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Vortrag Australien hat eine „Sandau-Road“

Ein Jahr lang hatte der junge Sandauer Simon Busse in Australien gelebt und gearbeitet. Darüber berichtete er im Kirchturm.

Von Ingo Freihorst 15.02.2016, 00:01

Sandau l Wie gut, dass die hölzerne Empore in der Doppeletage des Sandauer Turmes endlich genutzt werden kann – ansonsten wären die vielen Gäste gar nicht untergekommen. So bauten die Organisatoren vom gastgebenden Förderverein noch schnell einen zweiten Bildwerfer für die Emporengäste auf, so dass diese auch die Fotos von Australien anschauen konnten.

Im August 2014 war der Sandauer nach Australien geflogen, im Juli des Vorjahres kehrte er zurück. Gelandet war er mit dem Flieger in Brisbane im Südosten des Kontinents. Dort herrsche ein gleichbleibendes warmes Klima, erfuhren die Gäste. Es ist eine offene Stadt mit Parks und einem künstlichen Strand.

Erster Arbeitsort für den Gast war eine Olivenfarm. Diese wurde von jungen Leuten betrieben, welche alte Traditionen am Leben erhielten – so holten sie das Holz mit Ochsen aus dem Wald. Mit dem Holz wurde dann für den Campingplatz eine Sitzgruppe gebaut. Auf der Farm lebten neben Rindern auch diverse andere Haustiere wie Ziegen, Schweine und Schafe.

Der Sandauer wurde in die Familie voll integriert. Beim Besuch der Oma sah er in deren Küche ein Kännchen mit der Aufschrift „Grüße aus dem Schwarzwald“ hängen – und zwar die gleiche Kanne und in der gleichen Ecke wie bei seinen Großeltern. Sogar eine Sandau-Road gab es ganz in der Nähe – „Sandau war also gleich um die Ecke“, berichtete der Weitgereiste schmunzelnd.

Anders als in Deutschland gibt es im nur dünn besiedelten Australien riesige Ländereien, Kühe werden mit dem Hubschrauber zusammengetrieben. Zum Beispiel war eine Rinderfarm, auf der er später arbeitete, 25 000 Hektar groß – mit 9000 Tieren und drei Angestellten. Dort gibt es mehr Cowboys als in Amerika – fast jeder trägt einen Hut, sogar die Kinder.

Die nächste Arbeitsstelle war eine Schweinemastanlage, mit 60 000 Tieren. Während er zuvor nur für Kost und Logis tätig war, verdiente er hier Geld für die Weiterreise. Bei der Arbeit kam er auch mit anderen jungen Leuten aus England und Amerika zusammen. Es begann auch die Regenzeit, welche sich von Weihnachten bis Februar erstreckt. Hatte es zuvor über etliche Monate kaum geregnet, kam der Niederschlag nun in Massen. Bei 45 Grad Celsius herrschte eine enorme Luftfeuchtigkeit, er musste sieben, acht Liter am Tag trinken. Zusammen mit dem Regen kamen Gewitter, die wiederum für Buschbrände sorgten. Diese können wegen ihrer rasanten Ausdehnung äußerst gefährlich werden.

Silvester verbrachte er in Sydney, das große öffentliche Feuerwerk dauerte eine Viertelstunde – private sind nicht erlaubt. Der Strand dort kann wie eine Autobahn genutzt werden, Weihnachten ist er dort bei 30 Grad Celsius baden gegangen. Dort gab es auch die blauen Berge: Sie verdanken ihren Namen den Ausdünstungen der Eukalyptusbäume, die alles in einen blauen Schimmer tauchen.

Auch in einem Weingarten war er noch tätig, stellte dort Wein und Sekt her. Mit dem verdienten Geld begab er sich zuletzt auf Reisen: Er wanderte tagelang durch die tasmanischen Urwälder und war auf der bekanntesten Touristenroute, der Great-Ocean-Road mitsamt dem bekannten Outback unterwegs.