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Völkerverständigung Marsch für ein vereintes Europa

Auf einer Wanderung von Paris nach Berlin hat der italienische Verein „Repubblica nomade“ einen Zwischenstopp in Haldensleben eingelegt.

02.07.2017, 12:42

Haldensleben l Die Strecke von Paris nach Berlin beträgt circa 1000 Kilometer Luftlinie. In Europas wechselhafter Geschichte wurde der Weg in beide Richtungen oftmals mit Waffengewalt beschritten. Zwar ist dies in Zeiten der Europäischen Union kaum noch denkbar, damit es aber wirklich nie mehr soweit kommt, setzt sich der italienische Verein „Repubblica nomade“ (auf Deutsch „nomadische Republik“) für eine noch stärkere Verflechtung des Kontinents ein. Um auf ihr Ziel hinzuweisen, hat sich die Gruppe nun selbst auf den Weg von der Seine- in die Spree-Metropole gemacht.

„Europa per Fußmarsch verbinden, das ist die Idee dahinter. Wir wünschen uns die Vereinigten Staaten von Europa. Ein Europa, welches für die Menschen da ist und nicht in erster Linie für die Institutionen und die Wirtschaft. Das friedliche Miteinander der Völker soll auch als Modell dienen, beispielsweise für das kriegsgebeutelte Afrika“, erklärt Siegfried Mörtl. Der 69-Jährige aus Gaggenau in der Nähe von Karlsruhe ist durch eine italienische Freundin auf den 2011 gegründeten Verein aufmerksam geworden und nimmt bereits zum dritten Mal an einer seiner Wanderungen teil.

„Unsere ersten vier Märsche fanden innerhalb Italiens statt. Zwei weitere Reisen führten uns von Mantua nach Straßburg und von Triest nach Sarajevo. Mit der letzten Reise wollten wir den zerrissenen Balkan wieder zusammennähen“, erklärt die Mailänderin Luisa Guidi.

Ihre siebente Wanderung führt die „europäischen Nomaden“ nun also von Paris nach Berlin. „Damit möchten wir auf die Gefahren hinweisen, die es gerade in Europa gibt: Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, soziale Ungleichheit und Terrorismus. Aber auch die Angst und Abneigung vor Flüchtlingen“, führt Guidi weiter aus.

„Wir haben diese außerordentliche Form des Laufens gewählt, um während der Reise mit den Menschen in Kontakt zu kommen und unsere Idee weiterzutragen. Dabei bekommen wir viel Zuspruch und Unterstützung“, fügt Mörtl hinzu. Los ging es am 21. Mai. Seitdem hat die Gruppe Frankreich, Belgien, die Niederlande und weite Teile Deutschlands durchquert. Gestartet mit 26 Personen haben sich im Laufe der Reise weitere Personen angeschlossen, sodass die Gemeinschaft nun 36 Leute umfasst. „Neben den Italienern sind auch Leute aus Frankreich und der Schweiz dabei. Eine Deutsche möchte noch zu uns stoßen, musste aber zu Beginn unserer Reise noch in die Schule gehen. Es nehmen also Menschen aller Alters- und Berufsklassen teil“, sagt Mörtl, der derzeit der einzige deutsche Teilnehmer ist.

Die Wanderer absolvieren jeden Tag zwischen 20 und 40 Kilometer. In ihren Etappenzielen angekommen, übernachten sie dort jeweils in öffentlichen Einrichtungen, zumeist den Turnhallen örtlicher Schulen. So auch in Haldensleben. Hier hat die Otto-Boye-Grundschule ihre Tore für die Reisenden geöffnet und ihnen einen Schlafplatz geboten. Ihre weitere Reise durch Sachsen-Anhalt führt die Gruppe von Haldensleben über Colbitz und Burg nach Genthin. Ihr Ziel Berlin erreichen sie voraussichtlich am 7. Juli. Interessierte können sich gerne noch anschließen.