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Wohnungsbrand Kind bei Brand über Leiter gerettet

Nach dem Wohnungsbrand in Beendorf am Montag und einer dramatischen Rettungsaktion für ein Kind begannen die Ermittlungsarbeiten.

Von Carina Bosse 24.02.2021, 00:01

Beendorf l Der Beendorf-Laden unter der ausgebrannten Wohnung kann nicht mehr genutzt werden. Teilweise ist die Decke abgestürzt, Löschwasser steht überall. Ein Großaufgebot der Feuerwehren rückte am Montagvormittag am Beendorfer Schulplatz an. Nachdem ein Paketbote Rauch aus einem Fenster im oberen Stockwerk eines Mehrfamilienhauses bemerkt hatte, alarmierten er und die Ladenbetreiberin des im Haus befindlichen Lebensmittelgeschäftes die Rettungskräfte. Dorthin wollte der Hermes-Fahrer gerade Pakete liefern. Um 10.18 Uhr erfolgte die Alarmierung durch die Rettungsleitstelle des Landkreises Börde.

Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Beendorf hatten nur wenige Meter von ihrem Gerätehaus bis zum Brandort zu absolvieren und trafen kurze Zeit später ein. Hinzugerufen wurden die Feuerwehren aus Alleringersleben, Eimersleben und Ostingersleben sowie der Einsatzleitwagen der Verbandsgemeinde Flechtingen, der gerade in Calvörde stationiert ist, ein Rettungswagen und die Polizei.

Ladenbesitzerin Sandra Schöwe informierte die Einsatzkräfte, dass sich in der Wohnung ein Kind befände

Dramatische Minuten folgten, denn durch die Wohnung konnte das Mädchen nicht rausgeholt werden. Mittels einer von geistesgegenwärtigen Passanten bereitgestellten Leiter wurde das elfjährige Kind durch ein Fenster des Kinderzimmers gerettet.

Bürgermeister und Feuerwehrkamerad Hagen Friedrichs, selbst nach der Alarmierung auf dem Weg zum Gerätehaus, kam dort erst gar nicht an, sondern sprang sofort auf die Leiter und ins Zimmer, blieb ruhig und besonnen in seinem Bemühen, die verängstigte Kleine durch das Fenster auf die Leiter zu bekommen, um gemeinsam den rettenden Abstieg zu schaffen.

„Die Situation wurde immer brenzliger, die zum Glück geschlossene Kinderzimmertür war schon sehr heiß, Rauch trat durch die Ritzen“, beschreibt Hagen Friedrichs die brenzlige Lage. Gemeinsam mit Tim Haacker, der ebenfalls zum Einsatz gerufen worden war, gelang es. Das Kind wurde mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht und ist wohlauf.

Durch starke Rauchentwicklung und Hitze wurden das Vordringen zum Brandherd im Wohnraum und die Löscharbeiten erschwert. Im Zuge der Löscharbeiten konnten die Einsatzkräfte des Angriffstrupps zwei Katzen und einen Hund aus der Wohnung retten. Ebenso musste eine längere Schlauchleitung verlegt werden, um die Wasserversorgung während des Löschens sicherzustellen. Der Brand war offensichtlich von einer Couch im Wohnzimmer ausgegangen. Diese wurde aus der Wohnung entfernt.

Nach gut zwei Stunden konnten die Einsatzkräfte wieder abrücken, für die Beendorfer Feuerwehr, die mit zehn Einsatzkräften ausrückte, war es der erste Einsatz in diesem Jahr. Lob für die sehr gute Zusammenarbeit während des Einsatzes gab es von allen beteiligten Einsatzkräften.

Die Polizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Nach ersten Schätzungen entstand ein Sachschaden von rund 100 000 Euro. Auch der Laden unter der Wohnung wurde durch die Löscharbeiten in Mitleidenschaft gezogen.

„Ich kann vorläufig nicht mehr öffnen“, sagt Sandra Schöwe nach einer Begutachtung. Die Lehmdecke zwischen beiden Etagen ist teilweise heruntergekommen, hat Inventar und Ausstattung des Ladens beschädigt.

Für heute Nachmittag hat sich ein Gutachter der Gebäudeversicherung des Vermieters angekündigt, um den Schaden zu inspizieren. Erst im Anschluss kann mit dem Trockenlegen der Räumlichkeiten begonnen werden, denn etliche Einrichtungsgegenstände sind vom Löschwasser durchtränkt.

Mit viel Glück und einem Okay des Gesundheitsamtes könnte Sandra Schöwe vorübergehend Räumlichkeiten der Gemeinde in der Begegnungsstätte nutzen, denn Bürgermeister Hagen Friedrichs hat sich umgehend um eine vorübergehende Ersatzvariante - mietfrei zum Betriebskostenpreis - bemüht.

Noch am Montag konnten mit Unterstützung einiger Helfer unbeschädigte Lebensmittel aus dem Laden geräumt werden. Doch ob und wann es mit dem Verkauf weiter gehen kann, steht für Sandra Schöwe und ihre Kollegin noch in den Sternen.

„Gegebenenfalls brauchen wir ganz kurzfristig die Unterstützung der Beendorfer“, sagt Sandra Schöwe. Doch davor ist ihr nicht bange, in Notlagen hat Beendorf schon oft bewiesen, dass der Ort schnell und hilfsbereit zusammenrücken und ordentlich zupacken kann.

Auch der betroffenen Familie wurde seitens der Gemeinde Unterstützung angeboten. Sie könnte bei Bedarf kurzfristig in eine Wohnung in der Gemeinde einziehen, vorübergehend mietfrei, lediglich Strom und Wasser würden fällig.