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Bundeswehr Mund-Nasen-Schutz in Tarnfarben

Rund ein Drittel der Stammbelegschaft des Panzerpionierbataillons 803 Havelberg versieht momentan seinen Dienst in der Elb-Havel-Kaserne.

Von Andrea Schröder 08.05.2020, 01:01

Havelberg l Nach und nach kehren weitere Soldaten zurück. Zu Beginn der Corona-Krise waren nur 10 bis 15 Prozent vor Ort im Dienst. Jeder, der in der Kaserne arbeitet, bekommt einen ganz besonderen Mund-Nasen-Schutz. Die Havelbergerin Petra Piehl sorgt dafür, dass ausreichend Masken zur Verfügung stehen. 600 aus Fleckentarnstoff genähte Unikate sind bereits fertig. Insgesamt sollen es 2000 werden, lautet der Auftrag für die Schneiderin. „Das ist mal wieder ein Beispiel dafür, wie gut in Havelberg die Zusammenarbeit mit der Zivilbevölkerung funktioniert“, sagt der Kommandeur des Panzerpionierbataillons 803 Havelberg, Oberstleutnant Ralph Peter.

Da es sich nicht immer vermeiden lässt, dass Soldaten nebeneinander arbeiten, wollte er Mund-Nasen-Schutz haben, der für normale Tätigkeiten laut Hygienekonzept ausreicht. Weil diese Masken im Moment nicht leicht zu haben sind, sprach er mit Oberstleutnant Roland Kneschke darüber, ob er jemand in Havelberg kennt, der sie nähen kann. Kennt er. Die Bundeswehr besorgte den Stoff und Petra Piehl begann zu nähen. Dass die Masken so gut ankommen und nun also 2000 gewünscht sind, hätte sie nicht gedacht. „Jede freie Minute sitze ich jetzt an der Nähmaschine, auch an den Wochenenden. Ich träume schon nachts davon“, sagt die Havelbergerin, die natürlich froh ist, diesen Auftrag bekommen zu haben. „Schön, wenn so etwas in der Region bleibt.“

Obwohl der Stoff recht fest ist, lässt es sich mit den Masken gut arbeiten. Das hat sie selbst ausprobiert. „Wir sind auch alle begeistert“, versichert Stabsunteroffizier Katharina Struck, als sie am Mittwoch 150 fertige Masken abholt und eine Rolle neuen Stoff bringt. Ausreichend Gummiband hat Petra Piehl über ihren Großhändler bekommen. Und auch der dünne Draht ist vorhanden. Und so schneidet sie Maske für Maske zu, bügelt, näht, führt den Draht ein, bringt die Gummibänder an. „Da es zurzeit schwierig ist, Masken zu bekommen, durften wir den Auftrag hier vor Ort auslösen“, sagt Roland Kneschke. Und der Kommandeur: „Das hilft uns sehr.“

Er ist froh, dass nun wieder mehr Soldaten ihren Dienst in der Kaserne versehen können. Etwa ein Drittel des Bataillons ist vor Ort. Immer ein Zug einer Kompanie ist da. Die anderen machen Dienst zu Hause. Soweit wie möglich wurde das Personal mit Laptops ausgestattet. Es gibt Videokonferenzen. Zudem hat das Bataillon einen wöchentlichen Newsletter eingeführt, damit jeder erfährt, was es Neues gibt.

Die Offiziersanwärter wechseln zwischen Präsenz- und Fernlernphase. Zu Hause können sie etwa ihr Wissen im Bereich politischer Bildung erweitern. Dafür bekommen sie Bücher mit, die sie dann rezensieren. Militärgeschichte und Sicherheitspolitik sind da zum Beispiel Themen.

