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Westflügel Interessante Blicke auf die Baustelle

Etliche Havelberger haben den Internationalen Museumstag am Sonntag genutzt, einen seltenen Blick in den Westflügel zu werfen.

Von Andrea Schröder 24.05.2016, 01:01

Havelberg l Dort, wo sonst die Jahrtausende alte Siedlungsgeschichte der Region im Prignitz-Museum präsentiert wird, ist der Fußboden jetzt aufgebuddelt und der Blick in die Dachkonstruktion zum Teil frei. Seit einigen Wochen laufen die Sanierungsarbeiten für das Dach und die Dachkonstruktion des Westflügels am Dom auf vollen Touren. Die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt hat rund eine Million Euro dafür eingeplant. Von 1999 stammen die Vorarbeiten von Museologin Antje Reichel, die für eine bereits damals erkannte Sanierung vorgenommen wurden, berichtete Berthold Heinecke aus Haldensleben. Sein Planungsbüro begleitet Arbeiten im Dom schon seit 1996.

Andere Bauteile des Domes in Havelberg mussten zunächst vorgezogen werden. „Dennoch ist auch in den zurückliegenden Jahren einiges am Westflügel passiert“, berichtete er. So wurden zum Beispiel die St. Norbert Kapelle saniert und die Fenster zum Domplatz hin erneuert.

Nun sind die Dachkonstruktion und das Dach an der Reihe. Wie groß der Sanierungsbedarf ist, ist selbst für Laien etwa an den Dachbalken zu erkennen. 25 von ihnen sind immerhin schon 700 Jahre alt. Dendrologische Untersuchungen des Eichenholzes ergaben die Jahre 1306/07. Der Westflügel des 1170 geweihten Domes wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gebaut und diente in der Kosteranlage höchstwahrscheinlich wirtschaftlichen Zwecken. Um 1402 gab es Umbauten im Obergeschoss. Das wurde vermutlich als Lagerraum genutzt.

Bei den Arbeiten jetzt wurde der Boden in der Mitte aufgenommen. Dabei ist ein alter Ziegelboden freigelegt worden, berichtete Berthold Heinecke. Die zahlreichen Interessierten konnten sich davon beim Gang auf die Baustelle überzeugen.

Die Dachkonstruktion ist im 19. Jahrhundert umgebaut worden. 1853 war die Militärverwaltung in den Westflügel eingezogen. Diese nutzte auch das Dachgeschoss. Um größere Lagerlasten abzufangen, wurden zwei sogenannte Sprengwerke eingebracht, die die Dachkonstruktion verstärkten. Noch einmal gab es einen Umbau, als das Prignitz-Museum Anfang des 20. Jahrhunderts in die Räumlichkeiten einzog. „Damit gab es 1907/08 die letzte grundlegende Sanierung.“ Dachbalkenköpfe waren angefault und wurden angeschlitzt. An den Wänden wurden zwei parallele Unterzüge geschaffen. In den Raum kamen zwei Stützenreihen.

Mit der Sanierung soll die Dachkonstruktion in ihren Ursprung zurückgebracht werden, soweit das technisch möglich ist. So, wie sie von 1837 belegt ist. Dazu gehört der Rückbau der Mittelstützen. Künftig soll es mittig nur noch eine geben, die auf dem Kreuzgewölbe steht. Deshalb der aufgebuddelte Fußboden. Im hinteren Bereich wird ein Seminarraum durch Glaswände abgetrennt für eine bessere museumspädagogische Arbeit. In der Dachkonstruktion muss rund ein Drittel der Hölzer ersetzt werden. Das Dach wird mit Biberschwänzen gedeckt.

Im Aufgangsbereich zum Museum soll ein zugemauertes Fenster im Südflügel wieder geöffnet werden. Dafür soll die Treppe hoch ins Dachgeschoss verschwinden. Das ist auch über den Ostflügel zu erreichen und soll auch künftig nicht genutzt werden. Reparaturarbeiten am Mauerwerk im westlichen und südlichen Giebelbereich sind ebenfalls geplant. Mit der Fertigstellung der Dacharbeiten – für die Witterungsunabhängigkeit wurde ein Schutzdach errichtet – rechnet der Planer im Herbst.

Für die Ausstellung zur Siedlungsgeschichte wird derzeit von Seiten des Museums ein neues Konzept erarbeitet.