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Hobby Warnauer will Chronik vervollständigen

Die Chronik von Warnau ist lückenhaft, Thomas Henningsen will sie nun vervollständigen.

Von Ingo Freihorst 04.02.2017, 00:01

Warnau l Das Hobby des Warnauers Thomas Henningsen brachte am Mittwoch eine Runde Heimatfreunde in der Fischerstube zusammen: Der junge Vati interessiert sich für die Ortsgeschichte, unter anderem übers Internet hat er schon um die 60 alte Postkarten mit Warnauer Ansichten gekauft. Auf der Weihnachtsfeier entstand dann die Idee zu dem Treffen, denn er sucht auch private Fotos mit alten Warnauer Motiven. Diese scannt er und gibt die Originale anschließend garantiert wieder zurück.

„Eine Bekannte von mir war verstorben, sie hinterließ mir einen Brief“ berichtete Thomas Henningsen vom Beginn seines Hobbys. Die alten Zeitzeugen will er für nachkommende Generationen bewahren, auch kann man alte und aktuelle Aufnahmen gegenüberstellen, um so die Veränderungen zu dokumentieren.

Zum Treffen brachten die Heimatfreunde weitere Fotos und Bilder mit. Marita Schulze, die Gründerin der Fischerstube, hatte zum Beispiel einen alten Bilderrahmen mit dem Abbild ihres Elternhauses dabei. So viele Fachwerkhäuser wie einst findet man heute im Ort nur noch selten.

Vorarbeit fürs Hobby von Thomas Henningsen hatte auch sein Opa Friedrich geleistet: Aus einem alten Schulbuch hatte er wichtige Daten aus der Ortsgeschichte festgehalten. Hierin ist zu lesen, dass es vor der Ortsgründung an dieser Stelle noch einen Vorgänger namens Zerklitz weiter nordwestlich gegeben haben soll. Das Flurstück heißt noch immer so, auch wurden dort Fundamente, Urnen und Waffenteile aus der Wendenzeit gefunden.

1745 schlug ein Blitz in den Kirchturm ein, ebenso 1833 und 1886, ist in den Aufzeichnungen zu lesen. Im Winter und im Sommer des Jahres 1771 stand die Feldmark unter Wasser – im Getreide reichte die Flut bis hoch an die Ähren. Schwere Schäden richtete eine weitere Flut 1785 an. Im bitter kalten Winter von 1784 erfroren etliche Warnauer. 1792 und 1793 peitschten hingegen Orkane über das Dorf. Ein Orkan im Jahre 1869 warf sogar die Windmühle um.

Am 28. Februar 1799 brach der Elbdeich bei Klietz, auch 1805 gab es diverse Deichbrüche, 1881 folgte eine weitere „Wassernot“. Zu lesen ist auch, dass 1895 der Deich bei Fischbeck und Hohengöhren brach, 40 Orte soffen ab. – Hier hat sich wohl ein Schreibfehler eingeschlichen – es war 1845 gewesen.

Ein großer Brand wütete am 1. Juli 1838 im Ort. Ebenso zu Ostern 1873, wobei 22 Gebäude verbrannten – Kinder hatten mit Streichhölzern gespielt. Ein Brand nach Blitzeinschlag folgte 1877. 1904 wiederum gab es eine solche Trockenheit, dass man die Havel zu Fuß durchqueren konnte.

Aus Havelberg war Wilfried Stehfest zum Treffen angereist, er überreichte einen ganzen Ordner mit Negativen. Die Fotos stammen aus DDR-Zeiten, damals war er als Direktor der Kreis-Landwirtschaftsschule oft in Warnau.

Die älteste Warnauer Ansichtskarte aus seiner Sammlung hatte Thomas Henningsen vergrößern lassen und eingerahmt, sie zeigt die 1843 fertig gestellte Kirche und den Gasthof Wille – einen von einst dreien im Ort. Verschickt wurde die Karte im Jahr 1904, damals beschrieb man noch die Vorderseite.

Alwin Ritter konnte als Zeitzeuge sogar noch über ein Unglück berichten, was im Mai 1940 geschah: Der Warnauer Helmut Treschau war Fluglehrer in Berlin und stattete seinem Heimatort bei Flügen öfters Besuche ab – im Tiefflug. Diesmal beging er jedoch im Rosenweg einen tödlichen Fehler: Beim gewagten Unterfliegen einer Stromleitung streifte er Wäschepfähle, köpfte eine Frau und raste mitsamt dem Flugschüler durch etliche Dachstühle.

Thomas Henningsen will nun auch die Warnauer Chronik vervollständigen, die noch so einige Lücken aufweist. Der Ortschaftsrat wird ihn dabei finanziell unterstützen, informierte Ortsbürgermeisterin Sonja Isecke.