1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Nach dem Abi ab nach Chile

Auslandsjahr Nach dem Abi ab nach Chile

Weihnachten fern der Heimat erlebt Leonie Schüler-Springorum. Die 19-Jährige Wusterin ist zum Auslandsjahr in Chile.

Von Leonie Schüler-Springorum 21.12.2016, 13:10

Wust/Chile l Santiago de Chile. Eine südamerikanische Metropole mit knapp 6,5 Millionen Einwohnern. Und ich mitten drin. So wirklich realisiert habe ich das, glaube ich, noch nicht. Es fühlt sich alles noch ein wenig surreal an. Zwar wohne ich in Berlin und kenne mich gut mit Großstädten aus, aber das hier ist etwas anderes. Santiago, beziehungsweise Chile hat viele Ähnlichkeiten mit Europa, jedenfalls mehr als andere lateinamerikanische Länder, und doch ist vieles neu für mich.

Die größte Veränderung ist die Tatsache, dass ich hier nun wirklich leben werde. Für ein ganzes halbes Jahr. Danach geht es dann über Argentinien und Peru noch weiter nach Los Angeles für zwei Monate. Und obwohl ich Reisen liebe, ist dies auch für mich eine lange Zeit, die ich nun weg bin von Zuhause, meiner Familie und meinen Freunden. Aber ich habe mich hier schon sehr gut eingelebt. Ich wohne bei einer wundervollen Familie, die sehr dazu beigetragen hat. Hier, bei Elisa und Julian und ihren zwei kleinen Töchtern, fühle ich mich zu Hause.

Im Allgemeinen sind die Menschen hier sehr freundlich. Man muss nur eine Minute auf der Straße stehen und hilflos umher schauen – sofort wird man gefragt, ob einem geholfen werden kann. Das ist mir schon öfter passiert. Im Unterschied zu Berlin erscheint mir diese Stadt doch ein wenig chaotischer. Obwohl mir bereits öfter versichert wurde, dass Santiago besser organisiert ist als andere Städte hier in Südamerika. Trotzdem habe ich mich zum Beispiel mehrmals mit der Metro verfahren.

Anfangs erscheint einem hier vieles anders und unübersichtlicher, doch man muss sich trauen und einfach in diese Menge eintauchen. Irgendwann bekommt man einen Überblick darüber, wie hier alles funktioniert und dann kann man wirklich Spaß haben. Doch das braucht eben seine Zeit und das kann auch frustrierend sein. Bis vor kurzem war ich noch sehr ungeduldig mit allem, aber etwas, das man bei seinem Auslandsjahr lernen muss, ist wohl, geduldig zu bleiben. Man ist nun einmal in einem ganz anderen Land, auf einem anderen Kontinent, hier funktionieren die Dinge anders und daran muss man sich gewöhnen. „Poco a poco“, wie man hier sagt: Schritt für Schritt.

Mittlerweile kenne ich außer meiner Gastfamilie auch schon einige andere Leute hier. Mit zwei Mädchen, ebenfalls Deutsche, habe ich vor einigen Wochen den ersten Trip außerhalb Santiagos unternommen und schon hatte ich einen nächsten Punkt auf meiner Liste abgehakt: Das Land kennen lernen. Valparaíso, eine Hafenstadt, 120 Kilometer von Santiago entfernt, war für mich eine besondere Erfahrung. Im Gegensatz zu Santiago wirkte hier alles noch chaotischer, hier konnte man die Armut sehen, der man in der Hauptstadt Chiles kaum begegnet. Und doch hat die „Hippie-Stadt“ Valparaíso, das heißt „Tal des Paradieses“, ihren eigenen Flair. Alles ist bunt und wunderschöne Grafittis prägen das Stadtbild. Doch leider konnten wir das nicht in vollen Zügen genießen, da wir von allen vor Raubüberfällen gewarnt wurden. Trotzdem hatten wir eine tolle Zeit, denn wir haben gemerkt, was noch alles vor uns liegt.

Wir haben die Möglichkeit, dieses Land zu erkunden und seine Einwohner sowie andere Reisende kennen zu lernen. Auch wenn das vielleicht manchmal bedeutet, erst einmal einen kleinen Kulturschock zu erleben.

Als ich dann wieder in Santiago angekommen war, fühlte ich mich gleichzeitig endlich richtig in Chile angekommen: Mit meinen Gedanken und mit meiner Lust auf dieses Auslandsjahr.

Mein erstes Praktikum bei einer Botschaft hier vor Ort ist beendet und jetzt geht es in den Süden Chiles. Hier lerne ich eine ganz andere Seite dieses Landes kennen.

Auf meinem Internet-Blog hat man übrigens die Möglichkeit, meine Reise genauer zu verfolgen: www.eniallaroundtheworld.wordpress.com

Jetzt über Weihnachten kommen meine Eltern mich für drei Wochen besuchen. Ich freue mich schon sehr darauf, sie wiederzusehen und vor allem, ihnen alles zeigen zu können. Es ist toll, wenn man eine so wichtige Zeit mit seinen Liebsten teilen und ihnen näher bringen kann, was man bisher so alles erlebt hat. Heiligabend werden wir mit meiner Gastfamilie in Santiago verbringen, was bestimmt ein bisschen merkwürdig wird, da hier momentan eine Hitzewelle herrscht. Weihnachten bei fast 40 Grad ist etwas ganz Neues. Zwar ist vieles hier in der Stadt entsprechend dekoriert, aber so richtig kommt mir keine Weihnachtsstimmung auf. Vielmehr vergesse ich schon, dass Adventszeit ist, bis ich den nächsten Weihnachts- oder Schneemann im Schaufenster lächeln sehe und mich wieder erinnere.

Den zweiten Weihnachtstag und die Tage um Silvester herum werden wir dann gemeinsam mit meiner Cousine und ihrer Familie in einem Haus an der Küste verbringen. Weihnachten, Silvester und Strand? Eine für mich ganz ungewohnte Kombi! Dennoch freue ich mich sehr auf die kommende Zeit, besonders darauf, sie mit meiner Familie zu verbringen.