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Treffen Biker bevölkern Velsdorf

Rekord geknackt: 400 Motorradfahrer sind von Velsdorf zur großen Ausfahrt durch die Region gestartet.

Von Anett Roisch 31.05.2016, 01:01

Velsdorf l Wo sie auftauchen, sorgen sie für Aufsehen und staunende Gesichter: Denn eine Prozession von mehr als 400 Bikern ist kaum zu übersehen. Und erst recht nicht zu überhören. „Die Maschinen hört man schließlich lange, bevor man sie zu Gesicht bekommt“, beschreibt Mario Staats, der Chef der 13-köpfigen Gruppe der Freebiker. Staats ist stolz, dass die Rekordmarke von 307 Motorrädern aus dem Jahr 2014 geknackt ist. „Wir haben 396 Maschinen gezählt. Aber einige sind noch hinterher gefahren, also haben wir locker 400. Durch unseren Hochwürden Knauf haben wir Beziehungen nach ganz oben und so den schönsten Sonnenschein“, sagt der „Chef“ der Freebiker schmunzelnd. Gemeint ist damit Andreas Knauf, Pfarrer im PS-starken Unruhestand, der immer wieder gern das Motorrad unter sich und den Fahrtwind im Gesicht spürt.

Detlef Wolters schwört auf seine Harley-Davidson. „Eine Harley zu fahren, ist reine Einstellungssache. Das sind einfach die besten Maschinen, die rappeln noch richtig, man spürt einfach, dass man noch ein richtiges Motorrad unter sich hat“, schwärmt der Braunschweiger. Und wenn es um die legendären Harleys geht, denkt so mancher an den Film Easy Rider, der das Image von den Harleys geprägt hat. Mit der Realität habe das allerdings wenig zu tun. „Wir sind eine überaus friedliche Gemeinschaft. Unsere Treffen sind wie große Familienfeiern. Von den Großeltern bis zu den Enkeln ist alles dabei, sogar Hunde sind mitgekommen“, erklärt Staats und zeigt auf Hero. Der Vierbeiner, der natürlich ein Bikerhalstuch trägt, ist mit den Freunden aus Mühlheim angereist. Über 370 Kilometer legten die fünf Mitglieder der Mühlheimer Bikergruppe von der Ruhr zurück, um beim Treffen dabei zu sein. „Wir kennen die Freebiker seit vielen Jahren. Ehrensache, dass wir heute wieder dabei sind“, verkünden die Freunde. Kennengelernt haben die Velsdorfer die Mühlheimer bei ihrer damaligen Tour auf der Route 66 durch Amerika. In der Tat, auf dem Gelände treffen sich alte Bekannte wieder, Maschinen werden begutachtet und Tipps für gute Ausflugsstrecken ausgetauscht. Es ist ein Mix aus modernen und alten, gepflegten Maschinen. Und bei einem Blick auf die Motorräder fällt eines auf: keine Maschine gleicht der anderen.

Das weiß auch Ronald Markgraf, genannt Brösel, der seit Beginn zu den Freebikern gehört. „Aus gesundheitlichen Gründen fahre ich heute nicht mit, aber im nächsten Jahr bin ich wieder dabei. Klare Sache, dass ich trotzdem bei der Organisation helfe“, erklärt der Calvörder.

Zu sehen gibt es Maschinen angefangen vom Chopper über Gespanne, Speedway und Trikes bis zum Cruiser. Die 85 Kilometer lange Tour geht über Mannhausen, Wegenstedt, Etingen und Rätzlingen nach Miesterhorst und Gardelegen. Von dort aus rauschen die Biker über Letzlingen, Haldensleben, Uthmöden und Calvörde zurück nach Velsdorf.

Unter den alten Eichen bringen die Biker nach der Tour ihre glänzenden Lieblinge wieder in Parkposition. Staats lobt alle Teilnehmer für ihre rücksichtsvolle Fahrweise. „Es hat großen Spaß gemacht“, sind sich die Gleichgesinnten einig.

Auffällig ist, dass sich auch immer mehr Frauen auf den Sattel ihrer Stahlrösser schwingen. Zum ersten Mal bei der Ausfahrt dabei ist die 18-jährige Lisa Lüddecke aus Flechtingen auf ihrer Honda CBR-600. Ihre 19-jährige Freundin Jennifer Altmeyer aus Rätzlingen fährt eine Honda NSR-125 - eine Rennmaschine.

Es gibt nach der Ausfahrt zur Begrüßung für jeden ein Glas von Omas selbstgebranntem Pflaumenschnaps und dann geht es zum Kuchenbüfett. Es hat sich herumgesprochen, dass es in Velsdorf den besten selbstgebackenen Kuchen gibt. So haben die Damen einen ganzen Tisch voller Köstlichkeiten im Angebot.

Auch viele Nichtbiker sind gekommen, um mit den Königen der Landstraße ins Gespräch zu kommen. Spiele – wie das berühmt berüchtigte Schweineaugenspucken – gehören zum Programm. Ulf Wiegand aus Gifhorn spuckt im Wettkampf ein echtes Schweineauge genau ins Ziel.

„Hören wir mal, was aus euren Nähmaschinen rauszuholen ist“, sagt Staats, während die Lautstärken, die aus dem Auspuff der heißen Öfen kommen, gemessen werden. Sieger des ohrenbetäubenden Wettbewerbes ist zum wiederholten Mal Bernd Sulfrian aus Calvörde.

Beim Wursthacken gewinnt der Calvörder Henning Ackermann. Jede Wurst, die daneben fällt, ist für Hero ein gefundenes Fressen. Bis weit nach Mitternacht rocken die Biker und ihre Freunde zur Musik der Band „Crossfire“.