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Winterwanderung Emden zwischen Himmel und Hölle

Bei der traditionellen Winterwanderung in Emden gab es geschichtliche Einblicke. Von der Kirche aus ging es zu einem mysteriösen Ort.

Von Carina Bosse 19.01.2017, 00:01

Emden l Im Jahr der 500. Wiederkehr von Martin Luthers Thesenanschlag blickte auch Emden bei der traditionellen Winterwanderung auf die Zeit der Reformation. In Emden lassen sich einige Besiedlungen bis ins frühe 11. Jahrhundert (damals hieß der Ort Emmode) zurückverfolgen, allen voran die Emdener Kirche. Dort begann Ortschronist Mathias Weiß dann nach der Begrüßung am Gedenkstein auch gleich mit seinen Erläuterungen.

Die St.-Georg-Kirche wurden in der Romanik, der Gotik und im Barock um- und angebaut. Trotzdem ist ihr mittelalterlicher Grundriss noch zu erkennen. Nach einem kurzen Abstecher in die Kirche zog die winterliche Wandertour auf der um 1517 bestehenden äußersten Straße weiter.

Am alten Schlagbaum in Richtung Wald steht ein neues Trafohaus, das mit einem Bild bemalt ist. Hier erklärte Mathias Weiß, dass es sich um eine alte Dorfansicht an gleicher Stelle handelt, also quasi ein Zeitfenster darstellt.

Anschließend wurde der Dorfplatz im Unterdorf angesteuert, der den Einwohnern und Händlern früher auch als Marktplatz diente. Von dort aus ging es Richtung Busch, wo die Kameraden der freiwilligen Feuerwehr mit einer Verpflegungsstation auf die Wandergruppe wartete.

Auf dem Weg zum Weidenmühlenteich erklärte der Ortschronist die Entstehung von Hohlwegen, von denen es rund um Emden noch drei gibt. Der Busch werde so genannt, weil er basierend auf die ehemaligen kirchlichen Grundstücke St. Georgenbusch als Holznutzung und St. Georgenwiese entstand, woraus die Kirche im 16. Jahrhundert Einnahmen generierte.

Abschließend ging es in die Nähe der Hölle. „In Emden gibt es wirklich einen so bezeichneten Ort“, versicherte Mathias Weiß.

Damit schlugen Die Wanderfreunde quasi einen Bogen: Vom Himmel, also von der Kirche, bis zur Hölle, jenem mysteriösen Ort. Der Name Hölle geht auf germanische Mythen zurück, ein eintöniger Ort, regiert von der Göttin Hel, woher der Name für diesen Ort seinen Ursprung ableitet. Das englische Wort hell liegt ihm noch näher, sagte der Wanderführer, und nahm wieder Bezug auf die Kirche. Denn im Mittelalter herrschte teilweise der Glaube vor, dass Erdvertiefungen vom Fall Lucifers vom Paradies auf die Erde herrühren, also quasi ein Einschlagloch seien.

Am Feuerwehrhaus loderte schon bald nach der Rückkehr ein wärmendes Lagerfeuer.

Der Winterkönigs-Fragebogen machte die Runde. „In diesem Jahr waren entweder die Fragen zu leicht oder alle Teilnehmer haben besonders gut aufgepasst“, resümierte Mathias Weiß. Die meisten hatten nur eine oder zwei Fragen nicht richtig. Es gab allerdings lediglich eine Teilnehmerin, die alle Fragen richtig beantwortete: Antje Lindner. Die Erxleberin erhielt die Würde der Winterkönigin und eine Krone, die Kinder aus dem Flechtinger Kinderstübchen gebastelt hatten.

Damit ist der seit Beginn der Wanderungen bestehende Rhythmus erstmalig durchbrochen worden, so wie es Mathias Weiß zu Wanderbeginn gehofft hatte: Statistisch gesehen hätte in diesem Jahr nämlich ein männlicher Teilnehmer gewinnen müssen. Der beste männliche Quizbeteiligte hatte leider vergessen, eine Frage zu beantworten und kam somit „nur“ auf den zweiten Platz.

Die Jugend war diesmal beim Rätseln sehr gut vertreten und hatte sich gut vorbereitet. Mit Zettel und Stift oder Telefon wurden während der Tour Notizen gemacht.

Lars Bergmann, Emily Wolter und Arne Gohrbandt fanden sich als ein Team zusammen, und gemeinsam wurde vom Trio das Rätsel bearbeitet. Damit belegte die Gruppe einen der vorderen Plätze.