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Jubiläum Vor 300 Jahren war der Zar zu Besuch

Im November 1716 war der russische Zar Peter I. in der Stadt zu Gast. Dieses historische Ereignis soll in Erinnerung gebracht werden.

Von Andrea Schröder 30.03.2016, 01:01

Havelberg l Als die Volksstimme im Neujahrsinterview Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski fragte, ob die Begegnung des russischen Zaren Peter I. und dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. vor 300 Jahren gewürdigt werden soll, gab es noch keine Pläne für dieses Jubiläum. Das hat sich inzwischen geändert und eine Arbeitsgruppe unter Federführung der Leiterin der Touristinformation Marina Heinrich hat erste Ideen zusammengetragen. Dafür haben Vereine zugearbeitet und die Havelberger und ihre Gäste dürfen sich auf verschiedene Höhepunkte rund um den Zarenbesuch freuen.

Wie gesagt, es sind Ideen. Ob sich alles realisieren lässt, wird sich zeigen. Dafür sind organisatorische Dinge ebenso wichtig wie die Frage, was bezahlbar ist. Fakt sind bereits Veranstaltungen, die der Havelberger Gastwirt Manfred Hippeli mit Harald-Uwe Bossert im April und Oktober anbietet. Das Zarenthema als gastronomischer Leckerbissen ist als Einstimmung zu verstehen. An diesem Sonnabend dreht es sich beim Auftakt um Bismarck, Zar und Bernsteinzimmer (die Volksstimme berichtete gestern). Am 30. April und 29. Oktober geht es unter dem Motto „Verschenkt, geklaut, verschollen“ um den Mythos Bernstein sowie um Grafen, Prinzen, Könige und den Zar in Havelberg.

Vertreter von Heimatverein, Prignitz-Museum, Kulturprojekt Stadtinsel, Kunst im Rathaus, ArtHotel und Volksstimme haben sich mit Marina Heinrich über die verschiedenen Ideen unterhalten. Sicher dürfte die Aufführung des kleinen Theaterspiels der Havelberger Laienmimen Antje Reichel, Sabine Ball, Simone und Ralf Dülfer sein, das sie im vorigen Jahr auf der Buga-Bühne präsentiert hatten. Archivaufzeichnungen und die Sage von den „Knappen Tieden“ bildeten die Grundlage dafür darzustellen, wie groß wohl die Aufregung in der Stadt gewesen sein könnte, als sich Zar und Preußenkönig 1716 in Havelberg trafen. Auch eine szenische Führung, in der sich zu den vorgenannten Akteuren Lars Kripke gesellen würde, ist geplant. Abends könnte es die legendären „Knappen Tieden“, eine einfache Fischsuppe, geben. Das könnte im Sommer stattfinden. Vielleicht gekoppelt mit einem Holzschnitzwettbewerb zu Galionsfiguren. Das Flachrelief der Seejungfrau, das einst an der Gastwirtschaft von Carl Wilhelm Backhaus in der Havelstraße 44 prangte und von dem es im Prignitz-Museum eine Nachbildung gibt, wird dem Zaren zugesprochen.

Das Theaterspiel könnte im November aufgeführt werden, wenn Antje Reichel und Sabine Ball vom Prignitz-Museum auch einen Vortrag zum Zarenbesuch halten wollen. Das wäre genau 300 Jahre nach der Unterzeichnung der antischwedischen Koalition in der alten Propstei (heute zum Krankenhaus gehörend) in Havelberg. Das Treffen hatte vom 23. bis 28. November 1716 stattgefunden. Außer dem Bernsteinzimmer erhielt der Zar eine Staatsyacht vom Soldatenkönig geschenkt. Dieser durfte sich über 200 „Lange Kerls“ freuen.

In der Buchstation des Kulturprojektes Stadtinsel in der Langen Straße wäre eine Buchausstellung zu den Themen Zar, Bernsteinzimmer, Galionsfiguren und Sagen zu Zar Peter in Havelberg denkbar. Möglich wäre vielleicht eine Veranstaltung in der Kiebitzberg Werft, schlug Renate Lewerken vor. Zur 1050-Jahr-Feier Havelbergs im Jahr 1998 war die Oper „Zar und Zimmermann“ dort aufgeführt worden. Was machbar ist, wird geprüft. Ein weiterer Vorschlag ist die Einladung an Kunsthandwerker, die mit Bernstein arbeiten, etwa zum Handwerkermarkt 2017 in der D8. Das Prignitz-Museum hat vor, eine Kabinettausstellung mit Arbeiten des Grafikers Armin Münch zu gestalten. Er hatte Zeichnungen zum Thema Zar Peter und Seejungfrau angefertigt. Zu weiteren Ideen zählen eine Zarenwoche in der Gastronomie und ein Vortrag zu den „Langen Kerls“ im Frühjahr des nächsten Jahres.

Wer sich einbringen möchte, kann sich an Marina Heinrich in der Touristinfo wenden.