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Wanderausstellung Heiße Eisen und leuchtende Socken

Die Wanderausstellung "Energiegeschichte(n)" macht derzeit Station in der Calvörder Sekundarschule. Sie zeigt spannende Exponate.

Von Anett Roisch 16.01.2020, 00:01

Calvörde l Eine Wanderausstellung zum Thema „Energiegeschichte(n)“ mit historischen Exponaten ist seit Dienstag in der Calvörder Sekundarschule „Brüder Grimm“ zu sehen. Der Energieversorger Avacon betreibt in Hannover ein Museum für Energiegeschichte. Eine erste Einführung in die Wanderausstellung gibt der Leiter des Energiemuseums Tim Müller. „Eure Schule hat ja den Namen der Brüder Grimm. Genauso, wie Jacob und Wilhelm Grimm sich vor ungefähr 200 Jahren aufmachten, um Märchen und Geschichten zu sammeln, trägt unser Museum Energiegeschichten zusammen“, sagt Müller. Die Jahrhunderte alten Exponate zeigen – nach Müllers Ausführungen – wie schnell sich das Leben der Menschen durch Nutzung der zur Verfügung stehenden Energie verändert hat.

Zu sehen gibt es einen Staubsauger aus den 30er Jahren. Er beseitigte nicht nur Schmutz und Staub, sondern konnte gleichzeitig die Haare trocknen. An der Düse, bei der beim Staubsauger die Abluft entweicht, wurde der Föhn angeschlossen. „Allerdings waren die Staubfilter nicht so ausgereift, so dass den Leuten der Staub in die Haare gepustet wurde.“ Konsequenz: Die Erfindung verschwand relativ schnell wieder vom Markt.

Kurios ist auch die Geschichte des beleuchteten Stopfpilzes für Strümpfe. „Der sollte nicht helfen, Löcher zu finden, sondern machte dünne Stellen im Socken sichtbar.“ Kurios ist nicht nur der Stopfpilz selbst, sondern auch sein Erfinder. Kein Geringerer als der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer hat diesen Pilz erfunden.

„Wir freuen uns, dass wir eine solche Schau anbieten können. Wir wollen die Ausstellung in den nächsten Wochen nutzen und unseren Schülern vorstellen, wie sich die Technik im Zusammenhang mit der Energie in über hundert Jahren entwickelt hat“, sagte Schulleiter Claudio Kühn.

Auch Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU) weist bei der Ausstellungseröffnung darauf hin, dass die Energie eine wichtige Rolle im Leben spielt. „Ohne Energie geht es ja heute gar nicht mehr. Wir haben zwar die Steckdose, aber irgendwoher muss ja die Energie kommen“, sagt der Bürgermeister und verweist auf die erneuerbaren Energieformen.

Die Ausstellung ist eine gute Ergänzung zum unterrichteten Stoff in Physik und Technik. Die Schau gibt die Möglichkeit, Schülern Unterricht zum Anfassen anzubieten. Marvin Alpermann aus der Klasse 7a betont, dass Strom für ihn in der heutigen Zeit unverzichtbar sei. „In meiner Freizeit zocke ich gern mit meiner Spielkonsole“, gesteht der Calvörder schmunzelnd.

So zeigt die Schau auch einen Wechsler für Bügeleisen. Ihr schwerer Stahlkörper wurde mit Gas erwärmt. Damit die Hausfrau oder das Stubenmädchen fleißig im Akkord bügeln konnte, wurde ein Gestell entwickelt, auf das das sogenannte Hohleisen gestellt wurde. Von unten wärmte ein Gasbrenner Bügeleisen eins, während Nummer zwei gerade in Betrieb war.

Blicke der Ausstellungsbesucher zieht ein Glühstrumpf aus dem Jahr 1880 auf sich. Der österreichische Wissenschaftler Carl Auer von Welsbach erfand den Strumpf. „In dieser Zeit gab es eine ganz große Rivalität zwischen dem Strom und dem Gas“, weiß Müller. Das Gas sei damals viel billiger als der Strom gewesen. Die Glühlampen waren viel heller als die Gaslampen. Mit Glühstrümpfen wurde die Gasflamme intensiver. Die Strümpfe wurden aus einem Stoffgewebe mit einer Salzlösung von 99 Prozent leicht radioaktivem Thoriumnitrat hergestellt. Die Strümpfe wurden mit einem Prozent Cernitrat getränkt, getrocknet und dann anzündet.

Einige der Originalstücke aus der Energiegeschichte von 1877 bis 1954 werden in der Ausstellung gezeigt. Auch ein Telefon mit Zugnummernschalter ist zu sehen. „In den 40er Jahren kam dieses Telefon auf den Markt. Da musste man den Finger reinstecken, den Revolver nach unten ziehen und so die entsprechende Nummer wählen. Man dachte, es wird ein Verkaufsschlager. Aber dann hat man in der Praxis gemerkt, dass sich diese Technik nicht bewährt hat“, erzählt der Museumsleiter.

Neben den Exponaten gibt es eine Reihe von Schautafeln, etwa zur Edison-Tonwalze oder der Entwicklung der Elektrizität. Die Ausstellung ist für alle Besucher interessant, besonders aber für Schüler, denen gestopfte Socken oder ein Telefon mit Zugnummernschalter völlig fremd sind.

Bis März sind die Exponate in der Schule zu sehen. Öffentlich kann die Ausstellung jeweils dienstags, 21. Januar sowie am 4., am 18. und am 25. Februar zwischen 15 und 17 Uhr besichtigt werden. Eine Anmeldung dazu ist telefonisch unter 039051/317 notwendig.