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Dachsanierung Mehr Hölzer als erhofft im Gebälk befallen

Seit einiger Zeit wird an der Sandauer Kirche wieder gebaut. Diesmal aber nicht am Turm, sondern am Dach des Hauptschiffes.

Von Ingo Freihorst 02.11.2018, 17:00

Sandau l Es hatte einige undichte Stellen im Dach gegeben, weshalb eine Sanierung unumgänglich war. Die Schäden waren vor allem hinter dem Turm zu verzeichnen, denn hier gibt es bei Sturm Verwirbelungen. Weil die Kosten für die Komplettsanierung des riesigen Daches immens sind, wird in Abschnitten gebaut. Zuerst am Hauptschiff. Insgesamt sind etwa 1000 Quadratmeter Kirchendach neu zu decken.

Nicht nur an den Fassaden, sondern auch im Innern steht seit kurzem ein riesiges Baugerüst. Kurz unter der Decke wurde eine Arbeitsebene errichtet, von hier aus wurden die Hölzer begutachtet. Dazu mussten die Querbalken von den Brettern befreit werden, mit denen sie verkleidet waren.

Wie so oft bei solchen Altbau-Sanierungen traten unliebsame Überraschungen zutage: Das Holz war stärker als erhofft befallen. Und zwar auch jenes, was 1992 schon mal ersetzt worden war. Manches wurde nicht fachgerecht erledigt, was jetzt ersichtlich wird.

So sei es wichtig, dass die Hölzer belüftet sind, berichtete Peter Busse von der Kirchgemeinde als Bauherr. Zum Beispiel die Auflagehölzer wurden eingemauert, die Nässe staute sich. Beste Biotope für Holzwurm und Hausschwamm, welche nur bei entsprechender Feuchtigkeit aktiv werden. Ein frei liegender Querbalken war zu großen Teilen vom Wurm zerfressen, bei einem anderen zeigte sich unmittelbar neben der Fassade Schwammbefall. Der Pilz war weiß, was bedeutet, dass es für ihn derzeit zu trocken ist. Ansonsten wäre er schwarz. Denn sobald er Feuchtigkeit bekommt, erwacht er wieder zu neuem Leben – auch nach Jahren.

Deshalb muss nicht nur das befallene Holz, sondern auch das nahe Mauerwerk vom Myzel befreit werden – und zwar komplett. Ein Holzgutachter war auch vor Ort und zeichnete an, wie weit die Zimmerleute die Balken stutzen müssen. Finden diese im Innern weiteres Myzel, wird noch mehr gekappt und durch neue Hölzer ersetzt. Laut Vorgabe des Denkmalschutzes muss so viel als möglich vom alten Holz erhalten bleiben. Was nicht immer billiger ist.

Die Schäden im Dach waren auch entstanden, weil es zum Teil mit leichtem Industrie­biber-Ziegeln eingedeckt worden war. Das sei in den 1970-er Jahren nach einem Orkan geschehen, informierte Peter Busse. Zu allem Übel hatte man damals auch den Bauschutt oben liegen gelassen, wodurch sich ebenfalls Staunässe bildete.

Für den ersten Bauabschnitt – also das Hauptschiffdach – sind um die 350 000 Euro eingeplant. Enthalten sind darin neben Gerüstbau, Dacheindeckung und Gebälk auch die Holzdecke. Danach sollen der Hohe Chor und die Apsis an die Reihe kommen, wobei hier die Finanzierung aber derzeit noch ungeklärt ist.

Der aktuelle Abschnitt wird mit Geld von Lotto-Toto, aus dem Baulastfonds des Kirchenkreises, von der Landeskirche und mit einem Landeszuschuss in Höhe von 140 000 Euro, welchen das Sandauer CDU-Landtagsmitglied Chris Schulenburg vermittelte, finanziert. Natürlich muss die Kirchgemeinde auch einen Eigenanteil beisteuern.

Der Baufortschritt sei abhängig vom Wetter und der Anzahl der aufgefundenen Schäden, informierten Peter Busse und Pfarrer Hartwig Janus. So kann der Hausschwamm nur bei offenem Wetter beseitigt werden. Ob der Quempas an Heiligabend schon wieder in der Kirche stattfinden kann, ist derzeit eher unwahrscheinlich. Das wäre nicht das erste Mal: Nach dem Krieg hatte er wegen der zerstörten Kirche im Schützenhaus stattgefunden.