Veranstaltungen Was wird aus dem Sommer?

Im Sommer ist kaum eine Veranstaltung in Sicht. Ist der Haldensleber Kulturkalender 2020 trotz Corona-Pandemie noch zu retten?

Von Juliane Just 01.07.2020, 01:01

Haldensleben l Kulturschaffende blicken heute gespannt auf Sachsen-Anhalts Landesregierung. Diese hat weitere Lockerungen der Corona-Beschränkungen zum morgigen Donnerstag, 2. Juli, in Aussicht gestellt. Vielleicht ist der Sommer noch nicht ins Wasser gefallen.

Künftig sollen Veranstaltungen unter freiem Himmel mit bis zu 1000 Teilnehmern stattfinden dürfen. In geschlossenen Räumen soll die maximale Teilnehmerzahl zunächst 250 Personen, ab 1. September auf 500 beschränkt werden. Alle Großveranstaltungen sind bis Ende Oktober verboten.

„Für uns kommen die Lockerungen zu spät“, sagt Lutz Constabel, Organisator der Karl-May-Festtage und Eigentümer des Süplinger Canyons. „Wir haben die Veranstaltung abgesagt und könnten sie in der kurzen Zeit auch nicht mehr stemmen“, sagt er. Bis zu 250 Personen sind am Aufbau der Wild-West-Stadt am Canyon beteiligt, allein 100 Personen sind am Programm beteiligt. Mitte August wären wieder Cowboys, Indianer und Pferde über den Canyon getobt. „Bei dem Getummel und der Enge könnten wir die Abstandsregeln nicht absichern“, so Constabel.

Ein kleines Fünkchen Hoffnung gibt der Ortsbürgermeister Süplingens, Karsten Ulrich, für den Herbst: „Der Karnevalverein steckt in den Planungen zu einem Oktoberfest. Vielleicht können sie das auf die Beine stellen.“ Alle anderen Veranstaltungen der Ortschaft seien jedoch abgesagt. Es sei zu unsicher, derzeit Verträge für Kulturschaffende wie Musiker zu unterschreiben.

Auch die Stadtverwaltung tüftelt an kleineren Veranstaltungen, wie Astrid Seifert, Abteilungsleiterin Kultur, mitteilt. „Das Altstadtfest musste abgesagt werden. Vielleicht gibt es aber nach der neuen Verordnung Möglichkeiten für kleine Veranstaltungen“, sagt sie. Die Stadtliteraturtage beispielsweise werden vom 18. September bis 4. Oktober stattfinden – nur eben in anderer Form.

Nach „unglaublich langer Durststrecke“ fährt auch die Kulturfabrik langsam wieder hoch, wie in einer Pressemitteilung zu lesen ist. Zwei Veranstaltungen kommen zum leeren Veranstaltungskalender damit hinzu. So findet am Dienstag, 14. Juli, erstmals wieder das Fabrikkino statt. Es läuft der Film „Ich war noch niemals in New York“. Einen Tag später lädt die Kulturfabrik-Leiterin zum Philosophischen Salon zum Thema „Kultur live und in echt statt auf dem Bildschirm – Einzigartigkeit vs. Reproduzierbarkeit“.

Die aktuelle Lage ist schwierig, findet auch Hundisburgs Bürgermeister Nico Schmidt. Die Ortschaft wollte am kommenden Wochenende die 880-Jahr-Feier Hundisburgs groß begehen, nun ist sie abgesagt. „Man weiß nicht, was kommt. In einem Monat kann die Lage schon wieder anders sein“, sagt er. Eventuell werde es eine Notlösung geben. Doch die Abstandsregeln machen jedem Fest einen Strich durch die Rechnung. „Man weiß ja auch nicht, wie verängstigt die Menschen derzeit sind und ob sie überhaupt kommen würden“, so der Ortsbürgermeister.

Das sieht auch Uthmödens Bürgermeisterin Marie Ohrdorf so. Am 3. Oktober feiern die Uthmödener für gewöhnlich ihr Ortsfest mit Bauernmarkt. Letzterer soll als eine Art Regionalmarkt stattfinden, das Fest wurde vorerst abgesagt. „Man könnte überlegen, das Fest wieder größer aufzuziehen. Aber wenn dann Anfang Oktober neue Verordnungen kommen, müssen wir innerhalb von drei Tagen reagieren“, so die Ortsbürgermeisterin.

Auch das Mehrgenerationenhaus EHFA („Ein Haus für alle“) in Haldenslebens Innenstadt bleibt bei der Absage aller Veranstaltungen im Sommer. Kurzfristige Veranstaltungen sind laut Quartiersmanagerin Sylke Kühling zwar möglich, aber oftmals sei die Wirtschaftlichkeit das Problem, wie sie betont. „Bei weniger Menschen, die im Raum zulässig sind, muss es sich für den Veranstalter noch rechnen“, erklärt sie. Ab September sollen die Veranstaltungen langsam wieder anlaufen. Die Nachfrage der Personen sei da, auch wenn die Senioren „wirklich Bedenken“ hätten. Für Sylke Kühling ist klar: „250 Personen in einem Raum, die bei einer Veranstaltung Maske tragen, kommen für uns nicht infrage.“

Auch private Veranstalter sind noch zurückhaltend. Daniel Behrens, einer der Inhaber des Hotel Behrens, blickt „erstmal nicht positiv“ in die Zukunft, wie er sagt. „Wir haben für den Sommer alles abgesagt. Das Risiko, dass doch wieder alles heruntergefahren wird, ist einfach zu groß“, bestätigt auch er. Ab September geht es mit den Veranstaltungen wie Whisky Tasting wieder los, der Sommer aber bleibt leer.

Auch Gastronom und Eventmanager Nils Todtenhaupt ist skeptisch, was die Lockerungen betrifft. „Wir warten auf die Bedingungen, die damit verknüpft sind und ob diese realistisch sind. Man müsse sehen, ob die Veranstaltungen dann noch wirtschaftlich sind. „Ich kann keine 25 Euro Eintritt nehmen, dann kommt keiner“, sagt er. Unter anderem denkt Todtenhaupt an die Ü-30-Partys, die seine Firma Plaza Events veranstaltet. Abstand sei bei einer solchen Veranstaltung nicht möglich.

Auch Freiluftveranstaltungen könnten schwierig zu organisieren sein. „Wenn es dann eine bestimmte Quadratmeterzahl für eine Anzahl an Menschen gibt, wird es unrealistisch“, so der Eventmanager. Daten von 1000 Menschen abzufragen, sei ebenfalls ein unheimlicher Aufwand. Auch die Hygiene sei bei mobilen Toilettenkabinen nicht zu gewährleisten. „Wir warten auf ein positives Signal. Uns ist alles weggebrochen, wir rutschen in die Krise“, sagt er.