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Umgehungsstraße "Otto-Kreuzung" wird Großbaustelle

Was haben die Archäologen bei Wedringen gefunden? Und wie ist der Stand zur Ortsumgehung Wedringen? Darum ging es bei einem Info-Abend.

Von Ivar Lüthe 10.03.2018, 00:01

Wedringen l Die Plätze im Dorfgemeinschaftshaus Wedringen reichten am Donnerstagabend nicht aus. Das Interesse an den Ausführungen zu den archäologischen Grabungen und natürlich zum aktuellen Stand der Planungen zur Ortsumgehung war sehr groß. Nicht nur Wedringer, auch aus Haldensleben waren Interessierte zur Info-Veranstaltung gekommen.

Zunächst stellte Grabungsleiterin Judith Blödorn vor, was sie und ihr Grabungsteam in den zurückliegenden Monaten südlich und nördlich der B 71 vor den Toren Wedringens gefunden haben. Etwa 2,4 Hektar haben die zwei Grabungsteams mit teils bis zu 16 Grabungshelfern untersucht. Und dabei tausende Funde und Befunde gemacht. Dadurch wurde schnell klar: In der Region wurde viel gesiedelt – und in mehreren Siedlungsetappen. Die gefundenen Objekte decken eine enorme Zeitspanne von mehreren Jahrtausenden ab.

Für Aufmerksamkeit sorgten Funde von verzierten Keramiken aus unterschiedlichen Epochen, auch mehrere Gräberfelder – unter anderem mit dem „hockenden Toten von Wedringen“, der in einer extrem gekrümmten Form beigesetzt worden war – wurden freigelegt. Gefunden haben die Archäologen auch Hinweise auf mehrere sogenannte Grubenhäuser, also in der Erde vertieft gebaute Häuser. Hier entdeckten die Archäologen zahlreiche Gefäße und etliche teils filigran bearbeitete Werkzeuge aus Feuerstein.

Zu den herausragenden Funden zählte auch ein mit Holz ausgekleideter Brunnen. Um hier das Alter bestimmen zu können, wurden Proben des Holzes in ein Labor nach Berlin geschickt. Und die Labormitarbeiter seien regelrecht aus dem Häuschen gewesen, berichtete Judith Blödorn. „Das Labor bat um mehr Proben. Unser Fund war für sie äußerst interessant“, so die Archäologin. Wie bei vielen anderen Funden steht eine abschließende Untersuchung allerdings noch aus. Dafür war die Zeit bisher zu knapp. Daher seien die Erkenntnisse, die aus den Funden und Befunden gezogen werden können, noch vorläufig.

Nach dem gut einstündigen und überaus interessanten Vortrag war Andreas Boehle von der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) an der Reihe, um die heiß erwarteten aktuellen Informationen zum Bau der Ortsumgehung zu präsentieren. Hier ging es zunächst um die Auswirkungen eines Gerichtsurteils aus dem vergangenen Jahr. Das Oberverwaltungsgericht hatte kritisiert, dass die geplanten Ausgleichsmaßnahmen für Feldlerche und Rebhuhn nicht ausreichend seien. Das sorgt bei den Wedringern für großes Unverständnis – und nicht zuletzt für Sorge darum, dass nun der Zeitplan für den Bau der Ortsumgehung in Gefahr geraten könnte.

Doch Andreas Boehle konnte erneut beruhigen. Richtig sei, dass momentan nichts getan werden dürfe, was Feldlerche und Rebhuhn stören könnte. Man sei derzeit dabei, den sogenannten Landwirtschaftlichen Begleitplan, in dem Ausgleichsmaßnahmen und -flächen für die Tiere beinhaltet sind, entsprechend zu überarbeiten. „Unsere Landschaftsplaner haben der Planfeststellungsbehörde bereits ein neues Konzept vorgestellt, wie die vom Gericht kritisierten Mängel behoben werden können. Jetzt geht es noch darum, dass nachgewiesen werden muss, dass diese Flächen auch geeignet sind“, erläuterte Andreas Boehle. Bis Mitte des Jahres soll dies geschehen sein und dem Landesverwaltungsamt zur Genehmigung vorgelegt werden. Die LSBB hofft, dass dann zum Jahreswechsel grünes Licht gegeben wird.

Um das Jahr 2018 nicht nutzlos verstreichen zu lassen, soll zunächst an anderen Stellen der B 71 n gebaut werden. Dort, wo Feldlerche und Rebhuhn keinesfalls gestört werden. Und das wird an der Magdeburger Straße/B 71 in Haldensleben sein. Im Juli geht es an die Verbreiterung der Bundesstraße auf künftig vier Fahrspuren sowie an den Ausbau des Knotenpunktes „Otto-Kreuzung“.

Die Anbindungen Hamburger Straße in Richtung Gardelegen sowie die Anbindung Magdeburger Straße in Richtung Innenstadt werden hier ausgebaut. Dazu wird ebenfalls ab Juli für den Durchgangsverkehr eine weiträumige Umleitung eingerichtet. Sie soll laut Boehle von Gardelegen kommend über die Satueller Straße, Dessauer Straße, Waldring und Gerikestraße wieder auf die B 71 führen. Der Verkehr in Richtung Magdeburg läuft dann auf der „alten“ B 71 in Haldensleben weiter, während gleichzeitig zwei neue Fahrspuren „angebaut“ werden.

Der Abriss der alten Kanonenbahnbrücke wird jetzt ausgeschrieben. Für den Abriss der Brücke sind bereits Vorbereitungen für eine Umfahrungsstraße der Brücke getroffen, die Ausschreibung der Arbeiten bereits gelaufen.

Ebenso bereits in 2018 sollen weitere Vorbereitungsarbeiten für die künftigen Brückenbauwerke der B 71 n – etwa im Bereich B 71/Kreisstraße nach Althaldensleben sowie im Umfeld der Feldküche zwischen Wedringen und Vahldorf – erfolgen, so Boehle. Außerdem sollen noch Leitungsverlegungen und weitere archäologische Grabungen stattfinden.

Vorbehaltlich der Genehmigung des überarbeiteten Landwirtschaftlichen Begleitplanes soll es im April 2019 an den Bau der eigentlichen Umgehungsstraße gehen können, blickte Boehle optimistisch in die Zukunft. „Wir halten weiter an dem Plan fest, dass 2021 die neue Strecke freigegeben werden kann“, sagte Boehle. Darauf hoffen vor allem die Wedringer. Seit vielen Jahren kämpfen sie für die Umgehungsstraße, leiden unter dem starken Verkehr durch ihren Ort.