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Begegnungscafé Schönhauser begrüßen Flüchtlinge

Das Begegnungscafé befindet sich normalerweise in der Klietzer Winterkirche. Am Donnerstag waren jedoch die Schönhauser Gastgeber.

Von Ingo Freihorst 31.07.2016, 14:52

Schönhausen l „Wir wollten in der Sommerzeit etwas Gutes tun und eine Möglichkeit für die Schönhauser schaffen, mit den Asylbewerbern aus Klietz ins Gespräch zu kommen“, begründete Pfarrer Ralf Euker das Angebot. Klietz sei mit seinen Asylbewerbern zwar weit entfernt, aber doch irgendwie nahe. Für die Flüchtlinge stelle das Begegnungscafé in Schönhausen zugleich auch mal einen Tapetenwechsel dar.

Es gab noch eine weitere Idee, weshalb das Café auch mal in Schönhausen stattfinden sollte: Derzeit ist im einstigen Gärtnerhaus der Bismarcks eine Ausstellung mit alten antisemitischen und auch neuen fremdenfeindlichen Aufklebern zu sehen. Diese wollte Dr. Andrea Hopp von der Otto-von-Bismarck-Stiftung im Rahmen des Projektes „Jüdische Geschichte für Flüchtlinge“ den Besuchern aus Klietz nahe bringen. Juden sind in der arabischen Welt ebenfalls verpönt – doch wo Völker- und Rassenhass hinführen, mussten viele Bürgerkriegs-Flüchtlinge grausam am eigenen Leib erfahren.

Bereits im März 1893 fanden sich erste rote Klebezettel mit dem Aufruf „Kauft nichts bei Juden“ in Berliner S-Bahn-Zügen. Einen solchen hatte Rudolph Buchholz, der Kustos des märkischen Provinzialmuseums, mitgenommen und das Vorkommnis gleich dokumentiert. Vorm Ersten Weltkrieg warb das Hotel „Kölner Hof“ in Frankfurt am Main damit, „judenfrei“ zu sein.

Zu sehen ist auch Aktuelles: Wegen des Flüchtlingsstromes nach Deutschland kreierte die Berliner NPD ein „Rückflugticket“. Zu sehen sind aber auch Aufkleber, auf denen „Refugees welcome“ zu lesen ist. Oder: „Ich bin ein Muslim und ich bin gegen Terror“. Organisiert hat diese Ausstellung das Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, deren Leiterin, die Professorin Stefanie Springer-Springorum, mit in Schönhausen anwesend war.

Apropos Universität: Beim Begegnungscafé lagen auch Handzettel aus, auf denen junge Flüchtlinge erfuhren, wie man sich in Deutschland um Studienplätze bewerben kann. Etliche der Gäste aus Klietz zeigten zudem auch Interesse an einer Führung durch die Kirche sowie durchs Bismarck-Museum. Natürlich wurde dabei auch der sanierte Kirchturm bestiegen.

Die Gastgeber Andrea Hopp von der Bismarck-Stiftung sowie Pfarrer Ralf Euker hatten die Gäste aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Englisch begrüßt, es war aber auch ein Dolmetscher dabei, der übersetzte. Dann war erst einmal die Kaffeetafel gefragt, wobei zu erfahren war, dass arabische Flüchtlinge den Kaffee mit sehr viel Zucker mögen. Den Kuchen hatten die Frauen aus Schönhausen und weitere Helfer mitgebracht.

Bei der Vorbereitung der Aktion hatte neben der Bismarck-Stiftung auch der Bundestagsabgeordnete Jörg Hellmuth aus Wust unterstützt: Er hatte den Bustransfer von Klietz finanziert. Spenden in Buchform gab es in der Bibliothek von Ingrid Poppe: Einem jungen Vati schenkte sie Kinderbücher zum Erlernen der deutschen Sprache. Beim Spielen brachte Caren Pfundt aus Wulkau den Flüchtlingskindern Deutsch bei: Sie zeigten ihnen kleine Tierfiguren, welche sie mit deren Namen vorstellte – Schaf, Ente, Huhn. Reger Andrang herrschte auch am großen bunten Tuch, nur mit der Verständigung haperte es noch. Diese klappte bei den Erwachsenen doch etwas besser.