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Ausstellung Mahnung für ein friedliches Europa

Eine sehr emotionale Ausstellung hat ihren Abschluss gefunden. "Heimat im Krieg 1914/18" in Havelberg mahnt, sich für Frieden stark zu machen.

Von Andrea Schröder 02.04.2019, 01:01

Havelberg l Mit dem Zitat aus einer Feldpost, in dem ein junger Soldat im Sterben liegend seinen Eltern letzte Grüße sendete, begann Innenminister Holger Stahlknecht am Sonnabend seine Grußworte anlässlich der Finissage zur Wanderausstellung „Heimat im Krieg 1914/18 – Spurensuche in Sachsen-Anhalt“ im Prignitz-Museum Havelberg. Diese Sätze spiegeln wider, was die Ausstellung ausgemacht hat: die berührende Begegnung mit den Geschehnissen des Ersten Weltkrieges durch Fotos, Briefe, Postkarten, Tagebücher und anderem mehr.

„Eine der ersten großen Katastrophen hatte begonnen. Auf den Schlachtfeldern starben Abermillionen junger Menschen – Söhne, Ehemänner, Väter. Es ist gut, dass die Ausstellung auf diese Ebene gegangen ist, sie zeigt, unter welchen Bedingungen die Menschen gelebt und was sie gefühlt haben“, sagte der Innenminister vor rund 100 Gästen im Paradiessaal am Dom. Daran zu erinnern sei wichtig, um sich bewusst zu machen, wohin falsche politische Entscheidungen führen können. „Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass der Erste Weltkrieg nur der Anfang der Katastrophe war. Im Zweiten Weltkrieg starben wiederum Abermillionen Menschen, darunter viele anders Denkende und Glaubende, die zunächst ihrer Würde und dann ihres Lebens beraubt worden sind“, erinnerte Holger Stahlknecht an den Krieg und seine Folgen, die bis zur Wiedervereinigung Deutschlands reichten.

Er spann den Bogen zur Europawahl am 26. Mai: „Wir Deutschen haben eine hohe Verantwortung dafür, dass von Europa nie wieder ein Krieg ausgeht. Europa ist der Garant für Frieden und Freiheit. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass nicht die Extremisten das Sagen bekommen, sondern dass wir ein stabiles Europa haben, in dem wir, unsere Kinder und Kindeskinder in Frieden leben können. Die Vergangenheit und die Erfahrungen aus der Vergangenheit sind das Fundament für eine friedliche Zukunft.“ Landrat Carsten Wulfänger (CDU) sagte bereits in seinen Begrüßungsworten: „Wir müssen jede Sekunde achtsam mit dem Frieden umgehen.“ Und auch die nachfolgenden Redner mahnten, sich stets für Frieden und Freiheit einzusetzen.

Gabriele Brakebusch (CDU), Präsidentin des Landtages und Schirmherrin der Wanderausttellung, blickte zurück auf die Wanderausstellung, die zum Ziel hatte zu zeigen, wie es im zivilen Leben, weit weg von den Schlachtfeldern war. „Es gab hier keine Kriegshandlungen, aber die Auswirkungen reichten bis in das kleinste Dorf hinein. Das zeigt diese Ausstellung.“ Sie erinnerte daran, dass der Museumsverband Sachsen-Anhalt seinerzeit das Wagnis eingegangen ist, diese Wanderausstellung zum Ersten Weltkrieg vorzubereiten, obwohl es kaum erforschte Geschichte dazu gegeben hat, wie es weit hinter der Front in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 ausgesehen hat. „Es ist gelungen, Licht in das Dunkel zu bringen.“

Jürgen Leindecker, Landesgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, dankte den vielen Leihgebern, die mit interessanten Exponaten dazu beigetragen haben, die Ausstellung lokal zu verorten und den Krieg somit nicht als etwas Abstraktes darzustellen. Die Spuren würden zeigen, wie dieser Krieg in jede Ritze gezogen ist. Cornelia Zimmermann, stellvertretende Vorsitzende des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt, erinnerte an den Beginn der Vorbereitung im Jahre 2010, die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts in einer Ausstellung zu zeigen, die die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung im ganzen Land verdeutlicht und durch lokale Exponate aufgewertet wird. „Dieser Ansatz war und ist bis heute bundesweit einmalig.“ Ihr Dankeschön richtete sie an alle Partner und Unterstützer, zu denen das Institut für Geschichte der Uni Magdeburg, der Städte- und Gemeindebund, das Land, die Landeszentrale für politische Bildung sowie die Museen gehören. Ein besonderer Dank galt Rosemarie Knape, die als „guter Geist der Ausstellung“ seit Mai 2013 das Projekt koordiniert und jede der 19 Ausstellungen seit 2014 mit auf- und abgebaut hat.

„Die Ausstellung wird in die Regionen wiederkehren“, machte der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Maik Reichel deutlich, dass die Landeszentrale die Ausstellung in ihren Bestand übernimmt, damit sie vor allem Schülern weiterhin gezeigt werden kann. Er würde sich freuen, wenn in diesem Zuge das eine oder andere Exponat nochmals zur Verfügung gestellt wird, um die Tafeln zu ergänzen.

Für die musikalische Begleitung der Finissage hatte der Leiter der Kreismusikschule Julian Gorus mit Werken etwa von Bach und Chopin auf dem Flügel und der Orgel gesorgt. Im Anschluss an die Reden führten Museumsleiterin Antje Reichel und Museologin Sabine Ball durch die Ausstellung. Es folgten Vorträge zu „Tagebücher als Quelle“ von Sabine Ball und „Impressionen zu 19 Stationen einer Ausstellung“ von Rosemarie Knape. John Palatini vom Landesheimatbund präsentierte das neue Buch „Gäste des Kaisers“, in dem es um die Kriegsgefangenenlager des Ersten Weltkrieges auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts geht.

Am Sonntag nutzten noch einmal etliche Besucher den letzten Tag der Ausstellung in Havelberg, um sich diese anzuschauen. Am 13. April öffnet die Sonderausstellung „Lebenswelten – Bilderwelten“ mit Werken dreier Maler.