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Weisser Ring Wo Opfern von Straftaten geholfen wird

Die Außenstelle des „Weißen Rings“ im Landkreis Börde ist vor 25 Jahren in Barleben gegründet worden. Das Jubiläum wurde jetzt gefeiert.

Von Regina Malsch 11.11.2017, 23:01

Haldensleben l 25 Jahre Weißer Ring im Landkreis Börde – Grund genug, dieses Jubiläum mit zahlreichen Gästen, Unterstützern und Mitarbeitern zu feiern. Zur Festveranstaltung im Mehrgenerationenhaus „EHFA“ in Haldensleben konnte Außenstellenleiter Dieter Montag auch Landrat Hans Walker, den CDU-Bundestagsabgeordneten Manfred Behrens und die SPD-Landtagsabgeordnete Silke Schindler sowie Bürgermeister und Vertreter von Gemeinden begrüßen.

In seiner Festrede ging Dieter Montag besonders darauf ein, was sich durch die ehrenamtliche Arbeit der Opferhelfer in den vergangenen Jahren geändert hat. „Wenn Menschen plötzlich und unerwartet von einer Straftat betroffen sind, brauchen sie jemanden, der ihnen zur Seite steht. Das tun wir seit nunmehr 25 Jahren. Geändert hat sich durch den Weißen Ring mittlerweile die rechtliche und soziale Situation der schuldlos in Not Geratenen.“ Dienten Opfer früher hauptsächlich als Beweismittel, um Täter zu überführen, stehen ihnen heute staatliche Unterstützungen zu.

Sieben Männer und vier Frauen sind im Landkreis als Opferhelfer aktiv. Jährlich kümmern sie sich um etwa 30 Fälle. Geholfen wird Menschen, die Gewalttaten oder sexuellen Missbrauch, Stalking oder Gewalt in der Familie erfahren mussten. Es geht um Beistand, psychotraumatische Erstberatung, Hilfe beim Umgang mit Behörden, Begleitung zu Gerichtsterminen oder Rechtsschutz im Strafverfahren. In bestimmten Fällen bekommen die Opfer auch finanzielle Zuwendungen. Auch hier hilft der Weiße Ring.

Dies alles, so betonte der Außenstellenleiter, sei nur möglich, weil viele Menschen die Opferhilfe mit Spenden, Mitgliedsbeiträgen oder testamentarischen Verfügungen unterstützen. Stellvertretend nannte Dieter Montag die Kreissparkasse Börde, den Lions Club Ohrekreis, den IDOL-Verein Barleben und als Privatspender Klaus Bunzel aus Klein Wanzleben, der in diesem Monat einen Scheck über 800 Euro übergab.

Besonders bedankte er sich bei aktiven Mitstreitern wie Doris Wilke, die im Bereich Oschersleben aktiv ist, Manfred Knechtel, den Präventionsverantwortlichen, Friedrich Edler, der Mann vor Ort in Haldensleben ist, oder Monika Bartsch, die sich im sozialen Bereich auskennt.

Eine der Kernaufgaben des Weißen Rings ist die Prävention. An Vorträgen, Projekten oder Beratungen zur Verhaltensprävention in Schulen und Kitas oder bei Senioren nahmen allein im vergangenen Jahr fast 2000 Menschen teil. Dies wäre nicht möglich, ohne zuverlässige Partner wie Steffen Claus mit seinem Projekt „Tatort Märchenwald“, der Polizei, dem Frauenhaus oder der Drogen- und Suchtberatung.

Sorgen macht den Opferhelfern, dass sich bei Weitem nicht alle Opfer melden. Deshalb appellierte Dieter Montag an die Anwesenden, Betroffene zu ermutigen, beim Weißen Ring Hilfe zu suchen.

Derzeit wird in der Öffentlichkeit besonders über sexuelle Belästigung und Missbrauch von Kindern diskutiert. Dieses Thema wurde auch zur Festveranstaltung angesprochen. So verlas Marika Senger den Brief eines Kindes an ihre Mutter, in dem es fragte, warum sie bei den jahrelangen Übergriffen durch den Vater weggeschaut habe.

Konkrete Zahlen dazu waren von Steffen Claus zu hören. Gewalt gegen Kinder nehme erschreckend zu, meinte er. Waren es 2015 noch 3000 Fälle stieg die Zahl 2016 auf 4000. 2014 wurden in Deutschland 108 Kinder getötet, 2016 bereits 133. Und jeden Tag würden 38 Kinder missbraucht. Auch deshalb sei die Prävention so wichtig.

Der Landesvorsitzende des Weißen Rings, Rüdiger Buhlmann, gratulierte zum Jubiläum und bescheinigte der Außenstelle eine sehr gute Arbeit. Sehr viel Wert werde auf Weiterbildung der Opferhelfer gelegt, die sich seit zwei Jahren auch um Verkehrsopfer kümmern. Der Weiße Ring hat deutschlandweit 420 Außenstellen, 3000 Aktive und etwa 500 000 Mitglieder.

Wie wichtig diese Einrichtung sei, machte der Landesvorsitzende am Beispiel der Opfer der 1977 entführten Landshut deutlich. „Die Menschen haben damals keinen Zuspruch oder Entschädigung bekommen. Viele leiden noch heute an der traumatischen Erfahrung. Der Weiße Ring hat dazu beigetragen, dass sich das geändert hat.“

Auch Landrat Hans Walker würdigte die Arbeit des Weißen Rings. „In unserer Zeit, die nur heil scheint, brauchen wir Menschen wie Sie. Bleiben Sie bitte in dieser Verantwortung.“ Seinen Dank verband er mit der Übergabe eines Schecks.

Eine weitere finanzielle Zuwendung gab es vom Kaliwerk Zielitz, die von Manfred Witzel, Vorsitzender des Bergmannsvereins, übergeben wurde. Außerdem lud er das gesamte Team der Außenstelle zu einer Haldenbefahrung ein. Manfred Behrens gratulierte ebenfalls mit herzlichen Worten und lud nach Berlin ein, um die angesprochenen Probleme vor Ort zu besprechen. „Ich werde dieses besondere Ehrenamt auf jeden Fall weiter unterstützen“.