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Banken Bürgerinitiative gegen Filialschließungen

In Klietz wird weiterhin Front gemacht gegen die zu Ostern beabsichtigte Schließung beider Bankfilialen im Ort.

Von Ingo Freihorst 12.02.2016, 00:01

Klietz l  Nachdem die Wählerbewegung bereits über 600 Unterschriften gesammelt hatte, bildete sich jetzt eine Bürgerinitiative in Klietz, welche am Mittwoch zur Versammlung ins Landguthotel eingeladen hatte.

„Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, meinte Bürgermeister Hermann Paschke eingangs. Darum habe Ratsmitglied Günter Bähne die Initiative ergriffen und Mitstreiter um sich geschart. Wenigstens eine Filiale sollte als Anlaufstelle für Firmen und Bürger im Ort bleiben, man dürfe nicht alles hinnehmen.

Damit liegt der Bürgermeister mit der Bürgerinitiative (BI) auf einer Linie, wie Günter Bähne erklärte. Er sei gleich nach Bekanntwerden der Pläne zum Vorstand der Volksbank nach Rathenow gefahren. Dort wurde ihm erklärt, dass die Banken aktuell in einem Dilemma stecken: Zum einen können sie wegen der Niedrigzinspolitik in Europa nur noch geringe Kreditzinsen einnehmen, zum anderen müssen sie mehr Gewinn machen, um zur Absicherung der Konten die Eigenkapitalquote zu erhöhen. In ganz Deutschland werde es darum Filialschließungen geben, wurde dem Klietzer erklärt. Er erfuhr zudem, dass ein Geldautomat die Bank im Jahr um die 15 000 Euro kostet.

Aber: Die Banken – vor allem die kommunalen Sparkassen – hätten auch einen Versorgungsauftrag, so der Redner weiter. In Klietz befinden sich diverse Firmen und Geschäfte, wo sollen diese dann ihre Bankgeschäfte erledigen? Gleiches gilt vor allem für ältere Bürger sowie für die Angehörigen der Bundeswehr oder Touristen. Auch Flüchtlinge sollen bald Konten einrichten können – und alle müssten dann bis Schönhausen fahren.

Es sei ein Unding, dass in Schönhausen beide Filialen bestehen bleiben, während in Klietz beide schließen. Nicht einmal der Kasten für die Überweisungen bleibt, dieser sei zu unsicher und müsste umgebaut werden, erklärte die Sparkasse. Doch wer im Bismarckdorf Geld abhebt, geht dort auch gleich einkaufen – die Klietzer Geschäfte haben einmal mehr das Nachsehen. Dabei habe man in Klietz schon einmal um den Erhalt des Konsums kämpfen müssen. Hinzu komme, dass auch die Förderschule schließe und die Wuster dieses Gebäude nicht nutzen sollen. „Es geht immer gegen Klietz, dabei sollten wir doch auch den Status eines Grundzentrums erhalten“, schimpfte der Redner.

„Man sollte sich auf höherer Ebene beschweren, auch wegen der vielen Flüchtlinge hier“, riet Ingrid Neumann. Dem stimmte auch Göran Fenn zu. Man müsse mindestens bis nach Magdeburg gehen. Denn im Land gebe es einen Koalitionsvertrag der regierenden Parteien, worin man auch gegen die Landflucht und den demografischen Wandel vorgehen wolle. Die geplante Schließung der Filialen sei nicht nur ein Koalitions-, sondern auch ein Gesetzesbruch. Der ländliche Raum werde damit nach und nach zerstört. Man müsse die Landespolitiker anschreiben und jeden einzelnen fragen: „Trägst du das mit?“

Für den Elberadweg sei die Schließung ebenfalls abträglich, Radtouristen sind bei ihren Touren auf Bankautomaten angewiesen. Zudem seien die Banken unflexibel, sie könnten auch weitere Aufgaben übernehmen – wie die Auszahlung von Geld an Flüchtlinge.

Die BI verteilte unter den über 60 Anwesenden Unterschriftenlisten, mit denen sie sich bei ihren künftigen Aktionen legitimieren wolle. Insgesamt 61 Unterschriften wurden an dem Abend gesammelt. „Wir werden bei den Politikern vorsprechen, der Zeitpunkt kurz vor der Landtagswahl ist günstig“, erklärte Bernd Butzek von der BI. Mit dabei sind zudem Joachim Steinborn, Klaus-Dieter Liebsch und Manfred Trägenapp.

„Eine Bank muss wenigstens in Klietz bleiben, wichtig wäre auch ein Automat“, erklärte Günter Bähne. Und verwies darauf, dass die Volksbank bereits seit 1920 in der Seegemeinde vertreten sei, die Sparkasse seit 1930.