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Deichrückverlegung Wall entsteht zwischen Wulkau und Sandau

Die erste Deichrückverlegung bei Sandau wurde im Juni 2018 beendet, zeitgleich begannen die Arbeiten im Südbereich der Elbestadt.

Von Ingo Freihorst 05.09.2018, 18:00

Sandau l Einen großen weißen Kasten, in dem es mächtig prasselt, zieht ein Traktor an der Anschlussstelle zum Sandauer Altdeich hinter sich her. Es ist eine Fräse, welche die Erde durchmischt, auflockert und Klumpen beseitigt – so entsteht ein gleichmäßiges Material für den neuen Deichkörper. Daneben fährt eine sogenannte Schaffußwalze, welche das zuvor gefräste Erdreich Schicht für Schicht mit ihren dicken Stahlnoppen verdichtet.

Die Erde stammt vom Altdeich, welcher im Nordbereich der Stadt seit Anfang Juni an fünf Stellen geschlitzt und dort komplett abgetragen wird. Der hier errichtete 2,8 Kilometer lange neue normgerechte Deich kann nach zwei Jahren seine Funktion erfüllen – so lange braucht das Material, um sich zu setzen.

Die jetzt gestartete Deichrückverlegung im Südbereich ist für den Schutz der Sandauer vor Hochwasser wichtig, bei den jüngsten Extremen in 2002 und 2013 hatte es dort immer wieder Probleme mit Sickerstellen gegeben. Unter anderem an der Bewässerung sowie auf Höhe Wulkau, wo es sogar zu Böschungsabrutschungen gekommen war. Zudem verlief dieser Wall in zahlreichen Kurven, welche bei der Verteidigung vor allem des nachts das rasche Vorankommen arg erschwerten.

Die puren Zahlen der zweiten Rückverlegung bei Sandau sind recht beeindruckend: Der neue Deich, der sich schnurgerade durch die Feldmark ziehen wird, ist 3443 Meter lang und benötigt eine Fläche von 26,5 Hektar. Mit dem beiderseitigen fünf Meter breiten Schutzstreifen ist der neue Wall im Schnitt 40 Meter breit, die Breite ist von der Höhe abhängig. Diese beträgt in dem Areal zwischen vier und fünf Meter.

Weil dafür eine Menge Erdreich benötigt wird – insgesamt 293.600 Kubikmeter – kam es dem Bauherren, dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz LHW, sehr gelegen, das Erdreich vom Altdeich im Nordbereich zu nutzen, welcher derzeit an fünf Stellen geschlitzt wird. So spart man lange Transportwege. Ein Teil des benötigten Erdreichs wird zudem aus zwei Bodengewinnungsstellen entnommen.

Auf den Deichkörper wird als Dichtung auf der Wasserseite Aueton aufgetragen, dieser wird ebenfalls vor Ort gewonnen. Insgesamt werden davon 32.000 Kubikmeter benötigt. Laut Norm wird die Deichböschung mit einer Neigung von 1:3 errichtet.

Landseitig erhält der Wall eine befahrbare Berme, so dass man auch überall hingelangt, wenn ringsum schon Wasser steht. Sogar 40-Tonner können darauf fahren – falls im Notfall Sand transportiert werden muss. Die Berme wird auf drei Metern Breite mit Beton- steinpflaster befestigt, die Krone erhält eine 2,5 Meter breite Asphaltschicht. Denn diese muss von den Fahrzeugen des LHW zwecks Deichunterhaltung befahren werden, zugleich soll der Wall aber auch als Radweg dienen.

Der reine Deichbau soll bis Dezember kommenden Jahres abgeschlossen sein, ab August 2021 soll auch hier der Altdeich geschlitzt werden. Dann erhält die Elbe hier eine zusätzliche Überflutungsfläche von 120 Hektar – doppelt so viel wie im Nordbereich. Zugleich wird ein „Flaschenhals“ für den Abfluss des Hochwassers entschärft, so dass hier der Wasserspiegel um sechs, sieben Zentimeter abgesenkt werden kann.

Mit den Arbeiten betreut wurde die Firma Eggers aus Wittenberge, welche auch schon die Ausschreibung für den Nordbereich gewonnen hatte. Als Bauzufahrten werden Feldwege zwischen Sandau und Wulkau genutzt, so dass die Straßen der Kommune nicht über Gebühr strapaziert werden. Das gilt auch dann, wenn der Deich in der Ortslage saniert wird. Was im kommenden Jahr erfolgen soll.

Bereits fertig ist die Umbauung einer Gasleitung, welche die Deichtrasse quert. Um die Leitung herum wurde undurchlässiger Boden eingebracht, zudem wurde diese gegen Auftrieb gesichert. Die Arbeiter liegen im Zeitplan, informierte Kristina Rotter, die für das Projekt zuständige Ingenieurin beim LHW.

Beide Projekte sind Bestandteile des Nationalen Hochwasserschutzprogrammes und werden komplett vom Bund bezahlt. Im Nordbereich sind dies über 11 Millionen Euro und im Süden etwa 16,6 Millionen Euro. Als Ausgleich für den Naturschutz werden Kleingewässer angelegt und Hecken sowie ein Auwald angepflanzt.