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Bismarck-Museum Auf Zeitreise zurück nach 1948, 1958 und 1998

Schlaglichter wirft die neue Sonderausstellung der Otto-von-Bismarck-Stiftung Schönhausen auf drei den Ort prägende Jahrestage.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 04.10.2018, 01:01

Schönhausen l Diese Jahrestage sind 1948 Schließung des ersten Bismarck-Museums, 1958 Sprengung des Schlosses und 1998 Eröffnung des heutigen Bismarck-Museums. 

Mit Leopold-Bill von Bredow, einem Urenkel des ersten deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck, gab es am 3. Oktober - dem 20. Geburtstag des Museums - in Schönhausen auch Besuch von einem unmittelbaren Nachfahren des berühmten Schönhauser Politikers. Über dessen Großmutter Hannah von Bredow – als ältestes Kind von Herbert und Marguerite von Bismarck eine Enkelin Otto von Bismarcks 1893 in Schönhausen geboren – hat der Berliner Autor Reiner Möckelmann eine Biografie geschrieben. Über ihr bewegtes Leben vom Kaiserreich über Weimarer Republik, Nationalsozialismus bis in die Bundesrepublik sprach die Stiftungsleiterin Dr. Andrea Hopp mit den beiden.

Leopold-Bill von Bredow (85) erzählte ganz lebhaft von seinen Erinnerungen an Schönhausen, „dem Lieblingswohnsitz seiner Großmutter“. In Potsdam aufgewachsen, verbrachte er viel Zeit seiner Kindheit in Schönhausen. Mit dem Zug auf dem Bahnhof eintreffend, wurde er mit der Kutsche abgeholt. Im Turm des Schlosses, der von der Sprengung 1958 verschont geblieben ist, befand sich das Schlafzimmer „mit zwei großen Biedermeier-Betten. Und im Bad stand eine riesige Wanne. Der Park war für uns Kinder voller Abenteuer, am hübschen Rokoko-Pavillon haben wir Frösche gefangen und Schnecken gezüchtet.“ Oft stöberte er im damaligen Museum auf Gut II, wo er sich als Neunjähriger ins Gästebuch eingeschrieben hat. Zu gern spielte er mit den Kindern von Dr. Liebenow und er verbrachte auch viel Zeit mit Schäfer Treskow in den Elbwiesen. Die kroatische Köchin hat ihn auch während des Krieges mit Lieblingsspeisen wie Roter Grütze verwöhnt.

Das seit 1998 bestehende Museum im Seitenflügel des 1958 gesprengten Schlosses zeigt Bestände aus dem 1948 auf behördliche Anordnung aufgelösten ersten Bismarck-Museum in Schönhausen – diesen drei Jahrestagen ist die von Museumspädagogin Katja Gosdek erstellte Sonderausstellung gewidmet. Andrea Hopp, die mit Ulrich Lappenküper auch den Geschäftsführer der Bismarckstiftung begrüßen konnte, sagte zur Einstimmung: „Sein im wörtlichen Sinne verschüttetes Erbe hat Schönhausen im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt, sichtbar gemacht und 1998 mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt ein Bismarck-Museum eingerichtet. Seit 20 Jahren besteht es als Tourismusmagnet. Seit 2007 dient es zudem als Stätte historisch-politischer Bildung und ist mit dem Sitz der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Schönhausen der einzige ostdeutsche Standort einer der sechs Politikergedenkstiftungen des Bundes.

Nachdem die Gäste mehr über Hannah von Bredow, Bismarcks furchtloser, im Denken unabhängiger und im Urteil scharfsinniger Enkelin erfahren hatten, sahen sie sich die Ausstellung an. Hier sind vor allem auch Hintergründe zu erfahren zu Auflösen 1948, Abreißen 1958 und Wiederentdecken 1998.