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Buchstation Tausende Bücher - für jeden was dabei

In der Buchstation in Havelberg warten Tausende Bücher auf neue Besitzer.

Von Andrea Schröder 06.06.2020, 01:01

Havelberg l Ob Märchen, Krimi, Liebesroman, Lexikon, Fachzeitschrift, Kochbuch oder Philosophische Schrift – in der Buchstation des Kulturprojektes Stadtinsel gibt es kein Genre, das nicht bedient werden kann. Tausende Bücher warten auf neue Besitzer und demnächst gibt es auch einen antiquarischen Bereich. Fast platzt die Buchstation in der Langen Straße 10 in Havelberg aus den Nähten. Regale sind dicht gefüllt mit Büchern verschiedener Genre. Wer auf der Suche nach einem guten Buch ist, wird dort bestimmt fündig. Denn die Sammlung von Büchern aus zweiter Hand ist in den vergangenen Jahren stetig angewachsen. Es war eine Idee des Kulturprojektes Stadtinsel, mit einer Buchstation Leben in die Altstadt zu bringen. Im Sommer 2011 wurde sie unter dem Motto „Lesen und lesen lassen“ eröffnet. Bücher konnten getauscht, geliehen oder gegen eine Spende mitgenommen werden.

„Wir haben hier Minimum 10.000 Bücher“, sagt Marlies Linde. Sie ist eine von derzeit 13 Ehrenamtlichen, die sich um die Öffnung der Buchstation kümmern. Aktuell sind corona-bedingt sieben Frauen und Männer im Einsatz, weshalb die Öffnungszeiten mit dienstags und mittwochs von 10 bis 16 Uhr sowie freitags von 10 bis 13 Uhr noch eingeschränkt sind. Die anderen gehören entweder selbst zur Risikogruppe oder haben jemand in der Familie, der besonders vorsichtig sein muss, berichtet Marlies Linde.

Vor zirka fünf Jahren ist sie aus dem Niedersächsischen in die Hansestadt gezogen. Ganz in die Nähe der Buchstation. „Wenn man gern liest und vor die Tür geht, geht man irgendwann hier rein. Und staunt“, erinnert sie sich an ihre erste Begegnung mit der Buchstation. Mit Bruno Schmidt, der zu der Zeit die Einrichtung leitete, plauderte sie viel. „Ich lese gerne und weiß ziemlich viel über Bücher“, erklärt sie, dass es nicht lange dauerte, bis sie sich den Ehrenamtlichen anschloss und inzwischen die Leitung der Buchstation übernommen hat.

Nach der Corona-Zwangspause ist die Buchstation seit einigen Wochen wieder geöffnet. Darüber sind die Ehrenamtlichen froh, die jeweils für drei Stunden den Dienst übernehmen. Denn somit konnten sie dazu beitragen, die viele Freizeit, die manche in der Pandemiezeit ausgleichen mussten, mit Lesestoff zu gestalten. Das Angebot ist wirklich riesig. Nach Genre geordnet, lassen sich dort viele Bücher entdecken. Für Kinder ist eine extra Abteilung eingerichtet. Außer Büchern gibt es auch CDs, DVDs, Kassetten und Zeitschriften. Gerade wurde eine ganze Kiste voller Angelzeitungen abgegeben. Und es gibt sogar Bücher in extra großer Schrift.

Nach der Schließzeit brachten viele Leute ausgediente Bücher in die Buchstation – sie hatten Zeit zum Aufräumen. Entsprechend viel haben die Ehrenamtlichen mit dem Einsortieren zu tun. So langsam kommen auch wieder mehr Leute, die auf der Suche nach Büchern sind. Und auch die Touristen. „Die Nachfrage ist befriedigend groß“, schätzt Marlies Linde ein. Sie freut sich, wenn sie immer mal wieder Lücken in den Regalen entdeckt und sie neue Bücher einsortieren kann. Auch eine Kindergruppe war schon wieder da. „Es ist wichtig, dass die Kinder erfahren, dass es die Buchstation hier gibt.“ Auch auf der Suche nach Hausaufgabenhilfe werden Kinder fündig. Marlies Linde gibt gern auch Unterstützung bei der Wahl des richtigen Buches. Allerdings ist es besser, wenn derjenige ungefähr weiß, wonach er sucht. Einfach nur zu sagen, „ich suche was für meine Freundin zum 18. Geburtstag“, lässt auch sie etwas grübeln, was denn da das Richtige sein könnte.

Das Prinzip der Buchstation funktioniert mittlerweile auf Spendenbasis. Wer sich ein Buch ausgesucht hat, steckt dafür etwas Geld in die Spendenbox. Anders wird es sein, wenn in Kürze der kleine antiquarische Bereich öffnet. Christine Foege, die viele Jahre die Buchstation leitete und als einstige Buchhändlerin vom Fach ist, kümmert sich darum, auch wenn sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ganz so oft zwischen den Regalen anzutreffen ist. Die ältesten Bücher sind aus dem 19. Jahrhundert, etliche aus den 1920- und 1930er Jahren. „Sie sind wertvoller und dafür werden wir Preise festlegen“, sagt die Seniorin, die mit Marlies Linde eine Freundschaft verbindet.

Einen Ausblick wagt die Leiterin schon mal auf Weihnachten. Da soll es wieder das Bücherwichteln geben. Die Premiere 2019 ist gut angekommen. „Auf der Suche nach Büchern haben die Teilnehmer in alle Ecken geguckt. Ich war entzückt, was wir alles haben.“ Wer in der Buchstation mithelfen möchte, ist übrigens jederzeit willkommen.