1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Schäfer fordern mehr Unterstützung

Wolf-Attacken Schäfer fordern mehr Unterstützung

Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch hat sich in Uthmöden die Sorgen und Nöte der Schafzüchter mit dem Wolf angehört.

Von Ivar Lüthe 01.02.2017, 00:01

Uthmöden l Fünf Mal innerhalb eines Jahres kamen die Wölfe, rissen mehrere Tiere von Schäfer Torsten Kruse. Das letzte Mal kamen die Wölfe Anfang Januar, töteten zehn Lämmer und verletzten weitere zehn Tiere schwer. Und das vor den Toren von Uthmöden. Herdenschutzhunde, Zäune – es half bisher nichts. Kruse weiß langsam nicht mehr weiter. Mehrfach sagte er bereits, dass er hinschmeißt, wenn sich nicht bald etwas ändert. Er sieht seine Existenz in Gefahr.

Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch (CDU) besuchte den Schäfer am Dienstag, um sich selbst ein Bild von der Situation zu machen, sich die Sorgen und Nöte der Schafzüchter anzuhören. „Ich bin selbst eine Schäferstochter. Mein Vater hatte 1800 Schafe. Daher liegt mir das Thema entsprechend am Herzen“, sagte sie. Bereits in ihrer Zeit als langjährige Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landtages hatte sie sich mit dem Wolf und den Auswirkungen der Rückkehr des Raubtieres auf die Tierhalter beschäftigt.

„Wir haben uns schon vor Jahren dafür ausgesprochen, dass der Wolf ins Jagdgesetz aufgenommen werden muss. Damals hat man uns Schwarzmalerei vorgeworfen. Doch die Gefahr ist da“, sagte Gabriele Brakebusch mit Blick auf die steigende Zahl von Wolfsattacken auf Nutztiere. Der Fachausschuss werde sich mit dem Thema weiter befassen. „Ich werde ein waches Auge darauf haben“, versprach die Landtagspräsidentin. Wolfsmanagement sei gut und wichtig, aber zuallererst müssten die Menschen und Tiere beschützt werden, sagte sie.

Zum Treffen in Uthmöden war auch Brakebuschs Nachfolger im Fachausschuss mitgekommen. Bernhard Daldrup (CDU) leitet den Ausschuss jetzt. Er steht auf dem gleichen Standpunkt wie Gabriele Brakebusch. „Wenn die Sicherheit von Menschen und Existenzen durch den Wolf bedroht sind, dann müssen wir handeln. Es wird darauf hinauslaufen, dass die Zahl der Wölfe auf ein erträgliches Maß begrenzt werden muss“, so Daldrup. Niemand rede davon, den Wolf auszurotten, doch man müsse Regelungen finden, mit denen alle leben könnten. Und bei der Diskussion müsse man die Menschen entsprechend mitnehmen.

Daldrup sieht einen Konflikt zwischen dem Artenschutz, also dem Schutz des Wolfes, und der Natur- und Landschaftspflege durch Schaf- und Rinderzüchter.

Schäfer Torsten Kruse hatte da ein praktisches Beispiel parat. Mit fünf Herden soll er Deiche an der Elbe beweiden. „Das bedeutet, dass ich die Herden einzäunen muss. Außerdem soll ich pro Herde drei Herdenschutzhunde wegen des Wolfes vorhalten. Das wären dann 15 Hunde. Wie soll ich das denn machen? Und dann kommen da auch noch jede Menge Radtouristen entlang. Die Hunde sind entsprechend scharf, schließlich sollen sie ja auch Wölfe abwehren. Das sind alles Probleme, die angesprochen werden müssen“, so Kruse.

Weiteren dringenden Klärungsbedarf sieht der Bebertaler Karl-Heinz Eggert. Der Vorsitzende des Landesverbandes der Schaf- und Ziegenhalter sprach sich erneut für eine bessere Unterstützung der Schäfer seitens des Landes aus. Dies gelte sowohl für den Kauf von Elektrozäunen, beim Bau von festen Zäunen sowie beim Kauf von Hundefutter für die Herdenschutzhunde. Als „sehr wichtig“ sieht er auch die Regelung des Versicherungsschutzes an. „Ich habe meine Tiere etwa zwei Kilometer von der Autobahn entfernt stehen. Was ist, wenn meine Tiere, aufgescheucht durch den Wolf, auf die Autobahn flüchten? Ich mag mir gar nicht ausmalen, wenn Menschen dann zu Schaden kommen. Wer haftet hier?“, appellierte Eggert.

Antworten auf diese und weitere drängende Fragen erhoffen sich Eggert und seine Kollegen von Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne). Die Ministerin hatten sie zum Schäferstammtisch am heutigen Mittwoch nach Niederndodeleben eingeladen. Dem Vernehmen nach kommt die Ministerin allerdings nicht selbst, sondern schickt ihren Staatssekretär. Ungeachtet dessen erhoffen sich die Schäfer klare Antworten, so Eggert.

Für Gabriele Brakebusch und Bernhard Daldrup zumindest ist klar, dass die Schäfer mehr unterstützt werden müssen. Das gelte auch bei der Entschädigung für vom Wolf gerissene Tiere. Hier müsse schneller geholfen werden, als es bisher der Fall ist. Und die Entschädigung müsse auch höher ausfallen als bislang.

Auch der Landtag wird sich auf seiner Sitzung am Freitag mit dem Wolf beschäftigen. Auf Antrag der CDU-Fraktion gibt es eine aktuelle Debatte unter dem Titel „Praxistaugliches Wolfsmanagement in Sachsen-Anhalt ermöglichen“.