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Bürgermeister Brandt: "Eine verhängnisvolle Entwicklung"

In Kamern ist für 2020 einiges in Planung. Darüber sprach Ingo Freihorst mit Bürgermeister Arno Brandt.

Von Ingo Freihorst 04.03.2020, 14:00

Wer die Diskussionen zum Haushalt im Vorjahr verfolgt hat, weiß, dass die Kommunen im Elb-Havel-Land in diesem Jahr auch nicht aus dem Minus herauskommen.
Arno Brandt: Die Zuweisungen, welche wir als Kommune vom Land erhalten, werden in diesem Jahr erstmals komplett für die an die Verbandsgemeinde und den Landkreis zu zahlenden Umlagen benötigt. Das ist eine verhängnisvolle Entwicklung. Der Verbandsgemeinderat muss den Mut haben, neue Wege zu beschreiten, um die Umlagen für die sechs Mitgliedskommunen zu reduzieren. Die Ausgaben müssen endlich den finanziellen Möglichkeiten angepasst werden. Manch größere Maßnahmen muss dann eben über Jahre gestreckt werden. So manche dieser Ausgaben hätten wir uns als Gemeinde allein nie geleistet.

Wann soll der Etat für Kamern beschlossen werden?
Über den Etat wollen wir im Rat diskutieren, sobald der Kämmerer uns diesen vorlegt. Das soll bis März erfolgen, so dass wir dann – wenn alles gut läuft – unseren Haushalt im Mai beschließen können. Da eine Haushaltssperre wegen der absehbaren Neuverschuldung unabdingbar sein wird, müssen wir abwägen, welche Ausgaben am Nötigsten sind. Die Einsparpotentialen sind alle ausgeschöpft, die Personal- und Bewirtschaftungskosten als höchste Ausgabenposten bleiben uns. Wichtig ist, dass das Leben in der Gemeinde weiterhin finanziert werden kann.

Ein Schwerpunkt im Haushalt ist auch in diesem Jahr die Beseitigung der Flutschäden aus dem Sommer 2013, wie sieht es aktuell damit aus?
Ich schätze, dass in unserer Gemeinde aktuell über 75 Prozent der Schäden beseitigt sind. Vor allem die Materialpreise sind in den letzten Jahren drastisch gestiegen, die Kapazität der Baufirmen ist ausgereizt, wodurch im Vorjahr manche Vorhaben nicht wie geplant abgearbeitet werden konnten. In Kamern wurde der Mühlenweg saniert, ebenso der Gehweg an der Chausseestraße. Als nächstes steht der 13. Bauabschnitt an, also der Weg vom Hunnenberg in Richtung Mahlitzer Weg. Teils wird dieser mit Betonspurbahnen befestigt, teils mit Schotter. Geschottert wird auch die Appelallee in Hohenkamern. In Schönfeld muss erst der Deichbau abgewartet werden. Probleme gibt es beim 12. Bauabschnitt, den Wirtschaftswegen um Neukamern. Die Kosten dafür wurden vor einigen Jahren geschätzt, sie sind inzwischen aber bei weitem nicht mehr kostendeckend, ein Nachschuss ist darum nötig. In Kamern und Schönfeld stehen zudem noch immer die Dorfstraßen auf dem Plan. In Vorbereitung befinden sich die Sanierung des Seeweges sowie der Friedensstraße in Wulkau.

Wie sieht es mit der Sanierung des seit der Flutkatastrophe unterbrochenen Radweges zwischen Wulkau und Kamern aus?
Die Aussichten sind günstig, dass hier dieses Jahr endlich gebaut wird. Die Abstimmung mit den Grundstückseigentümern ist erfolgt. Erneuert wird in dem Zuge auch der Brückenkörper am Rahnsee. Mit Blick auf die sehr umfassenden Sanierungsarbeiten möchte ich mich insbesondere bei den Mitarbeitern unseres Bauamtes für ihre Arbeit bedanken.

Was ist zur Bevölkerungsentwicklung zu sagen, hielt der seit 2018 zu beobachtende Zuwachs auch im Vorjahr an?
Kamern konnte als einzige der sechs Mitgliedsgemeinden der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land im Vorjahr bei den Einwohnern zulegen, wir hatten einen Zuwachs von neun Personen. Und haben mit unseren nunmehr 1238 Einwohnern sogar Schollene überholt! Am deutlichsten hatte Wulkau zugelegt, hier wohnen nun fünf Einwohner mehr. Erwähnenswert sind auch die zwölf Geburten in 2019. Eine Folge des Zuwachses ist, dass die Nachfrage nach Bauland aktuell nicht abgedeckt werden kann. Weshalb für die Bauplanung in Kamern derzeit eine Klarstellungs- und Ergänzungssatzung in Arbeit ist, die Kosten dafür werden im Haushalt mit eingestellt.

Im Vorjahr bildete sich auch in Wulkau ein Dorfverein.
Das begrüße ich ausdrücklich. Der Verein plant dieses Jahr die Traditionsfeuer, das Aufrichten des Maibaumes und das Dorffest. Übrigens ist auch in Neukamern die Bildung eines Dorfvereins vorgesehen. In Schönfeld wurde eigens zur Vorbereitung des in diesem Jahr anstehenden 600-jährigen Bestehens der Dorfverein gebildet, welchen wir als Kommune beim Jubiläum natürlich nach Kräften unterstützen werden. Der Dorfverein wird jetzt übrigens von Dennis Motzkus geleitet.

