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Ausstellung Immer „ohne Programm“ am Bild

Neue Bilder sind ab sofort in der Galerie Lange Straße 36 zu sehen.

Von Brigitte Strugalla-Voltz 16.06.2016, 23:01

Havelberg l Es ist wieder soweit: Der Künstlerhof Havelberg ist endlich bezogen, und in der Langen Straße 36, der – nun ja – großen Galerie des „Kulturprojekts Stadtinsel“, der „36“ also, gibt es eine neue Ausstellung.

Zu Gast in Havelberg ist dieses Mal Annette Lück. Sie ist Hamburgerin, hat ihre Ausbildung als Designerin an der dortigen Hochschule für Gestaltung absolviert und lebt seit langem in Berlin. Dort bildete sie sich dann zusätzlich an der HdK als Kunsttherapeutin aus.

Die Einführung in ihre Ausstellung, sehr engagiert und persönlich, übernahm die Künstlerin selbst. So erfuhr man viel Interessantes über ihre Beweggründe und über ihre Arbeitsweise, und damit erläuterte sie nicht nur die ausgestellten Bilder. Nein, sie machte die Zuhörer ganz neugierig auf den Arbeitsaufenthalt in Havelberg. Der nämlich dürfte besonders interessant werden.

Frau Lück geht, wie sie sagt, „ohne Programm“ an ein Bild. Man kann diese Malweise vielleicht meditativ-experimentell nennen, denn das Endergebnis liegt eigentlich erst vor, wenn der Arbeitende feststellt: Ja, das bleibt jetzt so, das ist jetzt schlüssig. Dass damit einiges an Max Ernst und sein Umfeld erinnert, ist entsprechend folgerichtig. Ebenso versteht man, dass Frau Lück sich nicht auf eine Technik festlegt. Aber am liebsten arbeitet sie mit Acrylfarben und – das erkennt man nicht auf den ersten Blick – mit zartem Papier. Diese so leichten und trotzdem stabilen Objekte bearbeitet sie in Metalltönen und kombiniert sie mit filigranen papierumwickelten Holzstäben.

Die Schiffe, die in der „36“ zu sehen sind, sind so entstanden. Sie weisen denn auch auf das eigentliche Thema der Arbeiten hin: das Arche-Noah-Projekt. Durchaus vieldeutig, beginnend bei der fortschreitenden Umweltzerstörung bis hin zum abenteuerlichen Aufbruch ins Unbekannte und zum Untergang, ist es ein Grundthema der Künstlerin, mit dem sie sich seit Jahren beschäftigt. Entsprechend groß ist ihr Fundus, und sie wird die Ausstellung deshalb immer neu variieren.

Den kleinen Nebenraum hat sie sich zum Atelier ausersehen. Wir werden also an jedem der folgenden Wochenenden dabei sein können, wenn aus zartem Papier oder aus zweidimensionalen Bildern neue, unerwartete Objekte werden. Wie gut also, dass Havelberg so nahe an Berlin liegt. Hoffentlich finden noch viele engagierte Künstler den Weg in unsere hübsche Stadt mit der herrlichen Umgebung. Havelberg als besondere Sommerfrische für Berliner Künstler - das kann nur ein Gewinn sein.