1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Mitglieder betreuen Friedhof ehrenamtlich

Versammlung Mitglieder betreuen Friedhof ehrenamtlich

Zur Jahresversammlung haben sich die Mitglieder der Saldernberger Friedhofsgemeinschaft getroffen.

Von Ingo Freihorst 05.05.2016, 11:00

Havelberg l Es war der 22. Februar 1799, als der damalige Domsyndikus Kuhlmeyer den Erbpachtkontrakt für den Saldernberger Friedhof in Havelberg festschrieb. Das Friedhofsgelände des ehrwürdigen Domkapitels wurde an die „vorgenannten Unterthanen, ihre Erben und Nachkommen auf nimmerwährende Zeiten verpachtet“. Die „Unterthanen“ waren 102 Eigentümer aus den Domgemeinden Neuberg, Sperlingsberg, Lehmkuhle und eben dem Saldenberg.

Dass ein Friedhof in Erbpacht bewirtschaftet wird, ist heutzutage ein Novum in Deutschland. Die Saldernberger Friedhofsgemeinschaft, ein eingetragener Verein, bewahrt die Jahrhunderte alte Tradition und führt sie fort. Kürzlich hatte man sich zur Jahresversammlung in der Kegelhalle eingefunden.

„In unserer Trauerhalle hatten im Vorjahr insgesamt 59 Trauerfeiern stattgefunden“, berichtete Vorsitzender Dietmar Janke. Auf dem Saldernberger Friedhof wurden davon 19 Verstorbene bestattet, darunter waren drei Erdbestattungen. Auf dem benachbarten Jungfernfriedhof wurden 31 Tote bestattet. Neun weitere Beerdigungen erfolgten auf anderen Friedhöfen – eine sogar in Griechenland.

Im Vorjahr war ein neuer Vorstand gewählt worden, das neue Gremium hatte sich rasch eingearbeitet. Vordrucke zur Gebührenordnung, den Abrechnungsformularen und der Grabstättenpflege waren überarbeitet worden. Bei kleinen Unstimmigkeiten wurde demokratisch abgestimmt.

Ansonsten gab es im Grünbereich allerhand zu erledigen – Arbeitseinsätze fanden von Frühjahr bis Herbst in der Wachstumsperiode auf der 1,13 Hektar großen Anlage sogar wöchentlich statt: Unkraut auf den Wegen musste beseitigt und Rasen gemäht werden, ungenutzte Grabstellen wurden beräumt und als Grasfläche gestaltet.

Besondere Pflege erfuhren die Soldatengräber – unter den Gefallenen der letzten Kriegstage befinden sich auch Jugendliche. Hier wurden Rosenstöcke gepflanzt, der Gedenkstein erhielt eine Frühjahrs- und eine Sommerbepflanzung.

Erweitert wurde der Weg hinterm Durchgang zum Jungfernfriedhof. An seinem Ende wurden bislang ungenutzte einstige Grabstellen als Stelenfläche gestaltet. Diese Stelen können als Einzel- oder Doppelgrab genutzt werden. Die Fläche wurde begrünt und erhielt Bänke. Sie ergänzt die Stelenanlage an der Trauerhalle, die gut angenommen wird.

Auf dem Friedhof befindet sich zudem die stets gut gepflegte Gedenkstätte der Havelberger Pionierkameradschaft. Ein Bestatter meinte, der Saldernberger Friedhof sei einer der schönsten in der gesamten Umgebung. Auch im Winter sind die Vereinsmitglieder nicht untätig, – dann stehen Pflege und Wartung der Gerätschaften an, Bänke werden repariert und gestrichen, Schnee ist zu räumen. Stellvertretend für alle fleißigen Helfer wurden Ursula Senf, Birgit Bauer und Hedwig Leue – letztere in Abwesenheit – auf der Versammlung geehrt.

Ein so alter Friedhof ist zugleich ein geschichtsträchtiger Ort, weshalb die Vereinsmitglieder bemüht sind, entsprechende Dokumente zu sammeln. Ein in Schleswig lebender 95-jähriger Rentner spendet jährlich 200 Euro für den Soldatenfriedhof und informierte die Saldernberger über einige der hier bestatteten Kriegsopfer. Edith Stein informierte zudem über die Gewölbegrabstelle der einstigen Schiffseigner-Familie Gabel.

Unzufrieden sind die „Saldernberger“ mit ihrem Büro, welches sich im Seitenbereich der Trauerhalle befindet. Es ist ungeheizt und viel zu klein – Abhilfe tut not.

Ärgerlich ist auch, dass kurz vorm Totensonntag Zweige von jungen Edeltannen abgeschnitten wurden. Auch werden immer wieder Abfälle falsch entsorgt – Essensreste, Kunststoff, Windeln oder Glasbruch gehören nicht in den Container. Dadurch entstehen erhöhte Kosten. – Und gerade diese möchte man ja für die Nutzer möglichst niedrig halten.