1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Zahl der Arbeitslosen im Landkreis halbiert

Wirtschaftskraft Zahl der Arbeitslosen im Landkreis halbiert

Wirtschaftlich hat der Landkreis Börde eine eindrucksvolle Entwicklung genommen. Das bestätigt auch eine Reihe von bundesweiten Studien.

Von Ivar Lüthe 15.06.2017, 12:00

Haldensleben l So etwa von „Focus Money“ im Jahr 2014. Das Wirtschaftsmagazin sah den Landkreis als wirtschaftsstärkste Region Sachsen-Anhalts. Anhand von sieben Faktoren hatte das Magazin die Wirtschaftskraft der Regionen und Städte gemessen. Unter anderem wurden Faktoren wie Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt, verfügbares Einkommen privater Haushalte je Einwohner oder Investitionen im verarbeitenden Gewerbe je Beschäftigten herangezogen. Im bundesweiten Vergleich mit 388 Städten und Landkreisen landete die Börde jedoch auf Rang 251.

Bereits im Jahr 2009 hatte eine andere Studie den Landkreis an der Spitze in Sachsen-Anhalt gesehen. Die wissenschaftliche Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft beleuchtete Faktoren wie Kaufkraft, Bruttoinlandsprodukt und Ausbildungsdichte.

Erst vor Kurzem konnte Danny Schonscheck, Fachbereichsleiter Wirtschaft in der Kreisverwaltung, ein durchweg positives Fazit der Wirtschaftskraft des Landkreises ziehen. Demnach weist der Landkreis aktuell gleich nach der Landeshauptstadt Magdeburg das zweithöchste Bruttoinlandsprodukt auf. Wobei der Landkreis in den zurückliegenden fünf Jahren dabei mit rund 20 Prozent sogar die höchste Steigerungsquote erreichte.

Rund 5800 Unternehmen sind im Landkreis angesiedelt, darunter etwa 2300 Handwerksbetriebe. Laut Statistik gibt es im Landkreis 36 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, die jährlich rund sieben Milliarden Euro Umsatz generieren. Auch bei den Gewerbean- und -abmeldungen verzeichnet der Landkreis aktuell ein nahezu ausgeglichenes Saldo.

Die erfreulichste Entwicklung hat der Landkreis seit seiner Gründung 2007 auf dem Arbeitsmarkt genommen. Im Juli 2007 lag die Arbeitslosenquote im Landkreis bei 10,7 Prozent. Laut aktuellster Statistik der Agentur für Arbeit Magdeburg liegt die Arbeitslosenquote derzeit bei 5,8 Prozent im Landkreis. In den Bereichen Haldensleben, Wolmirstedt und Wanzleben konnte die Arbeitslosenquote in den zurückliegenden Jahren halbiert werden. Wolmirstedt sank von 9,1 Prozent in 2007 auf aktuell 4,4 Prozent, was beinahe Vollbeschäftigung bedeutet.

Haldensleben und Wanzleben lagen vor zehn Jahren gleichauf mit 10,1 Prozent – mittlerweile stehen für Haldensleben 5,1 Prozent und für Wanzleben 5,5 Prozent zu Buche. Schwerer tut sich weiterhin der Bereich Oschersleben. Doch auch hier sank die Arbeitslosenquote von 14,5 Prozent vor zehn Jahren auf aktuell 9,4 Prozent.

Ausruhen kann sich der Landkreis auf solchen Entwicklungen indes nicht. Wie andere Regionen auch hat der Landkreis mit einigen Problemen zu kämpfen. Beispielsweise bei der Unternehmensnachfolge. Gerade bei klein- und mittelständischen Unternehmen ist dies aktuell ein großes Thema. Nach dem Gründungsboom nach der Wende sind jetzt viele Unternehmer im Ruhestandsalter und wollen ihre Betriebe abgeben. Ohne einen entsprechenden Nachfolger droht der Verlust von Arbeitsplätzen. Mit Informationsprogrammen wollen Wirtschaftsförderer und Kammern dem vorbeugen.

Auch auf dem Ausbildungsmarkt werde es für die Unternehmen zunehmend schwieriger, Nachwuchs zu finden, weiß Wirtschaftsförderer Schonscheck. Ein Problem ist zudem eine recht hohe Zahl von Abbrechern. Firmen stehen mittlerweile bei der Nachwuchsgewinnung wie beim Rekrutieren von Fachkräften zunehmend im Konkurrenzstreit mit anderen Unternehmen.

Wirtschaftsförderer wie auch Unternehmen setzen zudem verstärkt auf Netzwerke. Unternehmerstammtische in den verschiedenen Regionen des Landkreises haben sich längst etabliert. Genauso wie die regelmäßigen Treffen der einzelnen Wirtschaftsförderer. Eine Studie aus dem Jahr 2014, die sich mit der Krisenfestigkeit von Industrie- und Gewerbegebieten im Randbereich der Landeshauptstadt beschäftigte, war zu dem Ergebnis gekommen, dass es „ein Gebot der Stunde“ sei, „die Möglichkeiten in der Region zu bündeln und vor allem die Vermarktung der Gewerbegebiete gemeinsam voranzutreiben.

Ein Baustein dazu ist ein gemeinsames Projekt des Landkreises Börde mit dem Fraunhofer Institut Magdeburg zum Standortmarketing. Unternehmer, die im Kreis investieren wollen, sollen künftig die Börde virtuell befahren und überfliegen können. Eine virtuelle Sicht auf Standortfaktoren, individuelle Komponenten und Wechselwirkungen sollen helfen, Unternehmer für eine Investition im Landkreis Börde zu interessieren.

„Durch das System erhalten potenzielle Investoren einen schnell verständlichen und umfassenden Überblick über freie Gewerbegebiete, Gebäude- und Werkstrukturen sowie zukünftige Planungen“, sagt Danny Schonscheck. Über das Internet, auf Messen und bei Präsentationen soll durch diesen Einblick ein breiter Adressatenkreis angesprochen werden.

Ein weiteres Projekt, an dem derzeit im Landkreis gearbeitet wird, ist der Arbeitskreis Wirtschaftsraum Mittellandkanal – von Magdeburg bis Wolfsburg sollen alle Anrainerkommunen ins Boot geholt werden. Es geht darum, die wirtschaftlichen Perspektiven der Anrainergemeinden am Mittellandkanal zu entwickeln. Die Kommunen wollen ihre Handlungen aufeinander abstimmen, verfolgen gemeinsame Ziele und gewährleisten ein gemeinsames Standortmarketing.

Die Zusammenarbeit wird im Rahmen des zweijährigen Kooperationsvertrages von Juni 2017 bis zum Juni 2019 organisiert und aus Mitteln des CLLD/LEADER-Prozesses kofinanziert. Die Abkürzung CLLD steht für Community-Led Local Development und ist das neue Schlagwort der EU, das Entwicklungsansätze ähnlich der bewährten Leader-Methode zusammenfasst.