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Dorfjubiläum Wulkau hat wieder zwei Wegweiser

Ein steinerner Wegweiser steht jetzt in Wulkau wieder an jener Stelle, wo er vor genau 40 Jahren verschwunden war.

Von Ingo Freihorst 02.10.2017, 01:01

Wulkau l Folgt man dem nach links weisenden Pfeil, gelangt man nach „Camern“, rechts geht es zum „Feldweg“ – so steht es auf dem steinernen Zeitzeugen zu lesen. Doch war es nicht einfach gewesen, die Schrift zu entziffern, berichtete Caren Pfundt bei der feierlichen Einweihung am Sonnabend. Schließlich hatte der Wegweiser über viele Jahre als Türschwelle zum Entenstall des nahe gelegenen Grundstücks gedient und war entsprechend abgenutzt und verwittert gewesen.

Dass er jetzt wieder in alter Schönheit erstrahlt, ist ein Verdienst des Havelberger Steinmetzes Eik Jaworsky, welcher den lange verschollen geglaubten Wegweiser gratis aufarbeitete und wieder in der Kurve vorm Ortsausgang nach Kamern aufstellte. „Eine tolle Geste, dafür ein herzliches Dankeschön“, freute sich Caren Pfundt. Denn eigene Mittel hätte die verschuldete Gemeinde dafür nicht bereitstellen können.

Wie lange der Wegweiser an jener Stelle stand, ist unklar. Vielleicht wurde er beim Pflastern der Dorfstraße im Jahr 1870 aufgestellt. Oder zehn Jahre später, als die Straße nach Rathenow gebaut wurde.

Mit der Sanierung der Dorfstraße, welche 1977 erfolgte, war der Stein verschwunden – damals legte man wohl auf solche Zeitzeugen wenig Wert. Erst der damalige Ortschronist Horst Knoke hatte irgendwann später mal wegen des Wegweisers bei ihr nachgefragt, erinnerte sich Caren Pfundt, die zu jener Zeit Bürgermeisterin war. Allerdings verlief die Sache im Sande.

Eines Tages meldete sich Anke Ziegler bei ihr und informierte darüber, dass der Wegweiser bei ihr auf dem Hof liege. Er war beim Abriss des Stallgebäudes entdeckt worden. Die Wulkauerin berichtete bei der Einweihung, dass damals neben dem Wegweiser eine Milchbank gestanden hatte, dahinter war die Wendestelle für den Lkw, welcher die Milchkannen abholte.

Günter Klam aus Kamern holte den Stein zu sich, um ihn zu sanieren. Bei der Einweihung des Wegweisers am anderen Dorfausgang vor zwei Jahren kam dann die Idee auf, auch diesen zweiten Wegweiser wieder aufzustellen – allerdings fehlte es am nötigen Geld für die Sanierung.

„Dieser Stein soll uns an unsere Geschichte erinnern“, schloss Caren Pfundt ihre Rede. Das Jubiläumsjahr – vor 650 Jahren wurde der Ort erstmals schriftlich erwähnt – habe dafür einen würdigen Anlass geboten. Es zeigte aber auch, dass man in Wulkau vieles gemeinsam bewegen konnte.

Danach ergriff Bürgermeister Arno Brandt das Wort. Es wäre zu schön gewesen, wenn er jetzt auch noch den Bescheid zur Sanierung des nach Kamern führenden Radweges bekommen hätte. Doch lässt dieser weiter auf sich warten. Vor etwa 20 Jahren war der Weg als kommunales Projekt eingeweiht worden. Arno Brandt hofft sehr, dass im kommenden Jahr die Differenzen mit der Landesstraßenbaubehörde zu den Zuständigkeiten endlich überwunden sind und der bei der Flutkatastrophe vor über vier Jahren zerstörte Radweg endlich saniert werden kann.

Mit Sekt wurde anschließend auf den Wegweiser angestoßen, dann setzte sich der Fackelumzug in Bewegung. Auf dem Bürgersteig ging es in Begleitung der Feuerwehr zum Festplatz am Jugendtreff, wo der Tag am Feuer gemütlich ausklang.

Die nächste Veranstaltung im Wulkauer Jubiläumsjahr ist einem weiteren Jubiläum gewidmet: der Reformation, welche vor 500 Jahren mit dem Thesenanschlag Martin Lut­hers in Wittenberg begonnen hatte. Diplom-Bibliothekarin Johanna Leu, Vorsitzende des Premnitzer Kulturfördervereins Mark Brandenburg, wird am 29. Oktober aus einem Buch von Ursula Koch über Frauen in der Zeit der Reformation berichten. Die musikalische Lesung in der Kirche beginnt um 15 Uhr, an der Orgel begleitet vom Schollener Karl-Heinz Gorges. Anschließend wird an die Kaffeetafel eingeladen.