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Wegemarke Sitzgruppe lädt Wanderer zu einer Rast

Der Frau-Harke-Sagenpfad hat eine weitere Wegmarke. Frau Harke persönlich weihte sie ein.

Von Bernhard Maslow 26.05.2016, 13:00

Kamern l Es ist eine ganz besondere Wegemarke – sie steht buchstäblich auf der Kreuzung der alten Mahlitzer Heerstraße in den Kamernschen Bergen und bietet Wanderern und Radfahrern einen gemütlichen Rastplatz.

Der aus Holz bestehende Bau gleicht einer kleinen Abschussrampe und soll demonstrieren, wie, laut Überlieferung, Frau Harke nach ihrer Rückkehr wieder hier an ihrer Wirkungsstätte landete.

Günter Klam, der in den zurückliegenden Jahren bereits über 15 Wegmarken für den Sagenpfad bauen ließ, hatte sich für die neueste ein Extra einfallen lassen. So wurde der Bau noch mit einem Wegweiser gekrönt. In der Sitzgruppe lassen Schindeln auch einen Mund und Augen erkennen. Wie Klam im Gespräch mit der Volksstimme sagte, soll dieses mystische Gesicht zu einem Zwiegespräch mit Frau Harke einladen.

Zur Einweihung malte der Baumeister die nächsten Orte in allen vier Himmelsrichtungen noch mit Kreide auf den Holzbalken. Demnächst werden sie für die Zukunft auch wetterfest gemacht.

Über 30 interessierte Natur- und Heimatfreunde kamen zur feierlichen Einweihung. Mit dabei waren auch Läufer und Wanderer unter Leitung von Marian Buhtz, die die Strecke zum 25. Lauf und Wanderung „Rund um die Hedemicke“, der am 19. Juni unter der Leitung des SV Empor Kamern stattfindet, schon mal ausprobierten. Als besonderen Gast konnte Günther Klam die sagenumwobene Gestalt Frau Harke, alias Ans Briesenick, begrüßen. Sie brachte ihre Sagengefährtin mit, die sich in einer festlichen Bauerntracht zeigte. Die bekannte Rathenower Stadtführerin Gabriele Matthies bestreitet ihre Führungen seit 1987 in überlieferter Tracht. Besonders erfreut zeigte sich die Frau aus der Nachbarschaft, dass die Idee der Wegemarken auf dem Sagenpfad über die Landesgrenzen hinaus Wirklichkeit geworden ist. So steht seit 2015 auch in Steckelsdorf ein Wahrzeichen, das auf Frau Harke hinweist.

Zum 800. Geburtstag, den die Stadt Rathenow in diesem Jahr feiert, könnte ein Geburtstagsgeschenk in Form eine Wegemarke dazu kommen, schaute die Stadtführerin freudig auf dieses Ereignis voraus.

Bevor am Sonntag bei herrlichem Wetter die beiden Sagenfrauen das Bauwerk tauften, ließ es sich Bürgermeister Arno Brandt nicht nehmen, die Wegemarke symbolisch zu enthüllen und den letzten Holznagel einzuschlagen.

Frau Harke begrüßte alle Anwesenden recht herzlich in ihrem Reich. Hier habe sie als Beschützerin allen Lebens lange, lange Zeit gelebt, als Hüterin und Schutzpatronin der Natur. Ans Briesenick, die als Figur der Frau Harke in der Region und auch über der Landesgrenze hinaus seit vielen Jahren bekannt ist, berichtete noch einmal über die Geschichte und den Standort der neuen Wegemarke.

Aus der Luft habe sie gesehen, wie die Menschen ihre Eichenwälder plünderten, um Kirchen und Klöster zu bauen. Eines Tages sei sie dann wutentbrannt und enttäuscht nach Thüringen gegangen, aber dann auch wieder zurückgekommen. Dieser Ort sei der Aufbruchs- und Wiederkehrungsplatz gewesen.

Dass gerade an dieser Stelle dieses schöne Bauwerk entstand, ist dem Heimatkundeexperten Dr. Max Batike zu verdanken, sagte Ans Briesenick. Durch seine heimatlichen Nachforschungen wisse man viel über das Leben damals in der Region, zu denen auch die vielen Legenden über den Frau-Harke-Berg oder auch über den Berg der Ärgernisse, gehören. Damals war diese Stelle ein Knotenpunkt für viele Reisende – das wird sie jetzt auch wieder durch die Sitzgruppe werden.

Einen nicht alltäglichen Hörgenuss gab es dann noch als Zugabe. Michael Ilg, der in Strodehne seine zweite Wahlheimat gefunden hat und freiberuflicher Naturreferent ist, gab als Jodler eine kleine Kostprobe seines Könnens. Bis weit in die Kamernschen Berge hinein waren mehrere Jodelgesangsgrüße zu hören, diese Klänge konnten nicht besser zu diesem schönen Ereignis passen.

Demnächst wird noch eine Schutzhütte am Wegesrand des Sagenpfades vor den Toren von Kamern aufgestellt. Sie wurde von den „Heinzelmännchen“ aus Uenglingen fertiggestellt und wartet nun nur noch auf den passenden Standort.

Die nächsten Wegemarken in der Region sind in Schönhausen und in Scharlibbe geplant. Vorbereitungen dazu laufen bereits, freut sich der Initiator der Wegemarken Günther Klam.