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90 Jahre Früherer Ortschronist feiert Geburtstag

Der Dorfgeschichte von Kamern hat sich Willi Hüttenrauch über Jahrzehnte gewidmet. Nun blickt er auf 90 Lebensjahre zurück.

Von Andrea Schröder 03.05.2018, 01:01

Kamern l Willi Hüttenrauch kennt wohl so gut wie jeder in Kamern. Nicht nur, weil er dort viele Jahre als Lehrer gearbeitet hat und als Standesbeamter Ehen geschlossen hat, sondern auch, weil er als langjähriger Ortschronist bei allem, was wichtig war in der Seegemeinde, mit von der Partie war. Am Mittwoch feierte er seinen 90. Geburtstag und konnte sich über viele Gratulanten freuen. Neben der Familie, zu der Tochter und Sohn, fünf Enkel und zwei Urenkel gehören, kamen zum Beispiel Vertreter von Vereinen und Einrichtungen, einstige Weggefährten sowie Bürgermeister Arno Brandt.

Will jemand wissen, wann was in Kamern passierte, ist er bei Willi Hüttenrauch an der richtigen Stelle. Auch heute noch, auch wenn er seit 2002 nicht mehr an der Chronik, die zudem alles Wichtige seit der Ersterwähnung Kamerns 1322 enthält, arbeitet. Weiß er es nicht aus dem Kopf, schlägt er in den Chronikbänden nach, die er 1953 begonnen hat zu führen. Fragt man ihn nach wichtigen Daten aus seinem Leben, verweist er ebenfalls auf die Chronik beziehungsweise die Zeitungsartikel in der Volksstimme, die zu seinen runden Geburtstagen erschienen sind. Zu seinem 60. Geburtstag 1988 hatten Schüler der damaligen Thomas-Müntzer-Oberschule Kamern einen Geburtstagsgruß für die Zeitung verfasst. „Herr Hüttenrauch war schon dabei, als man noch in dem jetzigen Kindergartengebäude unterrichtete.

Hier begann er im Jahre 1951 seine Tätigkeit als Junglehrer. ... Schmunzelnd denkt Herr Hüttenrauch daran zurück, wie er als Magdeburger Absolvent seinen Einsatzort auf der Landkarte suchte, den Weg von Wulkau aus mit seinem Bücherkoffer zu Fuß antrat und erste Bekanntschaften im Ort schloss. Unterrichtet wurden jeweils zwei Klassen zusammen.“ Zu erfahren ist auch, dass er bei Schülern und Kollegen sehr geachtet und geschätzt war, ebenso in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, wo er sich einen Namen gemacht hat. Seine Chronik­arbeit stellte er im Heimatkalender und bei Urania-Vorträgen vor. Die Leser der Volksstimme erfuhren von dem Volkskorrespondenten stets das Neueste aus Kamern.

Nach der Wende war Willi Hüttenrauch dann als freier Mitarbeiter der Volksstimme tätig. Auf der Schreibmaschine verfasste er seine Artikel, für die Fotos wurden damals noch die Filme aus der Kamera entwickelt. Weil er sich nicht mehr die neue Technik anschaffen wollte und auch aus gesundheitlichen Gründen legte er als 74-Jähriger dann Stift und Kamera zur Seite.

„Wie viele schon hier waren, um etwas zu wissen. Dann habe ich manchmal stundenlang gesucht und manche kamen aber nicht wieder“, erzählt der Jubilar am Mittwoch. Auch, dass er zwei Chronikbände als Zusammenfassung geschrieben hat, die er auch mal verborgt. Übrigens hat er nicht nur als Lehrer und Beauftragter für Personenstandswesen – wie Standesbeamte früher hießen – gearbeitet, sondern auch als Buchhalter für die LPG. Und eben als Chronist. Ob Ratssitzungen oder Veranstaltungen im Ort, Willi Hüttenrauch hat selten etwas ausgelassen. „Dafür ist er immer gern geflitzt“, sagt seine Frau Irene, die ihm dafür den Rücken freigehalten hat. Mit ihr kann er in diesem Jahr noch auf ein weiteres Jubiläum zurückblicken: Im September sind beide seit 65 Jahren verheiratet, haben also eiserne Hochzeit. Fest vorgenommen hat sich der gebürtige Magdeburger, auch noch seinen 100. Geburtstag in seinem ihm lieb gewordenen Kamern zu feiern.