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Fähre Sandau Lösung zum Festmachen wird gesucht

Müssen künftig zwei Mann die Fähre bedienen oder findet sich eine technische Lösung für automatisch funktionierende Festmachpunkte? .

Von Andrea Schröder 26.05.2016, 01:01

Sandau l Die Antwort auf die dieser Tage immer wieder gestellte Frage, weshalb die Sandauer Fähre ausgerechnet zur besten Saisonzeit vier Wochen zur Landrevision geht, fällt Bürgermeister Henry Wagner leicht. Kopfzerbrechen bereitet ihm dagegen die Problematik, dass die Fähre ihr Fährzeugnis von der zuständigen Zentralen Schiffsuntersuchungskommission ZSUK überhaupt wieder bekommt. Denn die Anforderungen an den Fährbetrieb stellen die Stadt vor eine schwierige Aufgabe.

„Vertreter der ZSUK waren hier vor Ort, kurz bevor die Fähre zur Landrevision gegangen ist, und haben erklärt, dass die Fähre ab sofort auch im Gierseilbetrieb entweder mit zwei Leuten zu betreiben ist oder eine automatische Festmachmöglichkeit angebracht wird“, erklärt der Bürgermeister im Gespräch mit der Volksstimme. Grundlage dafür ist eine Vorschrift, die besagt, dass der Fährmann seinen Arbeitsplatz – den Bedienstand an der Winde – nicht verlassen darf, während Fahrzeuge rauf- und runterfahren. Vorschrift ist aber auch, dass die Fähre währenddessen am Ufer festgemacht werden muss. Die Sicherheit spielt eine Rolle, es gab schon Unfälle. Auch in Sandau.

Das heißt, es muss entweder ein zweiter Mann zum Festmachen da sein oder das ganze funktioniert automatisch. Denn ein anderer Gesetzestext lässt Ausnahmen für den Einmannbetrieb einer Gierseilfähre zu, wenn die Fährzeit nicht länger als zehn Minuten dauert, ein Funkgerät an Bord ist und sich die Fähre automatisch am Poller festmacht.

„In Absprache mit der Havelberger Werft, wo die Fähre zurzeit zur Landrevision ist, haben wir eine sehr gute Lösung gefunden. Wir würden auf der Fähre Rammpfähle anbringen, die sich beim Landevorgang im Flussboden festmachen und dann per Knopfdruck wieder hochgehen. Doch will die ZSUK das nicht zulassen, weil sich die Rammpfähle freispülen könnten“, sagt Henry Wagner. Für ihn unverständlich. Denn das System ist etwa für Arbeitsplattformen des Wasser- und Schifffahrtsamtes, auf denen Baumaschinen stehen, erlaubt. Da wird über Stunden so gearbeitet. Bei der Fähre geht es nur um wenige Minuten, in denen die Rammpfähle während des Anlandevorgangs am Ufer im Boden verbleiben müssen.

Auf der Suche nach Möglichkeiten der Verankerung wurden bereits mehrere Varianten betrachtet und es gab von Seiten der ZSUK auch Fotos von bereits verwendeten Lösungen. Doch scheint keine wirklich praktikabel für eine Gierseilfähre, denn sie landet – im Gegensatz zum Motorbetrieb – im Prinzip nie am selben Punkt an. Sie ist abhängig etwa von Ladelast, Wind, Wasserstand, Fließgeschwindigkeit der Elbe, Rampe und Anstellwinkel der Fähre. Das sehen auch die Fachleute auf der Havelberger Schiffswerft so. Die beste Lösung wären die Rammpfähle. Dennoch wird jetzt nach anderen Möglichkeiten gesucht.

Ein Beispiel für eine feste Verankerung gibt es an der Elbfähre Pretzsch. Allerdings ist auch die nicht optimal, wie vom Fährmann dort zu erfahren war. Er hofft, dass noch in diesem Jahr die Rampe mit einer Art Treppe ausgestattet wird, wo sich die Fähre alle 40 Zentimeter einrasten kann.