Womit wir bei den kulturellen Veranstaltungen wären…
Die am 6. Juni anstehende Feier in Schönfeld wird sicherlich der kulturelle Höhepunkt in 2020. Erwähnen möchte ich aber auch den Hedemickenlauf am 21. Juni, das Dorffest am 27. Juni in Wulkau, das Strandfest am 4. Juli in Kamern – wobei die Feuerwehr zugleich ihre 30-jährige Partnerschaft mit Clenze feiert – und den Kinosommer am 8. August in Kamern. Ich begrüße es auch, dass der Motorradclub in Schönfeld sich mit vielen Angeboten einbringt. In dem Zusammenhang möchte ich allen Vereinen und ehrenamtlich Tätigen für ihren Beitrag zur Gestaltung des dörflichen Lebens danken. Dazu gehört natürlich auch die Freie Schule, welche Anfang März wieder zu einem Tag der offenen Tür einlädt. Ihnen allen ist die Unterstützung durch die Gemeinde garantiert. Nach der gelungenen Premiere im Vorjahr werden wir auch dieses Jahr wieder im November den Ball der Vereine feiern. Übrigens sind auch die Aktivitäten unseres Jugendklub in Kamern sehr umfangreich und werden von den Kindern und Jugendlichen rege in Anspruch genommen.

Ist denn beim Breitbandausbau endlich alles „in Butter“?
Nein, denn lediglich Kamern und Wulkau sind ans superschnelle und zukunftsfeste Glasfasernetz des Kommunalen Zweckverbands Altmark ZBA angebunden. Geplant ist aber auch noch die Erschließung von Schönfeld und Rehberg, wobei es hierzu vom ZBA leider noch keinen Zeitplan gibt.

Seit 2017 ist das Kamernsche Wahrzeichen, die Hedemicke, über das Leader-Programm in der Planung. Was können Sie hierzu berichten?
Ich bin zuversichtlich, dass die Aktion wie geplant über Leader erfolgen kann. Dazu gab es neue Abstimmungen mit dem Landesverwaltungsamt. Geplant ist, eine Kopie der inzwischen schon arg maroden Hedemicke aus haltbarem Material anzufertigen, um dieses einmalige Naturdenkmal und Wahrzeichen zu erhalten.

Im Vorjahr wurde ein neuer Gemeinderat gewählt, wie läuft die Zusammenarbeit?
Die läuft sehr gut, bis auf Neukamern sind alle Ortsteile in dem Gremium vertreten. Gut ist auch die Mischung aus alten und neuen – und vor allem jungen – Mitgliedern, so gibt es neben frischem Wind auch wieder viele neue Ideen.

Zu diesen neuen Ideen gehörte auch der Hinweis auf das schon lange ungenutzte Landeskulturkabinett. Hat sich eine Lösung gefunden?
Leider fand sich kein Bürger, der das Kabinett ehrenamtlich betreuen wollte. Der Bestand wird darum aufgelöst, derzeit erfassen wir alle Leihgaben und Spenden, um sie zurückzugeben. Allerdings ist dies sehr kompliziert, weshalb ich alle Spender bitte, sich bis Ende April bei uns zu melden. Der Restbestand wird dann ähnlichen Einrichtungen angeboten.

Wie läuft es mit dem Freizeitareal am Schönfelder See?
Für das Mehrzweckgebäude wird nun wieder ein Pächter gesucht, denn der Vertrag mit der Vorgängerin wurde von uns gekündigt. Ansonsten war der nach der Flut komplett sanierte Platz im Vorjahr gut ausgelastet. Für uns als Gemeinde ist dessen Betrieb als freiwillige Aufgabe mit einem hohen Aufwand verbunden, auch hier muss man neue Wege finden.

Die ehrenamtliche Bibliothekarin wurde über den zweiten Arbeitsmarkt von der Gemeinde mit einer weiteren Aufgabe betreut.
Diana Schulz arbeitet nun die Dorfchronik von Kamern auf, welche bis 2002 von Willi Hüttenrauch geführt wurde. Sie wird die Chronik nun digitalisieren. Dazu wurde von uns ein Scanner angeschafft, mit welchem auch Buchseiten faltenfrei gescannt werden können.

Wenn Sie sich etwas für ihre Gemeinde wünschen könnten, was wäre das?
Wenn mal etwas vergessen wird oder nicht wie erhofft klappt, bitte nicht sauer sein und immer wieder nachhaken. Ich wünsche mir, dass der Radweg von Kamern nach Wulkau sowie die Dorfstraßen in Kamern und Schönfeld dieses Jahr endlich saniert werden und dass ein reges kulturelles Leben dafür sorgt, dass alle unsere Ortsteile weiterhin attraktiv bleiben. Allen, die dazu beigetragen haben und weiterhin mit dabei sind, gilt mein aufrichtiger Dank.