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100 Jahre später Gedenken an großen Klietzer Brand

Die Glocken läuteten Dienstag in Klietz - so, wie vor 100 Jahren, als ein Brand 50 Häuser vernichtete und drei Männer das Leben kostete.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 31.05.2017, 14:57

Klietz l Drei Blumenschalen, abgestellt von Bürgermeister Hermann Paschke, Wehrleiter Frank Ulrich und dem Fördervereinsvorsitzenden Jan Seidel sowie vom Heimatvereinsvorsitzenden Egbert Läufer, stehen auf dem Gemeinschaftsgrab an der Klietzer Kirche. Sie erinnern an die Katastrophe, die am 30. Mai 1917 über den Ort hereinbrach. Das Feuer, ausgelöst vermutlich durch Funkenflug der Kleinbahn auf das mit Stroh gedeckte Scheunendach von Wilhelm Hartstock, fraß nicht nur rund 50 der zumeist mit Stroh bedeckten Häuser, sondern kostete auch drei Männer das Leben. Sie wollten wie viele andere Dorfbewohner auch helfen.

Unerfahren im Umgang mit der Spritze – eine ausgebildete Feuerwehr gab es erst ab 1924 – waren sie im Einsatz. Ein einstürzendes Scheunendach begrub sie unter sich. Der 75-jährige Schmiedemeister Wilhelm Pfundt und der 17 Jahre alte Molkereigehilfe Bernhard Kurz starben sofort, der Sergeant Fritz Scheewe, welcher in Klietz zur landwirtschaftlichen Hilfe auf Fronturlaub war, erlag Tage später seinen Brandverletzungen. Die drei Toten wurden zusammen auf dem Kirchhof beerdigt.

100 Jahre später standen Angehörige der Familien Pfundt und Scheewe an den Gräbern, weiter Einwohner des Ortes und eine Abordnung der Feuerwehr. Dietmar Möller trug eine preußische Feuerwehr-Uniform von 1900, die hatte Egbert Läufer besorgt.

Pfarrer Hartwig Janus bat zum Gebet für die Opfer, deren Angehörige und die Einsatzkräfte. Er dankte den Kameraden für die Nächstenliebe, wenn sie auf ihren eigenen Vorteil verzichten und so oft ihre Freizeit opfern, um anderen zu helfen und sich dabei auch selbst in gefährliche Situationen bringen. Mögen sie stets unbeschadet von den Einsätzen nach Hause kehren! Das Andenken an die drei Verunglückten soll nie vergessen!

Caren Pfundt, die Ehefrau von Wilhelm Pfundts Urenkel Willi, ebenfalls Schmiedemeister, verlas am Grab ein Gedicht. Das hatte Edith Läufer – auch der Hof ihrer Familie war vom Brand betroffen – in einem Heft ihrer Tante gefunden. Geschrieben von W. Kurz, dem Vater von Bernhard, beschreibt es die Situation an diesem Tag in Klietz (siehe Kasten). Im Hofmuseum gibt es übrigens noch eine Schale, die den Brand überlebt hat.

Bürgermeister Hermann Paschke versicherte mit Blick auf die Kameraden, dass die Gemeinde stets alles unternehmen werde, um der Feuerwehr bestmögliche Bedingungen zu bieten.

Am Rande des Gedenkens erinnerten sich die Anwesenden an einen weiteren großen Brand in Klietz: 1925 gab es einen großen Waldbrand. Die Flammen kamen dem Ort bedrohlich nahe und es wurde bereits von Evakuierung gesprochen. Doch kurz bevor die Flammen die Häuser erreichten, drehte der Wind.

Das Feuer 1917 hatte einen großen Teil des Ortes – heute im Bereich der Sandauer Straße – vernichtet. Durch den Wiederaufbau bekam er nicht nur ein neues Aussehen, sondern es wurden auch Stege in der sonst geschlossenen Grundstücksreihe angelegt. Über diese gelangt man rasch zum See, um von hier Wasser zu holen.