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Ausstellung Politische Satire zieht ins Rathaus ein

Es gibt wohl kein Thema, das die Karikaturistin Barbara Henniger nicht zeichnerisch verarbeitet hat. Eine Auswahl zeigt sie im Rathaus.

Von Andrea Schröder 13.03.2016, 16:26

Havelberg l Einfach köstlich und äußerst amüsant ist die neue Ausstellung im Havelberger Rathaus. Und doch ernst angesichts der Themen wie Kriege und Umgang mit Flüchtlingen. Manche Karikaturen sind brandaktuell. Die Künstlerin Barbara Henniger hat aber auch ältere Zeichnungen herausgesucht, die bis zum 7. Juni in der Flurgalerie des Rathaus zu sehen sind.

Die „Grand Dame der spitzen Feder“ zeichnet noch heute für den „Eulenspiegel“, der Satirezeitschrift der einstigen DDR. Exemplare einer aktuellen Ausgabe hatte sie am Sonnabend zur Vernissage im Rathaus mit dabei. Außerdem Postkarten, Bücher und Karikaturen für den Verkauf. Doch drehte es sich in erster Linie natürlich um die ausgestellten Arbeiten in der Flurgalerie.

„Mein gedachter Titel für die Ausstellung ist ,Endspurt‘. Einerseits wegen der Wahlen am Sonntag auch in Sachsen-Anhalt. Andererseits, weil man sich mit 77 Jahren nun mal auf der Schluss- oder Zielgeraden befindet“, erklärte die Karikaturistin ihrem Publikum. Sie kennt Havelberg seit langem, war auch zur Buga hier. Und immer gehört ein Besuch im Dom dazu. „Ich bin verliebt in den Dom. Die Sandsteinfiguren am Altar sind so realistisch, ich könnte sie knutschen.“

Als sie von einer einstigen Grundschulfreundin gefragt wurde, ob sie in Havelberg ausstellen würde, hat sie gern zugesagt und sich gefragt, was sie in einer relativ kleinen Stadt wie Havelberg zeigen soll. Sie hat sich für Satire, für politische Karikaturen entschieden. „Ich mache auch Humorzeichnungen.“

Dass diese Auswahl gut ankommt, zeigte sich beim Gang durch die Flure. In den Zeichnungen sind viele Themen aufgegriffen. Manche brandaktuell, wie die zum Thema Flüchtlinge. Manche immer aktuell, wie die zur Pünktlichkeit der Bahn, manche Geschichte, wie die aus der einstigen DDR. Es sind Zeichnungen aus dem Ende der Achtziger, „als es mit der DDR schon ziemlich bergab ging“, erklärte die gebürtige Dresdnerin, die nach ihrer Ausbildung und Arbeit als Journalistin am Sächsischen Tageblatt 1967 nach Strausberg bei Berlin zog und den Stift „aus der rechten in die linke Hand“ genommen und zu zeichnen begonnen hatte. Es sind auch Zeichnungen aus der Zeit der Wende zu sehen, ebenso von den ersten Schritten in die Marktwirtschaft.

„Wir wurden hineingeworfen in die neue Gesellschaft. Man machte sich Gedanken, kam aber überhaupt nicht an. Klar, die Leute aus dem Westen kannten das ja auch alles, die fanden den Witz nicht in unseren Zeichnungen. Bis wir gelernt hatten und von innen gucken konnten. Dann wurde es wieder ein bisschen lustiger“, blickte Barbara Henniger auf diese Zeiten zurück.

Sie würde heute nicht neu anfangen wollen als Karikaturistin. Nicht nur, weil alles schnell gehen muss und vieles am Computer entsteht („Ich mache das nicht“). „Die Macht der Karikatur, der Satire, wird in den Medien immer weniger respektiert. Die Karikatur braucht das Publikum, das mitdenkt und versteht“, forderte Barbara Henniger die gut 30 Besucher auf, sich umzuschauen und eigene Gedanken zu machen.

Der Vorsitzende des Vereins „Kunst im Rathaus Havelberg“, Lars Kripke, bedankte sich außer bei der Künstlerin auch bei den drei Musikerinnen, die die Vernissage mit ihren modernen, auf Querflöten und Saxophon gespielten Melodien begleiteten: Daniela Vogt, Lehrerin an der Kreismusikschule, und die Schülerinnen Paulina Leue und Johanna Krüger. Außerdem ging ein Dankeschön an Vereinsmitglied Christine Foege, die Künstlerin Anke Leonhardt und den Galeristen Klaus Schröter. Das Trio hatte das Aufhängen der Bilder übernommen.

Es sind durchweg Laserdrucke. Abgesehen davon, dass sie ihre Originale nur ungern aus den Händen gibt, bleiben die Farben bei den Drucken auch nach längerer Zeit in hoher Qualität, erklärte Barbara Henniger. Sie hatte mal in Berlin Originale ausgestellt – nach kurzer Zeit war aus schwarz blau geworden. Dennoch sind schon bald wieder Originale von ihr zu sehen: Am kommenden Donnerstag eröffnet sie in Frankfurt/Oder die Ausstellung „Wo geht‘s lang?“

Die nächste Veranstaltung des Vereins „Kunst im Rathaus“ gibt es bereits am kommenden Sonntag, 20. März: Dann ist ab 19 Uhr Uwe Matschke mit seiner Tochter Danae Papamatthäou aus Griechenland zum Kammerkonzert zu Gast. Sie spielen auf Klavier und Violine Werke von Beethoven, Prokofjew und Fauré.

Karten für das Konzert gibt es in der Touristinformation Havelberg, Telefon 039387/790 91.