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Engagiert Sandauerin hilft kenianischen Waisen

Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort trägt dazu bei, Flüchtlingsströme zu vermeiden.

Von Ingo Freihorst 26.10.2015, 00:01

Sandau l Als Entwicklungshelferin nach Afrika zu gelangen, war anfangs gar nicht so einfach, berichtete die junge Frau am Sonnabend im Sandauer Kirchturm. Einige Jahre hatte sie nach Möglichkeiten gesucht – doch besaß sie dafür als Rechtsfachwirtin nicht den richtigen Job und war mit Mitte 20 bereits zu alt.

Ein Bekannter vermittelte der Hamburgerin im Jahr 2013 schließlich den Kontakt zu Anja Friedrich aus Oldenburg. Die Bankangestellte steht dem gemeinnützigen Verein „Little Angel“ vor, welcher im kenianischen Mombasa ein Waisenhaus betreibt.

Die Oldenburgerin hatte ein Waisenhaus besucht und war über die Zustände dort schockiert gewesen – es gab weder Strom noch Wasser noch Nahrung, die Kinder mussten auf dem Boden schlafen. Sie blieb eine Zeitlang dort und stellte die Grundversorgung wieder her. Die Betreiber waren schlichtweg überfordert gewesen und meldeten nach der Rückreise der Oldenburgerin Eigenbedarf an. Ein Ersatzbau musste daraufhin für die Waisenkinder geschaffen werden, aber staatliche Hilfe gibt es im bettelarmen Kenia dafür nicht.

Anja Friedrich initiierte deshalb in Deutschland eine Spendenaktion, kaufte von dem Geld ein Grundstück und ließ darauf ab 2012 ein Waisenhaus mit angeschlossener Grundschule errichten. Es gelang sogar, die Lehrer des einstigen Heimes dafür zu gewinnen – auch wenn ihnen nur ein Monatslohn von lediglich 20 Euro gezahlt werden konnte.

Im November 2013 reiste Sarah Fester nach Kenia, um dort unter anderem die Wasser- und Stromversorgung zu organisieren. Auch wurden während dieser Zeit die Räume angeputzt und gestrichen, ferner beschaffte sie Betten und Regale für die Kinder und ließ einen Hühnerstall errichten – die Eier wurden vorher überall im Gelände eingesammelt.

Auch brachte sie den nicht ausgebildeten Lehrern die Grundregeln der Buchführung bei – dies war bislang von diesen als nicht nötig erachtet worden. Doch zwecks Abrechnung in Deutschland waren auch Nachweise über die Verwendung des Geldes vonnöten.

Außerdem hofft der Verein, dass sich das Waisenheim in einigen Jahren von selbst trägt, auch dafür ist die Buchführung wichtig. Denn die Grundschule wird auch von Kindern aus der gesamten Umgebung besucht – diese müssen dafür ein Schulgeld entrichten. Insgesamt lernen dort um die 80 Kinder. Geld soll später zudem über Landwirtschaft sowie Viehzucht eingenommen werden.

Die Kinder dort seien sehr selbständig, berichtete die 33-Jährige weiter. Untergebracht sind sie im Heim getrennt nach Geschlechtern, die Älteren helfen den Kleinen. Die Heimbewohner waschen die Wäsche, getrocknet wird diese auf dem Boden. Auch das Essen – zumeist gibt es Maisbrei – wird selbst im Kessel über offenem Feuer zubereitet. Die älteren Schüler, die woanders unterrichtet werden, müssen einen Schulweg von bis zu einer Stunde in Kauf nehmen.

Im Heim leben nicht nur Waisen, sondern auch von den Angehörigen ausgesetzte Straßenkinder. Das große Problem: sie alle besitzen keine Geburtsurkunde. Diese wird aber später benötigt – so mussten Ärzte diese nachträglich ausstellen.

Auch in einem Krankenhaus hatte Sarah Fester gearbeitet, es arbeitet eng mit dem Heim zusammen: Hier werden die Kinder gratis behandelt, Mitarbeiter der Klinik können im Gegenzug im Heim schlafen. Allerdings ist es nicht mit jenen in Deutschland zu vergleichen. Es besitzt nur zwei Patientenzimmer und ein winziges Labor. Eine Behandlung kostet viel Geld, weshalb die Patienten nur kommen, wenn fast alles zu spät ist. Man muss schon ein sehr starkes Nervenkostüm besitzen…

Sarah Fester war nach Ann-Kristin Breit und Anna Busse bereits die dritte aus Sandau stammende junge Entwicklungshelferin, welche im Kirchturm über ihre Arbeit informierte.

Sarah Fester schrieb auch ein Buch über ihre Erlebnisse: „Tausche Maisbrei gegen Steak“. Wer den Verein unterstützen möchte, kann dies über folgendes Konto der Landessparkasse Oldenburg: DE 33 2805 0100 0090 4301 33.