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Winterwanderung Als Emden noch 146 Schüler hatte

1650 hatte das kleine Emden nachweislich schon einen Schulmeister. Das und vieles mehr erfuhren die Teilnehmer der Winterwanderung.

Von Carina Bosse 14.01.2020, 00:01

Emden l Aus allen Ecken des 300-Seelen-Dorfes strömten die Emdener in letzter Minute noch zum Treffpunkt der diesjährigen Winterwanderung. Strahlend blauer Himmel bescherte bestes Wanderwetter. „Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, wo wir bis auf die Knochen durchnässt zurückkamen“, berichtete Antje Lindner. Doch keinen hielt das Wetter davon ab, die geschichtliche geprägte Wanderung mitzumachen. Darum seien die Emdener in diesem Jahr wohl belohnt worden.

Es ging um das Thema Bildung, im engeren wie im weiteren Sinne. Mathias Weiß berichtete über die Kirche, die Schule, den Kindergarten und Hort, soviel war klar und leuchtete den Wanderfreunden bei der Dorfrunde zum Thema Bildung auch ein. Der Wanderleiter und Ortschronist weiß in jedem Jahr spannende Geschichte zu berichten. So staunten die Zuhörer nicht schlecht, dass im Jahr 1834 allein aus Emden 146 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren in sechs Unterrichtsstunden von nur einem Lehrer unterrichtet wurden. Der notwendige Bau eines zweiten Schulhauses kam trotz Forderungen der Regierung erste 1897 zustande. Für damals gerade mal 11.000 Mark wurde ein Gebäude gegenüber der Kirche errichtet.

Aber für den Informationsfluss und Gedankenaustausch waren auch die Gaststuben, die Milchbänke, auf denen sich die Leute nach Feierabend zu einem Schwätzchen niederließen. Außerdem führte er an, dass auch die Agrargenossenschaft einen wichtigen Beitrag zur Bildung leistet, durch die Berufe´, die dort erlernt werden können oder die Führungen für Ferienkinder aus dem Altenhäuser Schloss. Früher waren auch die Rosen- oder Weidenmühlen wichtige Knotenpunkte für den Informationsaustausch zwischen den Dörfern.

Der letzte Halt der Emdener Winterwanderung befand sich auf der Wiese am alten Schießstand. Mathias Weiß fragte, wo denn hier noch eine Bildungsinstitution sei. Nein, kein Baum, nicht der alte Schießstand, nicht die Beber... Er meinte in diesem Fall sich selbst als Ortschronist - und das seit nunmehr schon stolzen 25 Jahren.

Seinen ersten Artikel, wohl eine Zeichnung der Emdener Kirche aus der Feder von Hasso Appel, schnitt Mathias Weiß mit gerade mal acht Jahren aus der Volksstimme vom 21. Januar 1989 aus. Er besitzt ihn noch immer. Seine Eltern förderten sein aufkeimendes Interesse zu Ostern 1995 mit dem Geschenk einer Polaroid-Kamera. Auch die befindet sich bis heute in seinem Besitz.

Mit damals 13 Jahren musste er als Schüler einen Vortrag in der Schule halten, den er... welche Überraschung... über Emden hielt. Dazu lieh er sich von Erna Seevogel eine in altdeutsch geschriebene „Emmode - Geschichte eines Dorfes“ (die von Kantor Bock verfasste, erste Emdener Chronik aus dem Jahr 1937). In kürzester Zeit lernte er das Lesen der ungewohnten Schrift und gab pünktlich seine Arbeit ab. Diese Arbeit nahm er als Geburtsstunde seiner ortschronistischen Tätigkeit. Mittlerweile ist Mathias Weiß selbst im Besitz eines ganz besonderen Exemplars der Chronik, nämlich eine von Maria Rath, der Tochter von Kantor Bock, gewidmete Ausgabe, die er als einen wertvollen Schatz hütet. Genauso ein Schatz ist auch die historische Glocke, die ihm zur Aufbewahrung übergeben wurde. Mit dieser Glocke, aufgedruckt ist auf ihr die Nummer 24, ging in früheren Jahren ein Bevollmächtigter durch das Dorf und machte laut auf wichtige Neuigkeiten und Nachrichten aufmerksam.

„Es ist wirklich genial, dass Mathias Weiß seit nun schon 25 Jahren ganz selbstlos die Chronik führt und uns vor allem immer so anschaulich daran teilhaben lässt“, würdigte Antje Lindner. Die vielen interessierten Wanderfreunde und Teilnehmen seien ihm Dank genug, versicherte der Wanderleiter nach einer spannenden „Bildungs-“ Dorfrunde, die dann doch noch mit einem Ausflug über die Plantage ein wenig außerhalb des Ortes zu Ende ging.