judith Vater. „Man weiß zwar in Haldensleben, dass es so etwas gibt. Aber erklären Sie mal einem Ortsfremden, wie er zur Teufelsküche kommt. Schwierig, oder?“, meint sie.

Im Landkreis Salzwedel gebe es ein ähnliches Problem. Deshalb haben dort Amanda Hasenfusz vom Presseteam des Altmarkkreises und Lothar Mittag, der Leiter der Langobardenwerkstatt Zehthlingen, eine Initiative gestartet. Deren Ziel ist es, ausgewählte Großsteingräber in eine funktionierende langfristige Pflege und Vermarktung zu integrieren.

Zu einem Arbeitstreffen hatten die beiden Initiatoren auch Judith Vater eingeladen, um sich zum Thema Großsteingräber zu vernetzen. Auch im Haldensleber Rathaus gab es dazu inzwischen eine Zusammenkunft von Stadt, Museum, Altmarkkreis Salzwedel und dem Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege. „Wir haben dabei gemeinsam geschaut, was in Haldensleben touristisch zu vermarkten wäre“, berichtet Judith Vater.

Auch sie weiß, dass ein Großsteingrab allein noch keine Heerscharen an Touristen anlocke. So müsse das Umfeld stimmen, die Anlagen gepflegt werden. Dazu hat es schon ein Arbeitstreffen von ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern im Museum gegeben. Dort sei die Idee geboren, die Betreuung der Gräber zunächst über den Aller-Ohre-Verein, den Förderverein des Museums, laufen zu lassen, erzählt Judith Vater: „Wir wollen klein anfangen.“

Mittlerweile, so sagt sie, sei das Projekt im Altmarkkreis Salzwedel hoch angebunden. So ist dort die Rede davon, die Regionen zu vernetzen. „In der Börde, der Altmark und im Landkreis Helmstedt gibt es zahlreiche Großsteingräber. Sie könnten alle miteinander verbunden werden“, stellt sich Judith Vater vor. Und geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn wir regional vernetzt sind, dann können wir uns auch europaweit vernetzen.“

Damit spielt sie auf die „Megalithic Routes“ an. Diese Europäische „Straße der Megalithkultur“ wurde vom Europarat initiiert und verbindet Großsteingräber von Spanien bis Skandinavien. „Es wäre doch super, wenn Haldensleben nicht nur an der Straße der Romanik, sondern mit den ,Megalithic Routes‘ noch an einer weiteren europäischen Route liegen würde“, schwärmt Judith Vater. „Und dann wäre der Weg zum europäischen Weltkulturerbe auch nicht mehr so weit“, meint sie.