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Versteigerung Haldenslebens Volkspark ist verkauft

Der Volkspark in Haldensleben hat einen neuen Eigentümer. Der will das Gebäude abreißen und an selber Stelle Wohnungen errichten.

Von Jens Kusian 28.07.2017, 01:01

Haldensleben/Wolmirstedt l Der Haldensleber Volkspark ist am Donnerstag unter den Hammer gekommen. Im Saal 3 des Wolmirstedter Diensgebäudes des Amtsgerichts Haldensleben beendet Rechtspfleger Dienelt um genau 10.38 Uhr die Zwangsversteigerung.

Eine Bieterschlacht um das marode Gebäude ist jedoch ausgeblieben. Nur kurz vor Ende der 30-minütigen sogenannten Bieterstunde wird es spannend. Das Mindestgebot von 18.818,31 Euro liegt seit Eröffnung der Bieterstunde vor. „Zum Ersten, zum Zweiten“, setzt Rechtspfleger Dienelt an, doch „zum Dritten“ kommt er nicht. Ein neues Gebot wird eingereicht: 22.000 Euro. Der Halter des Mindestgebots setzt sich kurz mit dem Bieter ins Benehmen, legt nach auf 25.000 Euro – und bekommt den Zuschlag.

„Damit ist die 22-jährige Odyssee beendet“, atmet Frank Herter erleichtert auf. Der Mitarbeiter der Kreisparkasse Börde sitzt als Gläubigervertreter mit im Saal. Schon drei Mal, so erinnert er sich, habe der Volkspark zur Zwangsversteigerung gestanden. Im März 1997 mit einem Verkehrswert von 2,3 Millionen D-Mark, im Januar 2005 mit einem Verkehrswert von noch 116.000 Euro und nun am gestrigen Mittwoch mit einem Verkehrswert von gerade einmal 7 Euro.

„Bis 2001 war das Gebäude zwangsverwaltet und seit dem Auszug des Ginetti-Parques steht es leer“, erinnert sich Herter noch gut an den Niedergang des Volksparks. „Es gab immer mal wieder Anfragen und ich habe mich Dutzende Male mit potenziellen Interessenten vor Ort getroffen. Die sind dann aber leider genauso oft wieder abgesprungen.“

Der neue Eigentümer in spe, der nicht genannt werden möchte, scheint es dagegen ernst zu meinen. Er plant den Abriss seiner frisch erstandenen Immobilie und den Neubau von Wohnungen an selber Stelle. Auch weiß er um die Bedeutung des Volksparks für Haldensleben und überlegt, eventuell die Fassade mit den großen Fenstern zu erhalten und dahinter einen neuen offenen Innenhof anzulegen. „Aber das wird letztlich die Bausubstanz zeigen, ob das so machbar ist“, meint der Investor.

Er weiß, dass er mit dem Volkspark nicht wirklich ein Schnäppchen gemacht hat – auch nicht bei einem Verkehrswert von sieben Euro. Denn zu denen kommen noch nachrangige Forderungen bei der Grundsteuer. Ein Teil davon ist bereits im Mindestgebot enthalten gewesen. Doch noch weitere 121.000 Euro an Grundsteuern und Säumniszuschlägen sind bei der Stadt Haldensleben offen und müssen nun vom neuen Eigentümer beglichen werden. An einen Erlass der Schulden sei nicht zu denken – selbst wenn der Stadtrat dies so wolle. Diese bittere Erfahrung hat der Investor bereits machen dürfen – als bei einem ähnlichen Fall die Kommunalaufsicht im Nachgang den wohl gesonnenen Stadtratsbeschluss wieder kassiert hatte.

Darüber hinaus kommen auf den Investor die Abrisskosten für den Volkspark zu. Die sind in einem Gutachten mit rund 224.000 Euro beziffert. Zu retten sei an dem maroden Gebäude wohl so gut wie nichts mehr, ist der neue Besitzer überzeugt. Er hat sich vor Ort ein Bild über den Zustand gemacht – vom einstigen Glanz des Hauses ist nichts mehr übriggeblieben. Massive Schäden am Dach haben der Bausubstanz arg zugesetzt. Kaputte Fensterscheiben lassen erahnen, wie es im Inneren der ehemaligen Kultureinrichtung aussieht – verheerend. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, ist verschwunden, der Rest ist dem Vandalismus zum Opfer gefallen.

Optimistisch ist der Neu-Eigentümer, was seinen nun neuen Nachbarn angeht. Denn ein Teil des Volksparks steht auf dessen Grundstück. Dieses eine Flurstück hat der Besitzer des angrenzenden chinesischen Restaurants bereits bei der ersten Zwangsversteigerung des Volksparks erstanden. Eine durchaus ungewöhnliche Situation, aber „da werden wir uns sicher einig werden“, ist der Investor überzeugt, seine Pläne trotzdem verwirklichen zu können.