Für die Grundausbildung, die nach einigen Jahren Pause wieder ins Bataillon zurückkehrt, bereiten die Gruppenführer Ausbildungsthemen vor. Dabei werden sogleich die Corona-Bestimmungen beachtet und Möglichkeiten zur Auflockerung eingeplant. Wie der Kommandeur berichtet, ist die Grundausbildungskompanie – die neue 4. Kompanie der Panzerpioniere – nun von Munster nach Havelberg gekommen. Die Ausbilder beziehen gerade ihr Gebäude. Ursprünglich sollten am 1. Juli die ersten rund 200 Rekruten begrüßt werden. Der Dienstantritt ist auf den 3. August verschoben worden. Damit soll gewährleistet werden, dass alle noch ihre Schulabschlüsse, die wegen der Corona-Pandemie teilweise später stattfinden, schaffen können. Nach voraussichtlich 14-tägiger häuslicher Isolierung soll die Ausbildung innerhalb von acht Wochen in komprimierter Form erfolgen. „Wir werden den Stoff straffen und sicher auch mal am Wochenende Dienst machen. Unter den gegebenen Bedingungen ist das gerechtfertigt“, so Ralph Peter.

Ein wichtiger Part im Bataillon ist generell die Ausbildung und dabei ein Schwerpunkt die Einsatzvorbereitung. Die erfolgt aktuell im Rotationsverfahren, damit nicht so viele Soldaten zugleich vor Ort sind.

Zudem stellt das Bataillon eine ständige Bereitschaft sicher, um entweder bei Corona-Einsätzen unterstützen zu können oder möglicherweise wieder bei Waldbränden zu helfen, wofür die Pioniere prädestiniert sind. „Ob zu Hause oder vor Ort, es funktioniert alles überraschend gut. Ein Bestandteil der Ausbildung ist auch der Sport. Dafür nutzen die Soldaten jetzt auch viel Zeit“, berichtet der Kommandeur, nachdem er gerade einen Halbmarathon absolviert hatte.

Unterstützung haben die Soldaten in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (Zast) in Halberstadt geleistet. Vom 18. April bis zum 3. Mai sind 15 bis 20 Soldaten zunächst der 2. und später der 3. Kompanie jeden Morgen dorthin gefahren und haben das Sanitätsregiment 1 bei den Corona-Tests bei den Asylbewerbern unterstützt. Dabei übernahmen die Soldaten die Schreibarbeit und den Pendelverkehr zur Uni in Magdeburg, wo die Tests ausgewertet wurden. „Das ist für Pioniere ein ungewöhnlicher Auftrag, aber wir unterstützen da, wo Bedarf ist“, sagt der Kommandeur.

Er ist froh, dass es weiterhin keinen Corona-Infizierten bei seinen Soldaten gibt und hofft, dass alle weiterhin gesund bleiben. Das gilt auch für die Handvoll Soldaten, die sich derzeit im Irak und in Mali im Einsatz befinden. Aus Afghanistan sind alle Soldaten zurückgekehrt. Ein weiterer Wunsch von ihm ist der nach Regen. Bleibt es weiterhin so trocken, könnte es bald passieren, dass die Pioniere, so wie im vergangenen Jahr bei dem verheerenden Feuer in Lübtheen, wieder bei der Waldbrandbekämpfung gefordert sind.

Ein Bataillonsappell wird in naher Zukunft nicht stattfinden können. „Für die Anfang Juli anstehende Kompanieübergabe finden wir aber bestimmt eine Lösung.“ Dass in diesem Jahr im Juni kein Havelbiwak als Tag der offenen Tür stattfinden kann, bedauert der Kommandeur. „Wir hatten dort letztes Jahr 6000 Besucher. Auch wenn es mir in der Seele weh tut, es wäre unverantwortlich, eine solch große Veranstaltung anzubieten. Deshalb haben wir uns frühzeitig für die Absage entschieden.“ Sein Fazit nach sieben Wochen Bundeswehr unter Corona-Bedingungen: „Wir machen das, was wir immer machen, nur eben auf Abstand.“