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Vorstand gesucht Partnerschaftsverein in großer Not

Der Haldensleber Städtepartnerschaftsverein pflegt Freundschaften zu anderen Ländern. Es findet sich jedoch kein neuer Vorstand.

Von Marita Bullmann 11.12.2018, 00:01

Haldensleben l Die Mitglieder des Haldensleber Vereins für Städtepartnerschaft und internationale Begegnungen sind neugierig auf andere Menschen, andere Kulturen, und sie sind unternehmungslustig. So konnte die Vorsitzende Bärbel Ziese auch in der jüngsten Jahreshauptversammlung in der Kulturfabrik einen Rückblick auf viele Treffen und Veranstaltungen geben. Sie erinnerte an den Besuch des Klosters Jerichow und des Weihnachtsmarktes in Tangermünde vor einem Jahr und an die Teilnahme am Tag der Romanik mit Gästen aus Helmstedt und eine Mehrtagesfahrt nach Breslau in 2018. Die Vereinsmitglieder luden junge Sportler aus der Helmstedt Partnerstadt Swedlogorsk ins Rollibad und in die Ziegelei Hundisburg ein, fuhren nach Helmstedt zum Sommerfest des dortigen Partnerschaftsvereins, zu dem auch Gäste aus weiteren Partnerstädten von Helmstedt gekommen waren.

Im August hatte Bärbel Ziese eine Fahrt nach Halle für Kinder aus Migrantenfamilien organisiert. Zoo und Museum waren das Ziel. Seit ein paar Jahren hilft sie Kindern beim Deutschlernen. Beim Altstadtfest hatte sich der Haldensleber Partnerschaftsverein mit einer Kutsche in den Festumzug eingereiht, selbstverständlich wie üblich mit Gästen aus Helmstedt. Ein Ziel war auch die Landesgartenschau in Burg.

Doch trotz dieser positiven Bilanz hat der Verein große Probleme. Der vierköpfige Vorstand bricht auseinander, stellte Bärbel Ziese fest. Drei der Aktiven, darunter auch sie, wollen im neuen Jahr aus verschiedenen Gründen diese Arbeit nicht weiterführen. Das sei im Verein bekannt. „Die Anstrengungen werden immer größer, und wir werden nicht jünger“, erklärte die langjährige Vorsitzende. Sie fragte in die Runde, wer bereit sei, im neuen Vorstand mitzuarbeiten. Doch niemand wollte eine solche Aufgabe übernehmen.

Sie bedauere das sehr, versicherte Bärbel Ziese, verwies vor allem auf die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Partnerschaftsverein Helmstedt. Die Städtepartnerschaft von Haldensleben und Helmstedt besteht seit 1990. Kurz danach wurde der Verein gegründet. Eine offizielle Städtefreundschaft verbindet Haldensleben seit 1992 mit der südhessischen Stadt Viernheim. Ebenfalls 1992 wurde der Partnerschaftsvertrag mit der polnischen Stadt Ciechanow geschlossen. Der Haldensleber Partnerschaftsverein hat sich stets bemüht, diese auf kommunaler Ebene geschlossenen Partnerschaften mit zu beleben.

„Wir haben viel vom Helmstedter Partnerschaftsverein gelernt“, berichtete Bärbel Ziese. Dort gibt es langjährige Erfahrungen und eine gute Zusammenarbeit zwischen Rathaus und Verein. Ein Ratsmitglied sei auch Beisitzer im Verein, was einen engeren Kontakt ermögliche. Wenn das in Haldensleben auch nicht so gelaufen sei, habe der Haldensleber Verein im Sinne der Satzung dennoch vieles erreicht, nämlich Menschen und Kulturen kennenzulernen und zu begegnen und den Austausch zu fördern. Wenn es jedoch nicht möglich sei, einen neuen Vorstand zu wählen, bliebe als letzte Konsequenz nichts anderes übrig, als den Verein aufzulösen. Da aber so viele gemeinsame Erinnerungen an Begegnungen und Fahrten bestehen, könnte es vielleicht einmal im Monat einen Treff in der Kulturfabrik geben.

Ursula Pflüger, einziges Vorstandsmitglied, das weiterarbeiten würde, appellierte an die Mitglieder, den Verein nicht untergehen zu lassen. Es hängen doch auch so viele menschliche Kontakte zu den Partnerstädten daran. Ihr Mann Kurt Pflüger ergänzte, der Verein habe doch auch einen Ruf zu verlieren. Vielleicht sollte man versuchen, die Aufgaben auf noch mehr Schultern zu verteilen, zum Beispiel Städteverantwortliche zu benennen. „Nicht aufzugeben, das sind wir unseren Freunden in den anderen Städten schuldig.“ Doch er stellte auch fest, dass alle im Rentenalter sind. Der Verein brauche dringend jüngere Mitglieder. Vielleicht könne auch die Stadtverwaltung helfen. Vor einer Auflösung des Vereins warnten auch die Gäste aus Helmstedt. Eine Möglichkeit sei möglicherweise auch, sich dem Helmstedter Verein anzuschließen.

Bärbel Ziese schlug vor, bei einem nächsten Treffen am 8. Januar endgültig über die Zukunft des Vereins zu beschließen. Bis dahin könnten sich noch Mitglieder melden, die im Vorstand mitarbeiten würden. Sie wirbt ebenso um neue Mitglieder. Frauen und Männer aus Haldensleben und Umgebung, die Interesse an freundschaftlichen Begegnungen mit Menschen anderer Kulturen haben, können sich gern bei ihr melden, sie ist telefonisch zu erreichen unter 03904/7069582.

Für einen besinnlichen Ausklang der Versammlung sorgte die Klezmergruppe der Kreismusikschule. Die 12- bis 14-jährigen Schüler spielten mit viel Freude für die Zuhörer. Die Gruppe sei einmalig in Sachsen-Anhalt, bekräftigte Musikschuleiter Armin Hartwig. Es gäbe sonst keine Schülergruppe, die sich mit dieser Musik beschäftige.