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Spendenaktion Laika schmeckt das Wulkauer Heu wieder

Nach gut fünfwöchigem Klinikaufenthalt ist Kameldame Laika am Mittwoch wieder auf den Reiterhof Lemme in Wulkau zurückgekehrt.

Von Andrea Schröder 27.01.2016, 18:35

Wulkau l Es ist gar nichts von Laika zu sehen, als Jürgen Lemme am Nachmittag mit Jeep und Hänger auf seinen Reiterhof fährt. Die Kameldame wird ihrem Namen gerecht und geht die Rückkehr in ihr Zuhause gemächlich an. Immerhin liegen einige Stunden Autofahrt hinter ihr. Dann rumpelt es auf dem Hänger. Laika steht auf und schaut sich erstmal um. Sie scheint ihr Zuhause wiederzuerkennen. Bevor Jürgen Lemme jedoch die Klappe öffnet und Laika wieder Wulkauer Pflaster betreten kann, gibt‘s die ersten Fotos. Auf ein Laken ist ein Herz gemalt und in großen Lettern steht das Dankeschön an all die vielen Spender, die dafür sorgten, dass das einstige Zirkustier überhaupt noch lebt.

Vor Weihnachten stand es gar nicht gut um Laika. Sie war abgemagert, fraß zuletzt fast gar nicht mehr. Ein kranker Zahn hatte ihr zu schaffen gemacht und wurde gezogen. Doch war es das nicht allein. Jürgen Lemme fuhr in seiner Sorge um das Tier zu einem befreundeten Tierarzt hinter Hamburg. Die erschütternde Diagnose: Der Kiefer darunter ist beschädigt, nur eine Operation kann Laika retten. Doch die geschätzten Kosten von gut 2000 Euro hätte der Landwirt niemals alleine aufbringen können. Sollte er das geliebte Tier, das er einst vom Zirkus Berolina auf seinem Hof aufgenommen hatte, einschläfern lassen?

In seiner Not wandte er sich an den MDR und die Volksstimme und startete einen Spendenaufruf. Viele Hörer und Leser folgten der Bitte und spendeten Geld. Von kleinsten Euro-Beträgen bis hin zu mehreren hundert Euro. Somit kamen rund 3000 Euro zusammen. „Das ist eine tolle Sache, ich bin all den vielen Spendern sehr dankbar“, sagte Jürgen Lemme am Mittwoch, als er seine Laika gesund und munter wieder zu Hause hat.

Schon bevor er wusste, ob ausreichend Spenden zusammenkommen werden, hatte Jürgen Lemme Laika am Wochenende vor Weihnachten in die Tierärztliche Hochschule nach Hannover gebracht. Zu groß war seine Sorge, dass sie ihm verhungert. „Ich will sie nicht sterben lassen, das kann ich ihr nicht antun. Ich habe so viele schöne Dinge mit ihr erlebt“, entschied er sich für die OP, ohne zu wissen, ob er die Kosten dafür aufbringen kann.

Eine Platte musste in den Kiefer eingesetzt werden, weil sich ein großer Spalt gebildet hatte. Sorgen bereitete zudem eine Entzündung im Gewebe. Wöchentlich erfuhr er nach der OP, die zwei Tage vor Heiligabend erfolgte, vom Genesungszustand, wobei es immer mal wieder Grund zur Sorge gab. Vor wenigen Tagen war die Freude dann groß als er hörte, dass er Laika nach Hause holen darf.

„Als ich sie vorhin zum ersten Mal wieder gesehen habe, sind mir fast die Tränen geflossen. Ihr geht es prima, sie ist gut drauf“, schätzt Jürgen Lemme ein, als er bei der Ankunft Laika einen Leibesschmaus reicht: ein schönes weiches Brötchen. Der Arzt hat gesagt, dass sie das fressen darf. Aber auch ein Büschel Heu schmatzt die Kameldame weg und es läuft ihr im wahrsten Sinne des Wortes die Spucke im Maul zusammen.

"Laika war in der Klinik der Liebling aller“, hat auch Hans-Jürgen Harzer festgestellt. Er hatte Jürgen Lemme auf beiden Klinikfahrten begleitet. Ärzte und das gesamte Personal haben sich gut um Laika gekümmert. Ihr Fell gleicht einem Kuscheltier, findet Conny Kindler. Kein Wunder: jeden Tag wurde sie frisiert, Pfleger gingen mit ihr spazieren, kümmerten sich um die Höcker, die aufgrund des Gewichtsverlustes stark herunterhingen und das Fell darunter entzündeten. Ein Gestell wurde gebaut, damit Luft rankommt. Im März muss Laika noch mal nach Hannover. Nach dem Röntgen soll dann entschieden werden, ob die gebrochene Platte wieder raus muss.

Bis dahin kann sie sich in ihrem Offenstall wieder an ihre tierischen Freunde gewöhnen. Und wenn das Wetter wieder schöner ist, will Jürgen Lemme möglicherweise mit einem Tag der offenen Tür allen Spendern Dankeschön für ihre Hilfe sagen. Laika, die sich gern streicheln lässt, wird dann natürlich im Mittelpunkt stehen.