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Wettbewerb Visionen für Flecken mit Zukunft

Die Jury des Landeswettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“ haben Ortsvertreter stolz durch Calvörde geführt.

Von Anett Roisch 01.10.2017, 03:00

Calvörde l Einst als Schönheitswettbewerb unter dem Motto „Unser Dorf soll schöner werden“ gestartet, hat er sich zu einem Wettbewerb entwickelt, in dem der Nachhaltigkeitsgedanke „Unser Dorf hat Zukunft“ im Vordergrund steht. Der Wettbewerb verfolgt das Ziel, die Lebensqualität im ländlichen Raum zu steigern. „Bei der Bewertung finden neben individuellen Ausgangsbedingungen zum Beispiel auch kulturelle Traditionen und Aktivitäten Berücksichtigung. Viele private und öffentliche Projekte tragen dazu bei, dass es sich im Landkreis gut wohnen, leben und arbeiten lässt. Calvörde ist einer der größten Orte, die sich am Wettbewerb beteiligen“, weiß Regionalmanager Holger Mühlisch, der für die Organisation des Wettbewerbes im Landkreis Börde verantwortlich ist.

Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU) begrüßte die Jury und ergänzte: „Calvörde ist nicht nur einer der größten Orte im Landkreis, sondern auch einer der schönsten.“ Start der Tour war der Calvörder Marktplatz. Mit einem Gedicht hieß Christa Merker, Vorsitzende des Calvörder Heimatvereins, die Gäste willkommen. „Unser Heimatdorf Calvörde ist schon über Jahrhunderte und länger bekannt und als Siedlungsgebiet bereits 600 vor Christus und 1196 urkundlich genannt. Unser Dorf war wegen seiner Fuhrt auf der Lüneburger Heer- und Frachtstraße ein wichtiger Ort. Neben Braunschweig und Magdeburg führte man Calvörde an, denn das kannte schon damals jedermann. Sehr viele adlige Familien und berühmte Leute haben in unserer ehemaligen Burg übernachtet oder gewohnt“, schwärmte Christa Merker. Die ehemalige Lehrerin ist überzeugt davon, dass Calvörde nicht nur eine spannende Geschichte hat, sondern auch eine Zukunft.

Die Vielfalt der kulturellen Angebote und die Mischung der gewerblichen Unternehmen und sozialen Einrichtungen würden – ihrer Ansicht nach – die Menschen im Ort halten. Schliephake sagte, dass in Calvörde viele junge Menschen wieder zu ihren Wurzeln finden. Das würde im Besonderen das Wohngebiet deutlich machen, denn dort siedeln sich viele junge Familien an.

„Wir haben rund 900 Arbeitsplätze, in der ganzen Gemeinde sind es sogar 1500. Das ist bei 1700 Einwohnern im Ort sicher bemerkenswert. Wir haben etwa 350 Einpendler. Es gibt ein 45 Hektar großes Gewerbegebiet, das in den 90er Jahren ausgewiesen wurde. Es ist fast komplett belegt“, schilderte der Gemeindechef. Als größten Arbeitgeber nannte er die Firma Refresco mit 235 Arbeitsplätzen. „Das Unternehmen ist derzeit in aller Munde, weil es entschieden hat, den Standort in Hamburg aufzugeben und den Standort in Calvörde zu stabilisieren und möglicherweise zu erweitern“, berichtete Schliephake und sagte mit ein wenig Stolz: „Das spricht für Calvörde. Wir gehen davon aus, dass es dann dort noch mehr Arbeitsplätze geben wird.“ An der Vereinshalle und an der Außensportanlage an der Ohre angelangt, hatte die Jury schon erste Impressionen gesammelt. Schliephake zeigte auf die benachbarte Fläche, die mit Photovoltaikanlagen versehen ist. „Calvörde war Jahrhunderte lang ein Ort der Getränkeherstellung. Zu DDR-Zeiten gab es dort über 30 Jahre lang den Getränkehersteller OGEMA. Auf diesem privaten Grundstück ist es uns gelungen, dass diese Industriebrache verschwindet. Planerisch haben wir das Projekt begleitet, so dass ein Abriss stattfand und diese Photovoltaikanlage eine erhebliche optische Verbesserung bringt. Der Schandfleck ist weg und sorgt nun für grünen Strom“, beschrieb der Bürgermeister.

Das öffentliche Leben findet in 14 Vereinen mit etwa 1000 Mitgliedern und mit vielen Festen statt. Ein Defizit sei – seiner Ansicht nach – dass es kein Kulturhaus gibt. Seinen Ärger machte Schliephake Luft, indem er die vergeblichen Anstrengungen darstellte, den Goldenen Löwen von einem privaten Eigentümer zu kaufen und so als Dorfgemeinschaftshaus zu nutzen. Die Kommunalaufsicht habe den Kauf wegen des Sparzwanges verwehrt.

Der Bürgermeister des Fleckens schilderte, dass bei den jährlichen Festtagen der Gemeinde Calvörde auch Medaillen an die Jugend für besondere Leistungen vergeben werden. „Die Mischung zwischen dörflicher und wirtschaftlicher Entwicklung sowie vor allen Dingen die Einbeziehung des gesamten Vereinswesens, der Jugend und der Senioren in Calvörde ist für mich das Besondere. Diese Mischung hat man in der Kompaktheit selten“, sagte Beate Prange vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte in Wanzleben. Weiter ging die Tour vorbei an den Fachwerkhäusern zur Heimatstube, durch das Wohngebiet „Teufelsküche“ und durch das Gewerbegebiet bis zum Waldhotel im Grieps und dem Sportboothafen.