Havelberg Komm schlaf mit uns

„Komm schlaf mit uns“ ist ein Kunstprojekt, mit dem vom 9. bis 16. August in Havelberg ein vorübergehendes Gesamtkunstwerk initiiert wird.

Von Andrea Schröder 24.07.2015, 18:00

Havelberg l „Komm schlaf mit uns“ ist das Kunstprojekt überschrieben, zu dem die Kuhlhausener Künstler Thomas Harzem und Kathleen Bredenbeck mit weiteren Künstlern einladen. Unter dem Motto, jeder Mensch ist ein Künstler, wollen sie vom 9. bis 16. August in Havelberg ein vorübergehendes Gesamtkunstwerk initiieren. „Komm schlaf mit uns“ macht garantiert neugierig. Was steckt dahinter? Wer will da was machen? Thomas Harzem und Kathleen Bredenbeck, die seit einiger Zeit in Kuhlhausen leben, klären auf: „Für eine Woche wollen wir inmitten der Buga-Landschaft Räume schaffen, in denen eine einwöchige Wohn- und Arbeitsgemeinschaft von Menschen aus unterschiedlichen Lebenshintergründen und Altersgruppen entstehen soll.“ Dabei lassen sie sich von dem deutschen Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner und Kunsttheoretiker Joseph Beuys (1921 bis 1986) leiten, der fest davon überzeugt war, dass jeder Mensch ein Künstler ist.

„Wir haben drei Orte ausgewählt, einen Lebensraum, einen Schaffensraum und einen Abbildungsraum“, erklärt Thomas Harzem. Der Lebensraum befindet sich auf dem Pferdemarktgelände in der Elbstraße, wo die Teilnehmer ihre Zelte aufschlagen oder Wohnwagen aufstellen können. „Das Bonbon wird die Ziegeninsel sein, die Lebensraum und gleichzeitig Abbildungsraum wird.“ Als Abbildungsraum ist auch die Galerie des Kulturprojektes Stadtinsel in der Langen Straße samt Innenhof vorgesehen. Der Künstlerhof und die Werkstätten des Kulturprojektes in der Langen Straße 10 (Buchstation) werden zum Schaffensraum.

„Wir arbeiten mit dem Kulturprojekt zusammen“, erklärt Thomas Harzem, der als Theater- und Kunstschaffender bereits mit dem Oster- und dem Erntedankfest im vergangenen Jahr in Kuhlhausen für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Zur Idee dieses Projektes sagt er, dass Leute, die mit Kulturarbeit ihr Geld verdienen, gemeinsam mit anderen Menschen etwas schaffen wollen. Letztere entdecken dabei möglicherweise ihre künstlerische Ader. Oder erwecken sie wieder. Als Beispiel nennt er Hans-Werner Ramm, Gastwirt und Vorsitzender des Orts- und Kulturvereins Kuhlhausen. „Er hat einmal Klavier gelernt, vielleicht arbeitet er mit Klangkünstler Jan Zimmermann an einem Klangprojekt.“

Joseph Beuys prägte den Begriff der Sozialen Plastik, wonach jeder Mensch das gesellschaftliche Leben kreativ mitgestalten könne. „Wir stellen uns die Frage, wie man dieses Potenzial freisetzen kann“, sagte Kathleen Bredenbeck. Als ein mögliches Projekt in der Aktionswoche nennt sie die Geschichte der Galerie in der Langen Straße 36. In dem Haus befand sich über viele Jahrzehnte ein Lebensmittelladen. „Vielleicht machen wir daraus einen Lebensmittelladen für einen Tag und gehen der Frage nach, ob die Stadtinsel tatsächlich einen Lidl braucht.“

Verschiedene Künstler aus den Bereichen Theater, Tanz, Bildende Kunst, Performance- und Installationskunst, Klangkunst und Musik wie Kathleen Bredenbeck, Eva Bakardjiev, Thomas Harzem, Tom Korn, Louis Marioth und Jan Zimmermann wollen die Teilnehmer unterstützen. Die Anzahl ist auf 50 begrenzt, das Alter spielt keine Rolle. „Das Zusammenleben wird gemeinsam organisiert, die eigenen Talente, Interessen und Ideen werden erforscht und eine künstlerische Verarbeitung, Umsetzung und Abbildung des Erlebten und Erfahrenen wird unterstützt. Kreatives Schaffen und ganzheitliches Sein in Natur und mit Geist im Sinne Joseph Beuys transformiert zu einer Sozialen Plastik, die die Gesellschaft beeinflussen kann“ heißt es in der Ankündigung.

„Wir wollen nichts vorgeben“, sagt Thomas Harzem und freut sich auf viele Ideen. Er selbst hat den Wunsch, eine Polonaise zu starten. „Von Roy Blacks ,Schön ist es auf der Welt zu sein‘ bis zu Hare Krishna“, stellt er sich die Musikauswahl vor. Der Klangkünstler Jan Zimmermann hofft, jemand zu finden, der ihn durch das bei Havelberg befindliche Naturschutzgebiet Stremel führt, damit er Klangaufnahmen machen kann.

„Komm schlaf mit uns“ heißt auch, komm wie du möchtest zu uns. Ob im Zelt, im Auto oder unter freiem Himmel – Schlafplätze sind im Mühlenholz vorhanden. „Wir stellen Solarduschen auf und sorgen für eine sanitäre Grundausstattung, alles andere ergibt sich“, sagt Thomas Harzem. Unterstützung erfährt das Projekt auch von Bürgermeister Bernd Poloski. „Dafür gilt ihm schon jetzt unser Dankeschön.“

Vor kurzem wurde für die Kunstprojekte ein Verein gegründet: „Ende Gelände“ ist sein Name. Thomas Harzem freut sich auf das Projekt, das mitten im Buga-Trubel auch für die Buga-Gäste sichtbar wird. Er hofft auf viele Interessierte. Näheres zur Anmeldung ist im Info-Kasten zu finden.