Über technische Lösungen machen sich die Verantwortlichen in der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck ebenfalls Gedanken. Die Fähren Räbel und Arneburg sind von den Vorschriften, die dazu dienen, den Fährverkehr sicherer zu machen, genauso betroffen.

Ob einzelne Poller, wo sich ein Seil automatisch einklinkt, Schienen oder eine Rampe/Treppe mit verschiedenen Festmachpunkten – technische Lösungen würden auch einen Eingriff in die Landesstraße bedeuten, was wiederum Zeit dauert, gibt Sandaus Bürgermeister zu bedenken.

Findet sich keine technische Lösung, muss die Fähre mit zwei Mann betrieben werden. „Dann ist der Weiterbetrieb infrage gestellt“, macht der Bürgermeister auf die angespannte Haushaltslage aufmerksam. Die Fähre läuft im geringen Minusbereich, was derzeit noch vertretbar ist. „Mit Blick auf die doppische Haushaltsführung müssten wir allerdings jedes Jahr Rücklagen bilden. Aus dieser Sicht ist die Fähre unlukrativ. Eine Doppelbesetzung würde erst recht nicht tragbar sein“, sagt er.

„Uns tut jeder Cent weh, den wir durch den Stillstand der Fähre verlieren“, kommt das Stadtoberhaupt auch auf die Frage zu sprechen, die er in den vergangenen Wochen oft hört: Weshalb geht die Fähre zur besten Saisonzeit zur Landrevision? Herrentag, Pfingsten, Ferien – viele Leute hätten die Fähre gern genutzt. Vom Land gibt es ein Förderprogramm für Fähren zur Landrevision. „Den Antrag haben wir im letzten Jahr gestellt. Uns wurde ein vorläufiger Maßnahmebeginn bewilligt, erst dann konnten wir die Ausschreibung vornehmen. Das hat sich alles hinausgezögert“, erklärt Henry Wagner, weshalb die Fähre erst am 2. Mai zur Werft gebracht wurde. Alle fünf Jahre ist solch ein Fähren-TÜV vorgeschrieben.

Vier Wochen waren ursprünglich dafür geplant. „Die Fähre ist auf der Werft in guten Händen, es wird fleißig gearbeitet und es lag alles im Zeitplan. Allerdings haben sich Probleme im Innenbereich des Schwimmkörpers ergeben, die behoben werden müssen“, spricht der Bürgermeister ein weiteres Problem an. Im Innenraum hatte sich durch Nässe jede Menge Rost angesammelt. Beim Entfernen zeigten sich etliche kleinere Löcher in der Unterseite des Bodens.

Der Schiffskörper wurde gestern abgestrahlt. Für heute hat sich der Gutachter angekündigt, der vorgeben wird, in welchem Umfang die Reparaturarbeiten ausgeführt werden müssen, sagt Schiffbaumeister Ulrich Ahrens. Im schlimmsten Fall dürften nochmal vier Wochen für die aufwendigen Schweißarbeiten ins Land gehen. Dann wäre auch das vorläufige Fährzeugnis bald abgelaufen, das die Stadt derzeit noch bis 30. Juni hat. Es besteht die Möglichkeit einer Verlängerung, um Mängel abzustellen, sagte Steffan Bölker von der ZSUK in Mainz auf Nachfrage. Doch könnte die Fähre, bis eine technische Lösung realisiert ist, mit einem Fährjungen als zweitem Mann besetzt werden, sieht er den Fährbetrieb nicht in Gefahr.

Die ursprünglich eingeplanten Kosten für die Landrevision lagen bei 50 000 Euro, 20 000 Euro davon fließen als Fördergelder vom Land. Ob aufgrund des Mehraufwands die Fördersumme aufgestockt werden kann, müsste geprüft werden, so der Bürgermeister. Für die vier Wochen geplante Auszeit rechnet er mit einem Verlust von 25 000 bis 30 000 Euro.

Folgt demnächst eine Gebührenerhöhung? „Wir haben uns auf der letzten Stadtratssitzung darüber unterhalten. Wir wollen den Fährnutzern nicht tiefer in die Tasche greifen, doch wird wohl eine Erhöhung nötig sein. Wir reden dabei aber nicht über gravierende Fährpreissteigerungen.“