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Bundeswehr Westafrikaner bei Havelberger Pionieren

Soldaten aus Westafrika haben ihr fünfmonatiges Truppenpraktikum bei den Pionieren in Havelberg absolviert.

Von Andrea Schröder 29.11.2017, 17:44

Havelberg l Soldaten aus fernen Ländern wurden schon öfter beim Panzerpionierbataillon 803 in Havelberg zur Ausbildung begrüßt. Zuletzt waren es zwei Westafrikaner und ein Iraker, die hier all das lernen, was sie als Pionieroffiziere in ihrer Armee wissen müssen. Pascal Balogoun ist in Benin zu Hause, Kevin Ouedraogo im benachbarten Burkina Faso. Beide sind seit rund zwei Jahren in Deutschland. Sie haben zunächst beim Bundessprachenamt in Hürth die deutsche Sprache gelernt, die sie richtig gut beherrschen. Dann durchlaufen sie verschiedene Stationen. In ihrem Jahrgang sind es insgesamt 27 Soldaten aus 15 Ländern, die bei der Bundeswehr ausgebildet werden. Fünf Monate waren die beiden in Havelberg zu Gast, ebenso wie Daraj Humam aus dem Irak.

Kevin Ouedraogo hat in seiner Heimat eine Elite-Schule besucht und Jura studiert. „Seit der Schule hatte ich den Traum, Offizier zu werden. Es gibt nicht viele Arbeitsplätze bei uns. Als Offizier genießt du Respekt und ein hohes Ansehen, und ich kann dazu beitragen, mein Land zu schützen“, nennt er den Grund für seine Berufswahl. Die Landesgrenze vor Terroristen zu sichern, ist die Hauptaufgabe der Armee. „Ich werde dahin gehen und kämpfen. Natürlich hat man auch Angst vor IDs und anderen Überraschungen, aber der Schutz der Menschen in unserem Land ist wichtig.“

Dabei denkt der 25-Jährige auch an seine Freundin und seinen einjährigen Sohn. Elf Monate hat er beide nicht gesehen. Über Skype und WhatsApp wird der Kontakt zur Familie gehalten. Inzwischen ist er auf Heimaturlaub. Anfang Januar kehrt er wieder zurück nach Deutschland.

Auch Pascal Balogoun hat sich gefreut, nach so langer Zeit wieder nach Benin fliegen zu können, wo ihn seine Freundin und sein zweieinhalbjähriger Sohn erwarteten. 2010 ist er in die Armee eingetreten und wollte nach der Grundausbildung in den Sanitätsdienst gehen. Doch er entschied sich, statt der Unteroffiziers- die Offizierslaufbahn einzuschlagen, um selbst Soldaten ausbilden zu können. „Die Armee meines Landes arbeitet mit der Polizei zusammen. Es herrscht große Armut und es gibt strukturelle Probleme. Die Sicherheit der Bevölkerung ist mir wichtig und ich kann so an der Entwicklung meines Landes Anteil nehmen“, erzählt der 28-Jährige.

Die beiden jungen Männer gehören zu den absoluten Spitzen in ihren Ländern. Nur so kommen sie in den Genuss einer Ausbildung in Nato-Ländern wie Deutschland, erklärt Presseoffizier Hauptmann Stefan Gäde. „Sie sollen einmal Führungspositionen übernehmen und gehen, wenn sie ihre jetzige Ausbildung erfolgreich absolvieren, sehr wahrscheinlich in die Generalstabsausbildung.“

Das Truppenpraktikum bei den Havelberger Panzerpionieren hat beiden gut gefallen. „An den Schulen lernen wir viel Theorie, aber hier geht‘s um die praktischen Erfahrungen. Wir haben an der allgemeinen militärischen Ausbildung und Orientierungsmärschen teilgenommen, Stellungen gebaut, uns als Zugführer erprobt und die Technik kennengelernt, die zum Teil auch bei uns verwendet wird. Neu war für mich die Faltschwimmbrücke der Pioniere“, berichtet Pascal Balogoun.

In ihrer Freizeit haben sie zum Beispiel mit Oberstleutnant Eberhard Zimmer die Hansestadt per Fahrrädern erkundet und sich den Dom angeguckt. Bei Bootskorso und Pferdemarkt waren sie mit dabei.

„Wir bedanken uns bei unseren Gastgebern für die Möglichkeit, hier unsere Ausbildung absolvieren zu dürfen“, sagt Kevin Ouedraogo. „Wir haben gelernt, dass die Deutschen sehr gründlich sind. Es heißt, immer arbeiten, arbeiten, arbeiten, sich durchzubeißen und sein Bestes zu geben. Die Kameradschaft ist hier sehr groß, das gefällt mir.“