1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Kamerns See ist fast so rein wie vor 2013

Biologie Kamerns See ist fast so rein wie vor 2013

Studenter der Berliner Huboldt-Uni waren in zwei Durchgängen zu Gast in Kamern, wo sie vier Gewässer untersuchten.

Von Ingo Freihorst 08.09.2017, 18:00

Kamern l Das Wasser im Kamernschen See ist fast wieder so sauber wie vor der Flutkatastrophe, auch was die Pflanzenvielfalt betrifft. Allein sechs Rote-Liste-Arten fanden sich unter den gefundenen 12 Pflanzenarten an – wie Wasserfeder, Froschbiss oder Krebsschere.

Herausgefunden hatten dies insgesamt 50 Biologie- und Kombi-Bachelor-Studenten der Berliner Humboldt-Uni, welche in Kamern in zwei Durchgängen taxonomisch-ökologische Übungen betrieben. Untergebracht waren sie hier im Grünen Haus von Stefanie Wischer, welche einst auch bei Professor Rudolf Ehwald studiert hatte. Er war zusammen mit dem Algen-Experten Dr. Lothar Täuscher aus Kamern Dozent mit Lehrauftrag.

„Zuerst waren wir sporadisch in Kamern, seit etwa zehn Jahren sind wir regelmäßig zu Gast“, berichtete der Professor. Das Besondere: Die Studenten reisen traditionell mit dem Fahrrad an, der Zug bringt sie bis Glöwen. Natürlich wird auch bei den Expeditionen immer geradelt.

In der freien Natur gab es im Gegensatz zur Uni rein praktische Übungen. Pflanzen und Tiere mussten auch mit Hilfe von Mikroskopen bestimmt werden. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Kamernschen See, wo vier Messstellen eingerichtet wurden. Die Boote stellte das Grüne Haus zur Verfügung. Blaualgen waren sehr selten zu finden, es dominierten die Kieselalgen – ein Zeichen der guten Wasserqualität.

Dafür sprach auch die Sichttiefe von über einem Meter. Weiterhin wurden die Temperatur, der pH-Wert, die elektrische Leitfähigkeit, die Sauerstoffsättigung und der Sauerstoffverbrauch gemessen.

Nach der Flut hatte der See wie der Jangtse in Peking ausgesehen, in der trüben Brühe wuchs fast nichts mehr. Die Samen der einstigen Bewohner überlebten jedoch im Gewässerboden – jetzt konnten sie wieder sprießen.

Der See dehnte sich einst bis Neukamern aus, das ebenfalls untersuchte Wehl im Wald gehörte damals mit dazu. Untersucht wurde ebenfalls der Wulkauer Rahnsee, auch er weist wieder eine gute Wasserqualität vor. Der Wasserschwaden ist hier nach 2013 allerdings verschwunden, hinzu kamen Pflanzen, die einst in der Elbe heimisch waren.

Ganz anders sieht es im Rüdow aus, einem Qualmwasser zwischen Wulkau und Schönfeld: Es wies vor 2013 einen reichhalten Pflanzenbestand aus, jetzt gedeihen in dem trüben Tümpel nur noch zwei Arten. Er wird nicht durchströmt und ist darum gekippt – Blaualgen herrschen vor.

Jede der vier Studentengruppen war für ein Gewässer zuständig, zum Abschluss wurden die Ergebnisse präsentiert. Die Dozenten korrigierten bei Bedarf und wiesen auf Zusammenhänge hin.

Zudem gab es Exkursionen zum Havelberger Mühlenholz, Dom und Prignitz-Museum, zur Elbe bei Sandau und Wulkau sowie zur Havel nach Garz. Hier gewährte der Fischermeister interessante Einblicke in sein Handwerk. Auch Pilze wurden gesammelt und verspeist – man war schließlich auch Selbstversorger.